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Hochschulen in Brandenburg

Potsdamer Studenten gegen zu hohes Lehrdeputat

Mehr Unterricht mit schlechterer Qualität fürchten Potsdamer Studierende.

Mehr Unterricht mit schlechterer Qualität fürchten Potsdamer Studierende.

Potsdam. Studenten der Universität Potsdam wollen nach den Ostertagen vom 23. bis zum 26. April mit Aktionen auf dem Campus Am Neuen Palais und in Golm gegen die geplante Erhöhung des Lehrdeputats ihrer Dozenten protestieren.

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In neuen Stellenausschreibungen, die die Universität für Anstellungen an der Philosophischen Fakultät herausgegeben hat, sind 18 Semesterwochenstunden als mögliche Höchstzahl für die Lehre angegeben. Grund für die Anhebung der Lehrverpflichtung ist unter anderem das Ziel, die Zahl der Lehramtsstudierende an der Universität von derzeit 650 Anfänger pro Jahr auf 1000 zu erhöhen. Das erfordert mehr Kurse und Unterricht.

Keine Forschung mehr möglich

„Ich möchte, dass auch künftige Studierende dieselbe Qualität des Studiums erleben, wie ich sie erlebe“, sagt Chiara Schimpe, eine der Organisatoren der Protestaktionen. Die Studentin der Anglistik und der Kulturwissenschaften ist der Überzeugung, dass dies nicht mehr möglich ist, wenn künftig die Dozenten neun ganz verschiedene Kurse in einer Woche geben sollen.

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„Der große Punkt ist, dass so keine forschungsbasierte Lehre mehr möglich ist“, so Schimpe. Für eigene Forschung bliebe bei 18 Semesterwochenstunden gar keine Zeit mehr. Hinter der vermeintlich geringen Zahl an Unterrichtsverpflichtung stünde nämlich eine Unmenge an Vor- und Nachbereitungen sowie andere Aufgaben, die für sich alleine schon kaum zu leisten seien.

Schimpe rechnet vor, dass zu 90 Minuten Unterricht pro einzelnem Kurs jeweils 4,5 Stunden Vor- und Nachbereitung hinzukommen, dazu bis zu zwei Stunden für Sprechstunden und schließlich die Zeit für die Korrektur von Hausarbeiten. Bei zwei Stunden Korrektur pro Arbeit könnten das schnell zusätzlich 40 Stunden mehr gegen Ende eines Semesters werden.

20 Überstunden in einer Woche

Die Dozenten der Fakultät hatten in einer Stellungnahme Anfang März selbst ausgerechnet, dass sie über 20 Überstunden pro Woche machen müssten, „um ihren Aufgaben allein in der Lehre nach universitären Kriterien vollständig und hinreichend sorgfältig gerecht zu werden.“ Sie hatten ein in dem Brief eine Begrenzung des Lehrdeputats auf höchstens elf Semesterwochenstunden gefordert.

Die Aktionswoche der Studierenden besteht vor allem aus Vorträgen von Bildungsforschern, Gewerkschaftsmitgliedern und von Lehramts-Studenten zu den Problemen. Sie finden jeweils von 12 bis 14 Uhr statt. „Der Leitgedanke ist eine Art alternative Universität“, so Schimpe. Drei Tage wird es Aktionen am Neuen Palais geben, am Donnerstag, dem 25. April, wird der Campus Golm bespielt. Ziel sei, „ganz offene Gespräche, mit dem Präsidium zum Thema anzufangen“.

Von Rüdiger Braun

MAZ

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