Kinder töteten Andrea L. im Jahr 1993

Fall Andrea L. aus Belzig: Mord nach Jahrzehnten aufgeklärt, Täter tot

Bad Belzig/Potsdam.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Der Fall der getöteten zwölfjährigen Luise F. aus Freudenberg (Nordrhein-Westfalen) schockiert ganz Deutschland. Die Schülerin ist im März von gleichaltrigen Mitschülerinnen erstochen worden. Die Täterinnen haben mittlerweile mit ihren Familien die kleine Stadt verlassen.  Immer wieder, unter anderem in Medienberichten, wird auf die Einzigartigkeit dieses Verbrechens hingewiesen. Dass Kinder andere Kinder töten, ist in der Tat sehr selten. Der Fall Luise F. weckt jedoch Erinnerungen an Andrea L., die 1993 in Bad Belzig umgebracht wurde. Die Täter waren ein 14- und ein 13-jähriger Junge. Aufgeklärt wurde das Verbrechen jedoch erst 2016, auch wenn die beiden Teenager schon davor als Verdächtige gehandelt wurden. Beide Täter sind mittlerweile gestorben. Die MAZ erinnert an den Fall und veröffentlicht hier einige Artikel dazu.

Dieser Artikel erschien erstmals am 14. November 2016 – als der Mord an Andrea L. aufgeklärt wurde.

Nach 23 Jahren ist einer der spektakulärsten Brandenburger Kriminalfälle gelöst: Zwei zur Tatzeit 13- und 14-jährige Jungen sollen die 16 Jahre alte Andrea L. 1993 im heutigen Bad Belzig umgebracht haben.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Das teilten Staatsanwaltschaft und Polizeipräsidium gestern in Potsdam mit. Die Behörden seien sich sicher, das Verbrechen weitestgehend aufgeklärt zu haben. Gesühnt werden kann es nicht mehr: Die beiden mutmaßlichen Täter sind bereits tot.

Andrea L. (†16) aus Belzig.

Andrea L. (†16) aus Belzig.

Andrea L. aus Belzig verschwand am 7. Oktober 1993

Die Gesamtschülerin Andrea L. war am 7. Oktober 1993 auf dem Nachhauseweg von dem Jugendtreff „Pogo“ verschwunden, wo sie zu den Stammgästen zählte. Eine groß angelegte Suche blieb erfolglos. Auch Fahndungsaufrufe im Fernsehen brachten keine heiße Spur. Sieben Jahre später fand man per Zufall die skelettierte Leiche des Mädchens – hundert Meter Luftline von dem Treff entfernt im Schuppen eines Gartengrundstücks. Bereits 1993 und nochmals nach dem Auffinden der Leiche im Jahr 2000 seien die beiden Kinder unter Verdacht geraten, teilen die Ermittler mit. Sie galten als letzte Personen, die Andrea vor ihrem Verschwinden gesehen hatten. „Zudem hatten sie unmittelbare Bezüge zum späteren Leichenfundort“, so die Polizei. Mangels ausreichenden Tatverdachts hätten die Ermittlungen aber eingestellt werden müssen. 2012 rollte die Mordkommission des Landeskriminalamtes den Fall neu auf.

Der schmale Gang vom Jugendtreff nach Hause, den Andrea vermutlich gegangen ist

Der schmale Gang vom Jugendtreff nach Hause, den Andrea vermutlich gegangen ist.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Weitere Anhaltspunkte auf die Verdächtigen ergaben sich aber erst 2016: Im Mai starb der zur Tatzeit 14-Jährige. Nach seinem Tod offenbarten Zeugen der Polizei, dass er ihnen die Tötung Andreas gestanden habe. Seinen besten Freund habe er als Mittäter belastet.

Dieser wurde im Oktober als Zeuge gehört, da er zur Tatzeit wegen seiner 13 Jahre strafunmündig war. Zu den Vorwürfen wollte er sich erst nach Rücksprache mit seiner Familie einlassen. Mehrere Stunden nach der Vernehmung verließ der Mann seine Wohnung in Österreich, hinterließ seiner Frau einen Abschiedsbrief und beging Selbstmord. Die Ermittler haben keinen Zweifel, dass das Freundes-Duo für die Tat verantwortlich ist. Dennoch bleiben Fragen. Zum Motiv sei ihm nichts bekannt, so Präsidiumssprecher Torsten Herbst. Auch dazu, wie Andrea getötet wurde und ob sich das Opfer und die mutmaßlichen Täter kannten, könne er keine Angaben machen.

Die Leiche der Schülerin wurde sieben Jahre nach der Tötung hinter diesem Schuppen entdeckt

Die Leiche der Schülerin wurde sieben Jahre nach der Tötung hinter diesem Schuppen entdeckt.

Gerüchten zufolge sollen die beiden Teenager Kontakte zum Drogenmilieu gehabt haben. Peter Lehmann, damals wie heute Leiter des Jugendtreffs „Pogo“, kann sich nur dunkel an die Jungs erinnern. „Es ist schade, dass die Ermittlungen nicht früher vorangekommen sind“, sagt Lehmann. „Nun können die beiden nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden.“

„Wir hatten damals bei der Suche einen Fehler gemacht“, räumt der damalige Leiter des Schutzbereichs Brandenburg/Havel, Norbert Langerwisch, ein. Die Leiche hätte früher gefunden werden müssen. Dass sich einer der beiden das Leben genommen habe, zeige, „dass die Jungs offenbar nicht damit fertig geworden sind, was sie getan haben“.

Von Marion Kaufmann und Heiko Hesse

Mehr aus Brandenburg

 
 
 
 
 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken