Impf-Hotline überlastet: Warteschleife für Termin zur Corona Impfung 116117

Der Soundtrack der vergangenen Tage klingt für Gerlinde Irmscher derzeit so: „Leider sind aufgrund zahlreicher Anrufe in ihrem Landkreis derzeit alle Leitungen belegt. Bitte versuchen Sie es später noch mal.“ Seit Montag versucht sie vergeblich, unter der Impfhotline 116117 einen Termin für eine Corona-Impfung zu vereinbaren, so wie viele andere auch. Sie will den Termin nicht für sich, dafür ist sie noch zu jung, sondern für ihre Mutter. Die ist im Oktober 100 geworden und damit definitiv terminberechtigt, wie es im neuen Impfdeutsch heißt. Sie wohnt alleine, geht täglich spazieren, zuweilen sogar einkaufen, was das Risiko einer Ansteckung mit dem Virus Sars-Cov-2 erhöht. Und für über 100-Jährige, ganz gleich wie robust sie noch sind, ist die so übertragene Lungenkrankheit Covid 19 definitiv lebensgefährlich. Zu wenig Kapazitäten im Callcenter: „Mir wäre es deshalb schon wichtig, dass ich möglichst bald einen Impftermin für sie bekomme“, sagt die MAZ-Mitarbeiterin. Seit die Hotline am Dienstag freigeschaltet wurde, wählt sie gefühlt alle 15 Minuten die Nummer. Aber bislang ohne Erfolg. Nachdem eine automatische Frauenstimme sie durch das Menü geleitet hat, ertönt die immer gleiche Absage. Zu viele Menschen haben derzeit denselben Gedanken. Auch die Mitarbeiter des AWO Seniorenheims in Wildau hingen stundenlang in der Warteschleife fest. „Wir waren sehr verwundert, wie das abgelaufen ist“, sagt Prokuristin Elfrun Makowski. Später stellte sich heraus, dass die Termine für Pflegeeinrichtungen online vereinbart werden können, über ein zentrales Online-Terminbuchungssystem des DRK. So hat es endlich geklappt, Anfang nächster Woche wird ein mobiles Impfteam das Seniorenheim in Wildau aufsuchen. Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin Brandenburg, die für die Terminvergabe zuständig ist, hat deshalb bereits ein Statement veröffentlicht und sich für den holprigen Start entschuldigt. Die Kapazitäten im Callcenter seien aktuell trotz 150 Mitarbeitern dem großen Ansturm nicht gewachsen, heißt es darin. Man arbeite daran, sie aufzustocken, aber das gehe nicht von heute auf morgen, weil das Thema beratungsintensiv sei und man die Mitarbeiter schulen muss. Zu viele Anrufer ohne Impfberechtigung: Ein Problem sei, dass viele Menschen anrufen, die jünger als 80 Jahre sind und auch keine Altenpfleger. An diese Gruppen werden derzeit keine Termine vergeben, weil für sie noch nicht genügend Impfstoff da ist. Sie verstopfen aber die Leitungen, heißt es. Gerlinde Irmscher hat in ihrer Verzweiflung auch schon die Hausärztin ihrer Mutter kontaktiert. Aber auch dort ist man konsterniert. Man fühle sich allein gelassen, sagt die Arzthelferin. „Die Leute rufen bei uns an, aber wir haben auch keine anderen Informationen, als dass Termine nur über die 116117 vergeben werden.“ Anrufer können auch für Schönefeld Termine vereinbaren: Immerhin scheint festzustehen, dass das Impfzentrum in Schönefeld in der kommenden Woche seinen Betrieb aufnimmt. Informationen dazu sind aktuell noch rar. Aber wie die Kassenärztliche Vereinigung mitteilt, können Anrufer – sofern sie denn durchkommen – inzwischen für drei Impfzentren Termine vereinbaren: Für Cottbus und Potsdam, die bereits am Dienstag den Betrieb aufgenommen haben, und für Schönefeld. Das ist auch gut so, sagt Gerlinde Irmscher. „Ich möchte mit einer 100-Jährigen nicht nach Potsdam oder Cottbus fahren, das ist unverhältnismäßig.“ Wann sie selbst dran ist, wann jüngere, gesunde Menschen immunisiert werden, und wann vor alle Fachärzte selbst impfen können, das steht alles noch in den Sternen. Ersteres hänge davon ab, wann wie viel Impfstoff nachgeliefert wird. Erwartet wird derzeit, dass die breite Bevölkerung ab Mai oder Juni geimpft werden kann. Das zweite davon, wann ausreichend Impfstoffe auf den Markt kommen, die nicht bei minus 70 Grad gekühlt werden müssen, heißt es beim Land. Gerlinde Irmscher hofft nun, dass sie so lange nicht warten muss, bis sie bei der Hotline durchkommt. Ihre Mutter soll möglichst geimpft werden bevor sie 101 wird. Von Oliver Fischer