Energie sparen: Ist Strom nachts günstiger?
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Kann ich Geld sparen, indem ich Geräte wie die Waschmaschine nachts laufen lasse?
© Quelle: imago images/Jan Eifert
Die Bundesregierung hat zum Energiesparen aufgerufen. Gleichzeitig hält sich hartnäckig die Annahme, dass Strom nachts günstiger sei. Ist es folglich sinnvoll, die Waschmaschine und den Trockner nachts laufen zu lassen? Wann Strom am günstigsten ist, weiß Reinhard Loch, Energieexperte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Ist Strom nachts wirklich günstiger?
„Wenn man sich auf der Strombörse umschaut, gibt es tatsächlich Stundenpreise – und die sind nachts ein wenig günstiger als tagsüber“, sagt Reinhard Loch. Allerdings beziehen die wenigsten Verbraucherinnen und Verbraucher ihren Strom von der Börse, sondern durch einen Energieversorger. Und die haben ihre eigenen Tarife. „Viele Versorger bieten ihren Kundinnen und Kunden einen Nachttarif an“, so Loch. „Die meisten machen das im Rahmen eines Wärmepumpen-, Nachtspeicher- oder Niedertarifs.“ In diesen Tarifen seien die Preise für Nachtstrom tatsächlich etwas geringer.
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Energie sparen: Lohnt sich ein Wechsel des Stromtarifs?
Für diesen sogenannten Niedertarifstrom benötige man allerdings entweder zwei Stromzähler oder einen Doppeltarifzähler. Sowohl der Zähler als auch dessen Montage sind allerdings mit Kosten verbunden, die sich durch die Einsparungen durch den Nachtstrom erst einmal lohnen müssten. Und auch eine zweite Grundgebühr könne anfallen. „Für Privathaushalte lohnt sich das in der Regel kaum“, sagt Reinhard Loch. Wer neugierig sei, könne sich natürlich trotzdem bei seinem Energieversorger informieren und ein Angebot einholen.
„Alle Stromversorger müssen variable Tarife anbieten“, sagt Reinhard Loch. Veröffentlichen müssen Versorger derzeit aber nur die Preise für die Grundversorgung. Ob in der aktuellen Energiekrise überhaupt attraktive Angebote gemacht werden, ist allerdings offen. Von einem kompletten Anbieterwechsel rät Loch derzeit ab – die Preise seien einfach zu hoch. Für Menschen, die mit einer Wärmepumpe heizen oder eine Nachtstromheizung haben, rentiere sich ein Niedertarif allerdings schon. Diese könnten aktuell durchaus ein wenig bei den Stromkosten einsparen, indem sie die Wasch- oder Spülmaschine nachts laufen lassen.
Woher stammt der Mythos vom besonders günstigen Nachtstrom?
Der Glaube, dass Strom nachts sehr viel günstiger sei als tagsüber, stammt noch aus den 70er-Jahren, als Atomkraftwerke ans Netz gingen. Diese konnte man nachts nicht herunterfahren – sie liefen konstant weiter. „Dadurch kam es zu der Situation, dass wir nachts plötzlich zu viel Strom hatten, den gar keiner gebraucht hat“, so Loch. Durch das Überangebot an Strom sank der Preis. Um den überschüssigen Strom zu nutzen, wurden vermehrt Nachtspeicherheizungen genutzt. Allerdings lohnen sich diese heute nicht mehr, da sich der Strommarkt und ‑preis stark verändert haben und die Geräte nicht energieeffizient sind.