Brandenburger Bauern fürchten um Getreideernte
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Der Landesbauernverband Brandenburg rechnet mit Ernteverlusten zwischen 30 und 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
© Quelle: dpa
Teltow. Der Regen der vergangenen Tage kam zu spät für Brandenburgs Landwirte. Nach dem trockenen Mai erwarten sie in weiten Teilen des Landes herbe Verluste: 30 bis 50 Prozent weniger als im Vorjahr, schätzt der Landesbauernverband (LBV).
„Die Schäden durch die Trockenheit sind teilweise irreversibel“, sagt Pressesprecher Tino Erstling. Auf einigen Schlägen sei mit Totalausfällen zu rechnen. „Wenn die Pflanzen einmal ausgetrocknet sind, hilft auch kein Regen mehr“, erklärt er.
Statt 50 gab es örtlich nicht einmal zwei Liter Regen
In manchen Regionen gab es im gesamten Mai keine Niederschläge. Besonders betroffen war laut LBV der Landkreis Ostprignitz-Ruppin. An der Messstation des Deutschen Wetterdienstes in Neuruppin kamen gerade einmal 3,8 Liter Regen pro Quadratmeter an; in Rheinsberg sogar nur 1,8 Liter. Im brandenburgischen Durchschnittsmai fallen auf einen Quadratmeter mehr als 50 Liter Regen.
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Wie in diesem Rapsfeld bei Jüterbog (Teltow-Fläming) sieht es in weiten Teilen Brandenburgs aus: Die Früchte sind ausgetrocknet und verbrannt.
© Quelle: Victoria Barnack
Besonders auf Flächen mit leichtem Boden erwarten die Bauern hohe Einbußen, erklärt der Landesverband. Diese Standorte haben einen überdurchschnittlich hohen Sandanteil. Der Boden haftet deshalb weniger zusammen. Die Folge: Die Bearbeitung mit Maschinen ist zwar leichter als bei Ton oder Lehm, aber der Sandboden kann Wasser und Nährstoffe schlecht speichern. Die Dürre der vergangenen Wochen schlug an diesen Standorten am härtesten zu.
Für Mais ist es noch nicht zu spät
Unter den fehlenden Niederschlägen leiden nun insbesondere Druschkulturen wie Raps, Weizen, Roggen und Gerste. „Mais beispielsweise verträgt mehr Trockenheit als diese Pflanzen“, erklärt der Sprecher des Landesbauernverbands Brandenburg. Für alle Feldfrüchte ist es also noch nicht zu spät.
„Inzwischen ist die Situation in Brandenburg regional sehr unterschiedlich“, sagt Tino Erstling nach der ersten Junihälfte. Tatsächlich ist in Teilen von Ostprignitz-Ruppin seit Monatsbeginn mehr Regen gefallen als im gesamten Mai.
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Junger Mais braucht wenig Regen, deshalb stehen viele Pflanzen noch gut da. In den nächsten Tagen benötigt aber auch diese Getreideart dringend Niederschlag.
© Quelle: dpa
„Die Niederschläge der letzten Tage traten regional stark differenziert und zum Teil unwetterartig auf“, berichtet der Vizepräsident des Bundesverbandes, Wolfgang Vogel. Dass sich dieser Regen noch in den Erträgen der Feldfrüchte niederschlägt, bezweifeln die Landwirte jedoch. „Hinzu kommen vereinzelt Schäden durch Abschwemmungen aufgrund extremer Starkniederschläge“, sagt Vogel.
Viele Landwirte in Brandenburg ergreifen nun Notmaßnahmen. „Um überhaupt etwas einfahren zu können, beginnen sie ihre vertrockneten Felder abzuernten“, sagt Erstling. Er schätzt, dass die Situation in den vergangenen 15 Jahren nie so schlimm war wie in 2018.
Landwirte aus Brandenburg kämpfen gegen Konkurrenz weltweit
Während die Bauern im Land noch immer unter den finanziellen Verlusten durch Starkregen und Sturmschäden in 2017 leiden, kommt für sie gleichzeitig die angespannte Preissituation beim Getreide hinzu. Brandenburgs Landwirte würden einen Großteil ihrer Ernte verkaufen, erklärt Tino Erstling. "Getreide wird weltweit gehandelt", sagt der Pressesprecher. Momentan sei der Preis im Keller.
Und: „Anderswo werden zeitgleich gute Ernten eingefahren.“ Der Verbraucher im Supermarkt oder beim Bäcker wird von der Krise deshalb kaum etwas merken.
Von Victoria Barnack