Die Visitenkarte des Hauses: Worauf es bei der Haustür ankommt
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Die Haustür: Sicher muss sie sein, gut gedämmt und optisch zur Fassade des Hauses passen.
© Quelle: Evelyn Paris/Unsplash
Die Haustür vermittelt Besucherinnen und Besuchern oft einen ersten Eindruck von dem, was sie dahinter erwartet. Für Frank Lange, Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade, ist sie deshalb eine großformatige Visitenkarte. Bei der Auswahl sollte aber nicht nur die Optik überzeugen. Vielmehr gilt es, eine Reihe von Aspekten zu berücksichtigen. Ein Überblick.
Sicherheit
Haustüren sind in Widerstandsklassen von eins bis sechs eingeteilt. „Die Polizei empfiehlt mindestens Widerstandsklasse zwei″, sagt Helmut Rieche, Vorsitzender der Einbruchschutz-Initiative „Nicht bei mir!“. Dann besitzen die Schlösser eine Mehrfachverriegelung, die in den Rahmen greift. Die Bandseite mit den Scharnieren ist fest verankert. Das Gleiche gelte für den Türrahmen, erläutert Rieche weiter. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass das Produkt VdS-zertifiziert ist. Wer bestehende Türen nachrüstet, sollte zum Beispiel ein Querriegelschloss verwenden, dessen Streben möglichst in die Wände gehen.
Rieche weist darauf hin, dass andere Hauszugänge genauso gut gesichert werden sollten. Denn in rund 80 Prozent aller Fälle brechen die Täter über Balkon, Terrasse oder Fenster ein. Haustüren werden von Einbrechern hingegen meist gemieden. „Sie sind vergleichsweise gut gesichert“, sagt Rieche.
Wärme
Der Hauseingangsbereich sollte gut gedämmt sein, damit möglichst wenig Wärme verloren geht und keine Zugluft entsteht. Bei Neubauten sei das in der Regel der Fall, weil Haustüren den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) genügen müssen, erklärt Ralf Spiekers, Abteilungsleiter Technik, Normung, Arbeitssicherheit beim Bundesinnungsverband des Tischler- und Schreinerhandwerks. Alle Produkte sind Luftdichtigkeitsklassen zugeordnet. Im Idealfall weisen sie einen U‑Wert deutlich unter 1,8 W/m²K auf.
Über gute Dämmeigenschaften verfügt Holz. Aber auch Materialkombinationen beispielsweise aus Holz und Kunststoff sind geeignet. Viele Türen besitzen einen dämmenden Kern, der etwa aus Kork besteht oder ausgeschäumt ist. Gehören zur Tür Glaselemente, sollte hochisolierendes Wärmeschutzglas gewählt werden. In die Türfalz ist möglichst eine umlaufende Kunststoffdichtung integriert. Das gilt auch für den Rahmen, der ebenfalls gute Dämmeigenschaften besitzen sollte. Sind Innen- und Außengriffe getrennt, werden Kältebrücken vermieden.
Schall
„Je schwerer das Baumaterial, umso besser der Schallschutz“, schreibt der Verband Privater Bauherren (VPB). Sehr wirkungsvoll sind Türen mit einem massiven Holzkern. Kunststofftüren sind zwar vergleichsweise günstig und pflegeleicht, weisen aber einen geringeren Schallschutz auf.
In der Komfortzone
Für die Sicherheit und den Komfort des Hauseingangs ist der Bereich vor der Haustür wichtig. Dieser sollte gut ausgeleuchtet sein. Damit das Licht nicht dauerhaft brennt, kann ein Bewegungsmelder eingebaut werden. Dunkle Ecken sollten vermieden werden, unter Umständen ist es ratsam, etwa Büsche zurückzuschneiden. Geachtet werden sollte zudem auf eine ausreichend große Bewegungsfläche mit rutschfestem und kontrastreichem Belag. Empfohlen werden mindestens 1,20 mal 1,20 Meter. Ein Vordach schützt vor Wind, Hagel, Schnee und Regen – die Bewohnerinnen und Bewohner ebenso wie die Haustür. Die Fläche davor sollte leichtes Gefälle besitzen, damit Regenwasser abfließt. Bei Starkregen ist eine Entwässerungsrinne sinnvoll.
Barrierefreiheit
Eine niedrige Türschwelle verringert die Stolpergefahr. Soll der Eingang schwellenlos sein, kann die Bodendichtung automatisch beim Öffnen versenkt werden. Eine Alternative seien Magnetdichtungen, die nach oben und unten greifen, wenn die Tür schließt, erklärt die Verbraucherzentrale. Der Durchgang sollte mindestens 90 Zentimeter breit sein, für Rollstühle sind ein Meter breite Türen zu empfehlen. Davor und dahinter sollten ausreichende Bewegungsflächen berücksichtigt werden. Breite Türen sind vergleichsweise schwer. Bei Bedarf hilft ein elektronisches Türöffnungssystem. Werden Bedienelemente wie Klingel, Gegensprechanlage und Türdrücker in einer Höhe zwischen 0,85 und 1,05 Metern angebracht, sind sie für alle zu erreichen.
Optik und Pflege
In der Regel entscheiden Eigentümerinnen und Eigentümer, welche Haustür eingebaut wird. „Sie muss ihnen gefallen“, betont Spiekers. Angesichts der vielen Variationsmöglichkeiten, vom Material über die Farbe bis hin zu den Beschlägen, sei fast jede Tür ein Unikat. „Dank der Maserung und der warmen Farbe ist eine Haustür aus Holz optisch besonders attraktiv, und kein Exemplar sieht aus wie das andere“, ergänzt Lange. Auch Sonderwünsche wie Nachbauten historischer Türen können laut Spiekers erfüllt werden: „Es gibt Tischler, die sich auf Fenster und Türen spezialisiert haben, da können Sie das bekommen. Gestalterisch ist fast alles möglich.“
Die Verbraucherzentrale zählt zu den Auswahlkriterien unter anderem das Design und den Pflegebedarf. Ein Haus wirke einladend, „wenn Design, Material und Farbe der Haustür mit der Fassade und den Fenstern des Gebäudes harmonieren“. Ein zeitloser Stil sei auf Dauer betrachtet besser als modische Spielereien.
Technik
Der Haustürschlüssel ist auf dem Rückzug. Immer häufiger werden smarte Schließanlagen verwendet. Das können beispielsweise Karten- oder Fingerprintsysteme sein. Vorteil: Wenn ein Schlüssel verloren geht, muss nicht das Schloss ausgewechselt werden. Außerdem können beliebig viele Zugangsberechtigungen geschaffen werden. Die Technik ist aber noch vergleichsweise teuer, und die Software kann geknackt werden. Rieche hält elektronische Systeme deshalb nicht für besonders sicher, sondern vor allem für bequem. Weitere Sicherheitsvorrichtungen sind Türspione mit Nachtsichtfunktion und Videosprechanlagen.
Einbau
Die beste Tür nützt wenig, wenn sie nicht fachgerecht eingebaut wird. Rieche rät dazu, auf Fachbetriebe zurückzugreifen, die eine VdS‑Zulassung besitzen. Diese sind zum Beispiel auf der Website von „Nicht bei mir!“ gelistet. „Gehen Sie zu einem Fachbetrieb, der das regelmäßig macht“, ergänzt Spiekers. Die Haustüren sollten ab und an gewartet werden, damit sie weiterhin dicht schließen.
Förderungen
Laut Verbraucherzentrale sehen mehrere Programme der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Fördermittel vor, die für den Einbau einer neuen Haustür genutzt werden können. Infrage kommen etwa die Produkte „Energieeffizient sanieren“ und „Altersgerecht umbauen“, die miteinander kombiniert werden können. Gewährt werden zinsgünstige Kredite, aber auch Investitionszuschüsse. Zu beachten sind Voraussetzungen wie ein geringer U‑Wert und eine rechtzeitige Beantragung.