Lehrermangel

Bildungsministerin Ernst in der Kritik – auch in den eigenen Reihen

In der Kritik: Britta Ernst (SPD).

In der Kritik: Britta Ernst (SPD).

Potsdam. Kritik von Lehrern, Eltern und Schülern ist Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) gewohnt. Nun werden erstmals kritische Stimmen in den Reihen der rot-schwarz-grünen Koalition laut – wegen Ernst Plan, 200 Lehrerstellen in Schulsozialarbeiterstellen umzuwandeln.

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Es gebe „unbestreitbar Kommunikationsprobleme“, sagte Grünen-Fraktionschefin Petra Budke am Freitag bei einer Bildungsdebatte im Landtag, welche die oppositionelle Linke beantragt hatte. Budke verwies auf Unruhe in der Lehrerschaft und zahlreiche Protestschreiben, welche die Abgeordneten und das Bildungsministerium seit Februar erreicht hätten.

Damals hatte das Ministerium die Schulen über Kürzungspläne bei Zusatzangeboten an Grundschul- und Ganztagsschulen informiert. Es sei „mehr als unglücklich gewesen“, dass den Schulen nicht erklärt worden sei, was dies genau für die Stellenausstattung im kommenden Schuljahr bedeute, so Budke.

Kürzung bei der Inklusion: Kritik an Britta Ernst von den Grünen

Ministerin Ernst geht davon aus, dass die nötigen 1800 Lehrerstellen zum neuen Schuljahr selbst durch Quereinsteiger nicht besetzt werden können. Damit sie nicht verfallen, will sie 200 Stellen aus dem Bereich zusätzlicher Angebote wie gemeinsames Lernen oder Ganztagsunterricht „maßvoll“ umwidmen. Dafür sollen 200 Schulsozialarbeiterstellen geschaffen werden, die dann an den Schulen mit dem größten Lehrermangel die Pädagogen unterstützen sollen.

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Budke zeigte sich irritiert darüber, dass die Stellen gerade dort verschwinden sollen, „wo die Kinder am meisten Unterstützung brauchen“ – nämlich an Grundschulen, Ganztagsschulen oder an Schulen des gemeinsamen Lernens. „Ich tue mich schwer damit, dass eine Stelle für Inklusion an einer Schule wegfallen soll, um an einer anderen Schule eine Stelle für Schulsozialarbeit zu schaffen“, kritisierte sie.

Katja Poschmann (SPD kündigte an, dass sich ihre Fraktion nach Abschluss der Schuljahresplanungen genau anschauen werde, wo Schulen gestärkt und wo Stellen gekürzt würden. „Dann sollten wir beraten, ob die veränderten Richtwerte tatsächlich notwendig sind.“

Schafft Brandenburg den Ganztagsanspruch?

Grundsätzlich unterstützen die Koalitionsfraktionen jedoch weiterhin die Ministerin. Keine Schule solle rechnerisch mehr als 1,5 Stellen verlieren, erklärte Gordon Hoffmann (CDU). „Aber natürlich tut auch das den Schulen richtig weh.“ Der Grundgedanke, dass über diese Umverteilung der Unterricht im ganzen Land abgesichert werde, sei aber richtig.

Ernsts Pläne sorgen seit Wochen für erhebliche Unruhe. Am Mittwoch hatten die Lehrer des gesamten Schulamtsbezirks Cottbus einstimmige einen Protestbeschluss gefasst. Sie wehren sich gegen mehrere Maßnahmen zur Absicherung des Unterrichts in Zeiten abnehmender Bewerberzahlen. So will Ernst für ältere Schüler auch auf „Selbstlernzeiten“ setzen und die Teilzeitquote verringern.

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Dennis Hohloch (AfD) warnte vor Kürzungen beim Ganztagsangebot. Er verwies auf den ab 2026 greifenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und sagte eine Klagewelle von Eltern voraus, weil das Land diesen Anspruch nicht werde erfüllen können.

Brandenburg will mit Werbekampagne Lehrer locken

Ministerin Ernst verteidigte einmal mehr ihren Kurs. „Natürlich führt eine solche Debatte zu Unruhe“, sagte sie. „Wir wollen das Beste für unsere Schulen, aber die Rahmenbedingungen machen es uns nicht leicht.“ Das Kernproblem sei die Demografie, weshalb alle Bundesländer derzeit mit fehlenden Bewerbern zu kämpfen hätten. Die Ministerin kündigte eine Werbekampagne an, mit der künftig stärker für den Lehrkräfteberuf geworben werden soll. Eine Abwerbekampagne, wie sie andere Länder im Sinn hätten, werde sie nicht führen, sagte sie.

Kathrin Dannenberg (Linke) warf Ernst vor, zu spät auf das Problem reagiert zu haben und forderte, die Stellenkürzung zurückzunehmen. „Sie schwächen das gesamte System Schule“, sagte sie. „Was Sie erreichen, ist Verwirrung, Sprachlosigkeit, Ohnmacht und Wut.“ Das Vertrauen von Lehrern und Eltern in die Landesregierung sei auf einem historischen Tiefpunkt angelangt.

MAZ

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