Auch Berliner AfD hetzte mit Fake-Foto gegen Potsdamer Schüler
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Auch Ronald Gläser, stellvertretender AfD-Fraktionsvorsitzender im Berliner Abgeordnetenhaus, hetzte auf Twitter gegen die Potsdamer Schüler.
© Quelle: dpa/Twitter
Potsdam/Berlin. Die manipulierte Version eines MAZ-Fotos, das im Januar bei der "Fridays for Future"-Demo in Potsdam entstanden war, ist offenbar nicht nur vom AfD-Kreisverband Stade verbreitet worden. Im Kurznachrichtendienst Twitter kursieren Screenshots eines Tweets, den der stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Ronald Gläser, verfasst hat.
Es zeigt nahezu dieselbe Fotomontage, die auch der niedersächsische AfD-Verband auf seiner Facebook-Seite geteilt hatte. Für die Fälschung wurden die Plakatsprüche dreier Potsdamer Schüler verändert: Wo im Original "Schulstreik für das Klima" stand, ist nun "Rettet die Eisbaeren" zu lesen. Im von der AfD Stade geteilten Beitrag werden die Demonstranten sogar noch stärker diffamiert, dort steht "Rettet die Eisbeeren" auf dem Plakat. Unter beiden ansonsten identisch manipulierten Bildern steht "Diese Kinder kann man nicht mehr retten... Endgültig verblödet!"
„Denen hilft auch kein Extra-Schultag“
Ronald Gläser versah das Fake-Foto in seinem Tweet mit den Worten: „Denen hilft auch kein Extra-Schultag...“ Der Beitrag ist inzwischen nicht mehr auffindbar, doch auf MAZ-Anfrage bestätigte ein Sprecher der Berliner AfD-Fraktion seine Echtheit. „Das Foto wurde kurzzeitig gepostet. Der gesamte Tweet wurde aber umgehend gelöscht, als sich das Motiv als bearbeitet herausgestellt hat. Bis zur Löschung war diese Bearbeitung nicht bekannt.“
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Die Frage, ob Herr Gläser sich dann nicht bei den Schülern für das angeblich versehentliche Verbreiten der Fälschung entschuldigen wolle, blieb mit Verweis auf Termine im Plenum unbeantwortet. Ebenso wie die Frage, woher der AfD-Politiker die auf seinem Twitter-Profil hochgeladene Fotomontage hatte – denn es handelt sich hier nicht um einen Retweet, also einen geteilten Beitrag. „Wer das Bild bearbeitet hat, wird derzeit geprüft“, erklärte der Sprecher.
Wie berichtet hatte der niedersächsische AfD-Verband die Fotomontage von einem AfD-nahen Facebook-Nutzer namens Reiner Brednarski geteilt und dies rückgängig gemacht, nachdem zahlreiche Nutzer auf den Unterschied zwischen Fälschung und Original aufmerksam gemacht hatten. Die MAZ hat Brednarski inzwischen aufgefordert, seinen Originalbeitrag zu löschen.
AfD-Kreisverband entschuldigt sich
Der AfD-Kreisverband hielt am Donnerstagabend eine interne Telefonkonferenz ab. Es sollte geklärt werden, woher das manipulierte Foto stammt. „Wir haben es weder erstellt noch bearbeitet. Das Bild wurde lediglich geteilt“, teilt der Afd-Kreisverband in einer anschließenden Pressemitteilung mit. Weiter heißt es: „Sollten mit dem geteilten Bild persönliche Gefühle verletzt worden sein, bedauern wir das sehr.“
In beiden Versionen des Fake-Fotos – sowohl bei Brednarski als auch bei Gläser – ist die Signatur „In Satira by Uwe Ostertag“ zu erkennen. Dabei handelt es sich um einen Frührentner aus Unterfranken, der 2017 unter anderem wegen Volksverhetzung zu 22 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt wurde. Er verbreitet in sozialen Netzwerken seit Jahren Bilder mit gefälschten Zitaten von linken Politikern und nennt das Satire. Eine MAZ-Anfrage zu dem gefälschten Schülerfoto blieb auch am Donnerstag unbeantwortet.
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Von Jan Russezki und Maike Schultz