BER: Was nicht passt, wird passend gemacht?
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/XEQHBVG4AP4FNEEPDYHEGSFI7I.jpg)
Einfach die Baunormen aufweichen? Das hat der BER-Chef ins Gespräch gebracht – doch das Land Brandenburg lehnt ab,
© Quelle: Kappeler/dpa
Potsdam. Ab einem gewissen Punkt in der langen Geschichte der Peinlichkeiten und Skandale rund um den BER hat man aufgehört, selbst das Undenkbare auszuschließen. Und trotzdem: Die jüngste Volte des Flughafenchefs ist schon ein Affront allererster Güte. Weil er befürchtet, dass am Flughafen erneut allerhand Mängel festgestellt werden und deswegen die Eröffnung schon wieder auf der Kippe steht, will er die Prüfkriterien kurzerhand aufweichen. Er handelt nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Das ist dreist und ein indirektes Eingeständnis neuerlichen Versagens. Wenn dieses Beispiel Schule machen würde, könnten sich auch alle Autofahrer darauf berufen, deren Rostlaube durch den TÜV fliegt. Fahrlässigkeit darf man dem Flughafenchef dabei nicht unterstellen. Es geht, soweit das bekannt ist, nicht darum, an den sicherheitsrelevanten Kriterien herumzudoktern, sondern an Auflagen, die aus Sicht von Lütke Daldrup allenfalls formalen Charakter haben. Etwa um die Frage, wie Leitungen nach deutschen Normen angeordnet sein sollen, und nicht darum, ob sie sicher sind. Da kann man Lütke Daldrup ja ein Stück weit verstehen. Die Anforderungen an sicheres Bauen in Deutschland haben ein bürokratisches Ausmaß angenommen, bei dem man sich fragen kann, ob es nicht auch eine Nummer kleiner geht und ob wirklich alles genormt und durchparagraphiert sein muss. Aber: Es geht hier um den Bau eines Carports, sondern um einen Flughafen. Um ein öffentliches Gebäude, in dem jährlich 30 bis 40 Millionen Menschen verkehren. Da darf nicht einmal der Anschein entstehen, dass die Sicherheit aufgrund irgendwelcher krummer Deals gefährdet ist.
Von Torsten Gellner