Wo wohnt der Weihnachtsmann

Der Weihnachtsmann hat zwar ein Postamt in Himmelpfort (Oberhavel), doch wo er eigentlich lebt, darüber lässt sich trefflich streiten. Einige meinen, er wohne im Himmel. Nicht wenige vermuten ihn in Finnland. Die Finnen selbst sind sich dessen ganz sicher: Die Heimat des Weihnachtsmannes ist der geheimnisvolle Berg Korvatunturi jenseits des Polarkreises. Fjells, Moore, Wälder – und der Ohrenberg: Der 486 Meter hohe Ohrenberg, wie er übersetzt heißt, liegt innerhalb des Polarkreises im finnischen Teil Lapplands an der Grenze zu Russland. Den Namen verdankt er seiner Erscheinung: Die Gipfel des Berges sehen von weitem so aus, als säße dort ein großes Tier mit aufgestellten Ohren. Der Korvatunturi ist eingebettet in den 2250 Quadratkilometer großen Urho-Kekkonen-Nationalpark, der aus baumlosen Hochebenen (Fjells), Mooren und Wäldern besteht und in dem die samische Bevölkerung, die Ende des 19. Jahrhunderts aus Norwegen eingewandert ist, Rentiere züchtet. Der Joulupukki,die Joulumuori und die Tonttus: Der Joulupukki, wie die Finnen den Weihnachtsmann nennen, lebt nicht auf, sondern im Korvatunturi. Er teilt die felsige Wohnstatt mit seiner Frau Joulumuori (die alte Dame Weihnachten) und mit unzähligen Tonttus, seinen Gehilfen. Wie die zwergenähnliche Gestalt der Tonttus und das Vorhandensein einer Frau (die Nacht vor der Wintersonnenwende wurde Mütternacht genannt), so weist auch der Name des Weihnachtsmannes auf die ursprünglich heidnischen, vorchristlichen Glaubensvorstellungen hin: Joulupukki heißt übersetzt Weihnachtsbock, was auf die mythische Gestalt des Julbockes verweist. Vor langer Zeit war es üblich, sich nach dem Weihnachtsessen mit Ziegenhäuten als Julbock zu verkleiden. Markus Rautio begründet die Legende: Auch wenn die Finnen schon immer vermuteten, dass der Weihnachtsmann natürlich in ihrem Lande lebt: Die Legende, wonach er im Berg Korvatunturi wohnt, ist enttäuschenderweise noch recht jung. Sie geht auf den populären finnischen Rundfunksprecher Markus Rautio zurück. In der von ihm in den Jahren 1927 bis 1956 moderierten Kindersendung gab er die von ihm erfundene Geschichte zum Besten – mit der Begründung, im Ohrenberg könne der Joulupukki die Kinder gut hören. Diese Idee griff der Zeichner und Illustrator Mauri Tapio Kunnas in seinem Buch „Wo der Weihnachtsmann wohnt“ (1982) auf, und so wurde diese Legende nicht nur in Finnland zum Allgemeingut. Ein Weihnachtsmanndorf „in der Nähe“: Die Finnen sind sich wohl bewusst, wie anziehend der Joulupukki auf viele Menschen wirkt. Da der Weg bis zum Korvatunturi aber zu weit und zu beschwerlich ist, haben sie dem bärtigen Gesellen in den 1980er Jahren im 283 Kilometer entfernten Rovaniemi, der lappischen Provinzhauptstadt, einen Zweitwohnsitz eingerichtet: ein ganzes Weihnachtsmanndorf, das jährlich über 500 000 Besucher aus aller Welt anlockt. Das Dorf ist ein unternehmerisch eigenständiger Ferienort und die berühmteste Attraktion in Lappland. 2010 bekam Rovaniemi den Status als offizieller Heimatort des Weihnachtsmannes. Aber wenn dies alles nur ausgedacht ist und auf Kommerz beruht: Wo wohnt denn der Weihnachtsmann nun wirklich? Na dort, wo alles lebt, was man liebt: im eigenen Herzen. Info Das Weihnachtsmanndorf im Internet >> Von Maria Kröhnke