Gesundheit

Heilfasten: Weniger ist mehr

Gisela Uhlig hat, medizinisch betreut, eine Woche lang gefastet: „Mein Körper hat wunderbar reagiert.“

Gisela Uhlig hat, medizinisch betreut, eine Woche lang gefastet: „Mein Körper hat wunderbar reagiert.“

Potsdam. Die Stimmung ist gut im Patientenzimmer von Gisela Uhlig im Berliner Immanuel Krankenhaus, romantisch gelegen am Kleinen Wannsee. Die Potsdamerin sitzt im Trainingsanzug auf ihrer Bettkante und wirkt entspannt - obwohl sie in den vergangenen Tagen das ein oder andere Mal gegen Magenknurren ankämpfen musste. Fastensüppchen und Säfte standen für fünf Tage auf dem Essensplan der 71-Jährigen, danach vier Tage Aufbaukost. Trotz Schmal-Hans-Kost ist sie heute, am Ende ihrer Heilfastenwoche, alles andere als entkräftet. „Mein Körper hat wunderbar reagiert“, schwärmt sie.

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Wer im Immanuel Krankenhaus Berlin fastet, wird von medizinischen Profis begleitet. Die Abteilung für Naturheilkunde setzt auf eine Rundum-Therapie mit Bewegung, Kälteanwendungen, Entspannungsübungen, Ernährungsverfahren und eben Heilfasten, um Krankheiten wie Rheuma, Arthrose und Rückenschmerzen zu behandeln. Die Wege in die Klinik sind dabei unterschiedlich.

Die Kraft der Natur als letzte Option vor dem künstlichen Gelenk

Gisela Uhlig ließ sich vom „Heilfasten“ im Fernsehen inspirieren. In einer TV-Sendung sah sie einen Beitrag mit Professor Andreas Michalsen, Chefarzt der Abteilung für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus, Inhaber der Stiftungsprofessur für Naturheilkunde der Charité-Universitätsmedizin Berlin und Bestsellerautor des Sachbuchs „Heilen mit der Kraft der Natur“. „Er war es, der mich überzeugt hat, dass ich das Heilfasten ausprobieren sollte“, erklärt sie.

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Zuvor hatte die Potsdamerin einen langen Leidensweg hinter sich. Die Rentnerin ist an Arthrose in beiden Kniegelenken erkrankt und kann daher nur eingeschränkt laufen. „Der Verschleiß und die Schmerzen kamen schleichend“, sagt sie. Hinzu kam, dass ihr Gewicht auf den Gelenken lastet. Bei einer Körpergröße wog die 1,53 Meter kleine Frau 72 Kilogramm. „Immens zu viel“, wie sie selber findet. Auch entschied sie sich für eine stationäre Behandlung, weil sie hoffte, sich künstliche Kniegelenke ersparen zu können. Zwar riet ihr Orthopäde zur Operation. „Doch soweit bin ich noch nicht“, erklärt Uhlig. Sie entschied sich für die Kraft der Naturheilkunde.

„Allein hätte ich es nicht geschafft“

Im ambulanten naturheilkundlichen Zentrum der Immanuel Klinik, das an die Berliner Charité angebunden ist, hatte Gisela Uhlig eine Voruntersuchung. Nachdem die Krankenkasse zustimmte, die Kosten von Gisela Uhligs Therapie zu übernehmen, startete ihre zweiwöchige Behandlung Mitte Januar. Vor dem Heilfasten hatte die Potsdamerin keine Angst. „Ich habe mir nicht groß Gedanken gemacht“, erzählt sie. Hilfreich war dabei das Fasten in der Gruppe. Erfahrungen tauschte Uhlig mit ihren beiden Zimmerkolleginnen aus. „Alleine hätte ich es nicht geschafft.“

Die Heilfastenkur startete mit einer Portion Eintopf am Mittag und abends leichter Kost vom Buffet. Am zweiten Tag begann der Verzicht auf Nahrung. Morgens, mittags und abends Frucht- und Tomatensäfte sowie eine leichte Gemüsebrühe. Was Gisela Uhlig half, um gegen den Feind Hunger anzukämpfen war, dass das Fasten mit anderen Therapien verknüpft ist und somit ausreichend Ablenkung durch Kälte- und Bewegungstherapien gegeben war.

Der Körper braucht ein paar Tage

Auch der „Feind“ Hunger lässt sich austricksen, stellte sie fest: „Das Magenknurren vergeht, wenn man viel trinkt“, erzählt sie. Nach drei Tagen stellte sich ihr Körper auf den Nahrungsverzicht ein. Gisela Uhlig fühlte sich überwiegend gut, auch wenn sie an manchen Tagen leichte Kopfschmerzen und einen trockenen Mund hatte – Nebenwirkungen, die laut Chefarzt Andreas Michalsen nicht unüblich sind. „Der Körper braucht ein paar Tage, um sich auf den veränderten Stoffwechsel einzustellen.“ Am zweiten und dritten Tag fühlten sich viele Patienten oft schlapp und müde. Manche haben Mundgeruch oder Kopfschmerzen. „Die Kopfschmerzen resultieren oftmals aus dem Kaffeeentzug“, erklärt der Heilfastenexperte. Patienten, denen schwarz vor Augen wird, empfiehlt er das Kneippen, also kalte und warme Wassergüsse im Wechsel.

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Auch Gisela Uhlich ging es dadurch schnell besser. Nach fünf Tagen beendete die Patientin das Heilfasten, weil sie ihr Ziel erreicht hatte. Die folgenden drei Tage bekam sie Aufbaukost, damit sich ihr Körper langsam wieder an das Essen gewöhnen konnte. „Die Aufbautage beginnen mit einem gedünsteten Apfel, dann folgt vegane leichte Kost, ab dem vierten Tag kann man sich wieder „normal“ ernähren“, erklärt Michalsen.

Am ihrem Entlassungstag ist die Potsdamerin zuversichtlich, dass ihr die Kur etwas gebracht hat. Ihre Wangen sind gut durchblutet und sie sieht zufrieden aus. In ihrem Alltag will sie sich nun bewusster ernähren und auf den ein oder andern Griff in die „Nüsschenschale“ verzichten. Vier Kilogramm hat sie durch das Fasten verloren, was sich auch in den Gelenken bemerkbar macht. „Die Schmerzen in den Knien haben nachgelassen.“ Auch anderen kann sie nur Mut machen, dass sich das Verzichten lohnt. „Man kann Fasten, wenn man nur möchte“, sagt sie.

Von Diana Bade

MAZ

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