Mega-Paketzentrum

DHL investiert fast 100 Millionen in Ludwigsfelde

190213_DHL_VisualisierungDZ.jpg Computersimulation des Mega-Paketzentrums in Ludwigsfelde

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Ludwigsfelde. Die Zufahrt ist nur teilweise asphaltiert, vom künftigen Straßennamen „Schwarzer Weg“ hat das Navigationsgerät noch nichts gehört. Auf dem weitläufigen, 20 Fußballfelder großen Gelände stehen Baucontainer und ein Dutzend Bagger im Sand. In zwei Jahren will die DHL hier in Ludwigsfelde (Teltow-Fläming) ihr bundesweit drittes Mega-Paketzentrum eröffnen. Am Montagmittag startete das Bauprojekt mit einem symbolischen ersten Spatenstich.

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Mit dem etwas großspurig vorangestellten „mega“ bezeichnet der Bonner Logistikkonzern Paketzentren, in denen pro Stunde bis zu 50.000 Pakete umgeschlagen werden können. Das erste Zentrum dieser Art wurde 2016 im Großraum Frankfurt eröffnet, ein zweites folgt im Laufe des Jahres in Bochum auf dem Gelände des ehemaligen Opelwerks. In Ludwigsfelde investiert die DHL fast 100 Millionen Euro, verriet der sichtlich erfreute Bürgermeister Andreas Igel (SPD). Die offizielle Sprachregelung des Unternehmens lautet „hoher zweistelliger Millionenbetrag“.

„Gesamte Region profitiert“

Derzeit werden DHL-Kunden in Berlin und Brandenburg aus den etwas in die Jahre gekommenen Paketzentren in Rüdersdorf (Märkisch-Oderland, für die Postleitzahlenbereiche 10, 12 und 15) und Börnicke (Havelland, Postleitzahlenbezirke 10,13,14, und 16) bedient. Sie haben eine Maximal-Kapazität von jeweils 32.000 Paketen pro Stunde.

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Ehe er sich zum Spatenstich einen gelben Baustellenhelm mit kleinem roten DHL-Logo aufsetzte, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD): „Von dieser Investition in die Zukunft werden die Stadt und die gesamte Region profitieren“. Besonders wichtig sei ihm, dass die etwa 600 neuen DHL-Mitarbeiter tarifgebunden und sozialversicherungspflichtig beschäftigt würden, so Woidke weiter. Bürgermeister Igel sagte, er sei „sehr stolz“, dass ein großes Dax-Unternehmen sich für die Ansiedlung im neuen Industriepark entschieden habe. Zugleich sprach er von einer „großen Herausforderung“, die nötigen Fachkräfte für die 600 Jobs zu gewinnen. Viele von ihnen müssten wohl in Berlin rekrutiert werden, so seine Vermutung. Diesen neuen Mitarbeitern müsse man Ludwigsfelde auch mit einer verbesserten ÖPNV-Anbindung schmackhaft machen, betonte Igel. Derzeit liegt die Arbeitslosenquote in der Stadt bei zwei Prozent.

Für die DHL ließ deren Immobilien-Chef Dietmar Büdenbender die Vorgeschichte des Projekts Revue passieren. Der Konzern hatte sich 2014 im Rahmen einer „vertraulichen Standortanalyse“ bundesweit umgeschaut, 2016 bekam Ludwigsfelde den Zuschlag. Sowohl Büdenbender als auch der für das deutsche Post- und Paketgeschäft zuständige DHL-Mann Ralf Steffes lobten die „erstklassigen Rahmenbedingungen“ in Ludwigsfelde und den „exzellenten Support“ des Landkreises Teltow-Fläming, der im Herbst 2018 die Baugenehmigung erteilte.

Die DHL rechnet für 2019 und 2020 mit einem jeweils um fünf bis sieben Prozent steigenden Paketvolumen in Deutschland. Mit dem neuen Verteilzentrum in Ludwigsfelde trage die DHL diesem Boom Rechnung, so Ralf Steffes. Er sprach von einem „Meilenstein“ für sein Unternehmen.

DHL-Konkurrent Hermes sortiert seine Pakete für Berlin und Brandenburg seit November 2017 in seinem Logistikcenter in Ketzin (Havelland). Dort kann Hermes nach eigenen Angaben mit 250 Beschäftigten bis zu 250.000 Sendungen am Tag bearbeiten. DPD schafft in seinen je zwei Depots in Berlin (Marzahn und Charlotttenburg) und Brandenburg (Mittenwalde und Wustermark) insgesamt 125.000 Pakete täglich.

Verdi rügt Lohndumping

Unterdessen haben DHL, Hermes und DPD Vorwürfe der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zurückgewiesen. Verdi-Chef Frank Bsirske hatte am Wochenende von „teils mafiösen Strukturen“ gesprochen: Die Paketdienstleister engagierten Sub- und Sub-Subunternehmer, die ihren osteuropäischen Fahrern dann deutlich weniger zahlten als den deutschen Mindestlohn.

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Bsirske forderte, in der Paketbranche eine „Nachunternehmer-Haftung“ einzuführen, ähnlich wie auf dem Bau. Dann ist der eigentliche Auftraggeber für die korrekten Arbeitsbedingungen bis runter zum letzten Subunternehmer verantwortlich. Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles unterstützt diesen Verdi-Vorstoß. Marktführer DHL betonte, dass mehr als 98 Prozent der Pakete durch eigene Zusteller ausgeliefert würden.

Von Thorsten Keller

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