Brandenburg: Immer weniger Jugendliche wollen sich politisch engagieren
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Nicht alle würden bei Fridays for Future mitlaufen: Mehr als ein Drittel der Jugendlichen in Brandenburg will „unter keinen Umständen“ demonstrieren gehen.
© Quelle: IMAGO/Rene Traut
Potsdam. Auf eine Demonstration gehen oder in eine Partei eintreten, ist für die meisten Jugendlichen in Brandenburg keine Option. Nur noch knapp 34 Prozent sind dazu bereit, sich aktiv politisch zu beteiligen – das sind 14 Prozentpunkte weniger als 2017. Das geht aus den neu veröffentlichten Ergebnissen der Studie „Jugend in Brandenburg“, die am Montag vorgestellt wurden.
Demnach können sich nur 12 von 100 Jugendlichen in Brandenburg vorstellen, aktiv in einer politischen Bewegung mitzuarbeiten und mehr als ein Drittel der Jugendlichen gab an, „unter keinen Umständen“ in Zukunft an einer Demonstration teilzunehmen. Fast zwei Drittel Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, „unter keinen Umständen“ einer Partei oder deren Jugendorganisation beitreten zu wollen. Gleichzeitig fühlten sich 8,7 Prozent sehr fremdbestimmt, das ist der höchste Wert seit 1996 (3,3 Prozent).
Brandenburg: Immer weniger politisch aktive Jugendliche
„Dies verwundert nicht, nach den Erfahrungen mit den Corona-Maßnahmen, die sehr tief in die Entscheidungsfreiheit der jungen Menschen eingriffen“, sagte Andreas Pöge von der Uni Potsdam, der Autor der repräsentativen Studie. Auch eine Jugendbewegung wie Fridays for Future habe in der Pandemie Unterstützer verloren. Dem müsse man entgegentreten und junge Menschen wieder für politische Teilhabe begeistern, sagte Pöge. „Denn je geringer die Bereitschaft zur politischen Teilhabe ist, desto höher ist bei diesen Personen der Anteil ausländerfeindlicher und rechtsextremer Ansichten.“
Laut der Studie gaben 95 von 100 Jugendlichen an, mit ihrer Lebenssituation „zufrieden“ oder „eher zufrieden“ zu sein. Hohe Zufriedenheit herrscht insbesondere mit der Wohnsituation (72,4 Prozent) sowie Freundschaften (68,4 Prozent) und der Beziehung zu den Eltern (68,6 Prozent). Auch in Bezug auf ihrer Berufsmöglichkeiten blicken die meisten optimistisch in die Zukunft: Fast 90 Prozent der Befragten sind sich sicher, dass sie einen sicheren Arbeitsplatz finden werden und über 80 Prozent gehen davon aus, dass ihr Berufswunsch in Erfüllung gehen wird.
Trotz allgemeiner Zufriedenheit bereiten die aktuellen Krisen den jungen Menschen im Land Sorgen. Die Jugendlichen empfinden die Inflation (62,7 Prozent) und eine unzureichende Energieversorgung (49,2 Prozent) als die bedrohlichsten Probleme. Fast 70 Prozent der Jugendlichen haben Angst davor, dass es im Krieg gegen die Ukraine zum Einsatz von Atomwaffen kommt.
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Die Jugendlichen haben Sorgen vor einem Atomkrieg
Petra Budke, Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Grünen im Brandenburger Landtag, setzt sich für eine stärkere Beteiligung von Jugendlichen ein. „Die derzeitigen Krisen verunsichern Jugendliche und eine wachsende Minderheit fühlt sich fremdbestimmt. Es ist unser Auftrag, ausländerfeindlichen und rechtsextremen Einstellungen frühzeitig entgegenzuwirken, über schulische und außerschulische Bildung, aber auch durch das positive Erleben demokratischer Teilhabe im Alltag von Kindern und Jugendlichen“, sagt die Grünen-Politikerin. Man habe gute Rahmenbedingungen für Kinder- und Jugendbeteiligung auf kommunaler Ebene geschaffen, müsse aber weiter darauf hinarbeiten, dass sie vor Ort auch genutzt werden.
Die Studie „Jugend in Brandenburg“ wird im Abstand mehrerer Jahre regelmäßig seit 1991 im Auftrag des Bildungsministeriums erstellt. Dafür wurden 3142 Jugendliche an 36 Schulen unterschiedlicher Jahrgangsstufen vom Institut für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung befragt. Die Studie ist laut Institut repräsentativ.
MAZ