100 rechtsextreme Angriffe in Brandenburg
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Neonazis – gewaltbereite Rechtsradikale.
© Quelle: Patrick Pleul/dpa
Potsdam. Der Verein Opferperspektive für Betroffene rechter Gewalt hat bis Anfang August über 100 rechtsextreme Angriffe in Brandenburg registriert. 80 Fälle seien rassistisch motiviert gewesen, teilte die Opferperspektive am Mittwoch in Potsdam mit. Herausragender regionaler Schwerpunkt sei mit 22 Fällen Cottbus gewesen. Bei den meisten Angriffen handelte es sich den Angaben zufolge um Körperverletzungsdelikte. Davon waren 46 Fälle eine einfache und 33 Fälle eine gefährliche Körperverletzung. 2017 wurden im ganzen Jahr 171 rechtsextreme Angriffe gezählt.
Moscheebesucher mit Steinen beworfen
Fast täglich registrieren die Berater des Vereins neue Fälle, hieß es. Da sei die Mutter, die mit ihrer Tochter im Supermarkt Persisch sprach und deswegen erst verbal rassistisch angegangen und dann geschlagen wurde. In einem anderen Fall wurden Moscheebesucher mit Steinen beworfen. Bei einem weiteren Angriff wurde laut Opferperspektive eine schwangere Frau mit ihrem Freund von vermummten Rechten angegriffen, weil die Neonazis glaubten, dass sie rechte Aufkleber abgekratzt hätten.
Cottbus bleibt Schwerpunkt
„Rassistische Gewalt ist in den vergangenen drei Jahren für einen Teil der Brandenburger Bevölkerung offenbar zu einer normalen und akzeptierten Handlungsweise im Umgang mit Migranten geworden“, kritisierte die Opferperspektive. Das Niveau rassistischer Gewalt bleibe stabil hoch, obwohl viele Gründe, die in den vergangenen drei Jahren für den Anstieg rechter Gewalttaten herangezogen wurden, derzeit nicht gegeben seien. Weder gebe es in diesem Jahr Landtags- oder Bundestagswahlen, noch kämen derzeit in hoher Zahl Geflüchtete in Brandenburg an. Auch gebe es außerhalb des Cottbusser Großraums derzeit keine starken politischen Aktivitäten rechter Gruppen im öffentlichen Raum.
Sportstudios verweigern Migranten Einlass
Neben den physischen Angriffen seien viele Betroffenen rechter Gewalt täglicher rassistischer Diskriminierung ausgesetzt, indem sie beispielsweise nicht in Sportstudios gelassen, in Läden nicht bedient oder auf der Straße beschimpft werden, erklärte der Verein weiter. Das Erleben dieser alltäglichen Feindseligkeit in Verbindung mit der ständigen Angst vor Gewalt belaste die Betroffenen psychisch stark. Deshalb müsse deren Schutz bei den staatlichen Stellen höchste Priorität haben.
Von MAZ-Online/epd