Zeitzeuge

Er überlebte Auschwitz und Dachau: Peter Johann Gardosch aus Borkwalde ist tot

Der Auschwitz-Überlebende Peter Johann Gardosch im Januar 2020 in Borkwalde.

Der Auschwitz-Überlebende Peter Johann Gardosch im Januar 2020 in Borkwalde.

Borkwalde. "Gott müsse schon sehr beschäftigt gewesen sein, Auschwitz hat er nicht bemerkt." So formulierte es Peter Johann Gardosch, als ihn der MAZ-Redakteur Ulrich Wangemann vor zwei Jahren in Borkwalde (Potsdam-Mittelmark) besuchte und mit ihm über Gardoschs Kindheit sprach, die ihn in zwei Vernichtungslager geführt hatte. Nun ist der Holocaust-Überlebende im Alter von 92 Jahren verstorben.

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1944 wurde Gardosch als 13-jähriger Jude in Ungarn mit seiner Familie verschleppt und in einen Zug nach Auschwitz gesteckt. Seine Großmutter, Mutter und Schwester wurden dort noch am Tag ihrer Ankunft ermordet. „Mit 13 durch die Hölle“ – so lautet der Titel eines Buchs, in dem Gardosch seine Erlebnisse verarbeitet hat.

Von Auschwitz nach Dachau

Im Gespräch mit der MAZ erinnerte sich Gardosch daran, wie ihn eine Notlüge damals vor dem Tod bewahrte. "An der Rampe hatte ich Glück. Als der SS-Offizier mich fragte, wie alt ich sei, habe ich nicht 13, sondern 17 gesagt. Das hat mir das Leben gerettet."

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Er blieb nicht lange in Auschwitz. Aber die wenigen Tage zeigten ihm, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind. „Meine Großmutter, meine kleine Schwester und meine Mutter waren schon in der anderen Kolonne. Den Strohhut meiner Mutter habe ich noch gesehen. Heute weiß ich, dass sie noch am selben Tag ermordet worden sind. Mein Großvater, der Arzt war, hatte sich eine Spritze Morphium gesetzt, denn er hatte immer die Hitlerreden im Radio gehört. Er starb aber nicht sofort, musste mit in den Waggon. In Auschwitz sah ich, wie man seinen Körper auf einen Lastwagen schmiss“, sagte Gardosch.

Hausarbeit beim Lagerkommandanten in Bayern

Nach knapp zwei Wochen kam der Junge mit seinem Vater in das Außenlager Kaufering des Konzentrationslagers Dachau in Bayern, wo eine Flugzeugfabrik von Messerschmidt gebaut werden sollte und Arbeiter benötigt wurden.

In Bayern habe er Glück gehabt, erinnerte er sich. „Ich musste im Haushalt des Lagerkommandanten die Hausarbeit machen. Aber das hat mein Leben gerettet: Ich musste nicht raus zum Betonieren“, sagte Gardosch. „In den flüssigen Beton sind manchmal Arbeiter gefallen – sie sind einbetoniert worden und befinden sich noch heute dort.“ Kurz vor Kriegsende gelangen Vater und Sohn bei einem Todesmarsch die Flucht.

Brandenburgs Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke besuchte den Zeitzeugen Anfang des Jahres in seinem Haus in Borkwalde. Das Gespräch wurde seinerzeit aufgezeichnet. Es kann auf Youtube angesehen werden.

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Die Begegnung und die Gespräche mit ihm hätten sie tief beeindruckt, sagt Liedke. „Ich habe ihn als sehr warmherzigen, wortgewandten und gutmütigen Mann kennengelernt. Seine Gedanken und seine Reflexion seiner eigenen Biographie haben mich mit Demut erfüllt und bleiben unvergessen.“

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