Vorsicht, Sexting: Surfschein für Kinder gegen die Gefahren im Netz
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Medienkompetenz ist wichtig – auch für Eltern. Denn nicht selten werden Kinder online gemobbt.
© Quelle: dpa
Brandenburg. "Sexting" wird das Verbreiten von freizügigen Fotos über Internet-Chats genannt – ein Phänomen, vor dem die beiden Schulsozialarbeiterinnen Stephanie Hofmann und Antje Kuhr von der Caritas in der Stadt Brandenburg warnen. Antje Kuhr berichtet von einem Fall aus einer Brandenburger Schule. Dort hatte ein Mädchen im Taumel der Verliebtheit seinem Freund über Whatsapp ein Foto von sich geschickt, auf dem es fast nackt ist. Später postete der Junge das Foto im Chatroom der Schule – und kurz darauf kursierte das Foto des Teenagers auf Handys von Jugendlichen aus der ganzen Stadt. "Es ist eine Straftat von dem Veröffentlicher, sobald er ein solches Foto weiter verbreitet", erzählt die Schulsozialarbeiterin. Das Mädchen ging nicht mehr zur Schule. Später tauchte das Foto sogar auf einem Fake-Account bei Facebook auf.
Bundeskriminalamt: Nichts anderes als Kinderpornografie
Keine Weiterleitung von Nacktbildern Minderjähriger! Die Polizei geht solchen Fällen konsequent nach.
Sabine Vogt, Leiterin der Abteilung "Schwere und Organisierte Kriminalität" im BKA
Genau vor solchen Risiken warnt auch das Bundeskriminalamt (BKA). Es geht um das Posten und Verbreiten von freizügigen Fotos, die letztendlich nichts anderes sind als Kinderpornografie. Sabine Vogt, Leiterin der Abteilung "Schwere und Organisierte Kriminalität" im BKA, appelliert, solche Bilder sofort zu löschen. Es handele sich nicht um Bagatelldelikte: "Keine Weiterleitung von Nacktbildern Minderjähriger! Die Polizei geht solchen Fällen konsequent nach." Jugendlichen müsste durch ihre Eltern, aber auch durch Präventionsarbeit bewusst gemacht werden, dass sie sich mit solchen Handlungen einer Strafverfolgung aussetzten, so Sabine Vogt. Die Versender seien sich häufig über die Folgen gar nicht im Klaren.
Genau da setzt die Arbeit des Vereins Internet-ABC an. Dem Verein gehören alle Landesmedienanstalten an. Gefördert wird er unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Deutschen Kinderschutzbund. Gemeinsam mit dem Grimme-Institut hat der Verein eine Internetseite mit Info-Angeboten für Kinder, Lehrer und Eltern entwickelt, auf der auch der genannten Surfschein für das Internet erworben werden kann. Die Kinder lernen dabei spielerisch, sich sicher und verantwortungsvoll im Internet zu bewegen. Sie erfahren auch, welche Gefahren etwa beim Chatten lauern können und was es beim Datenschutz zu beachten gilt.
Internet-ABC: Angebote ganz einfach downloaden
Es ist ein gutes Angebot. Kinder sind uns Erwachsenen oft weit voraus im Wissen – es ist auch für Eltern und Pädagogen wichtig, sich zu schulen, um halbwegs auf dem Stand der Kinder zu sein.
Schulsozialarbeiterin Antje Kuhr
Sabine Kühnel-Schwarz, Referentin für Medienkompetenz der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg, sagt zum Surfschein: "Es ist von unseren Angeboten zu dem Thema das am besten nachgefragteste." Vor allem könnten Lehrer es leicht in den Unterricht integrieren. Wie viele Schulen in Brandenburg das Angebot aktuell nutzen, konnten weder der Verein noch die Landesmedienanstalt auf MAZ-Anfrage mitteilen. Das liege auch daran, dass sich jeder die Angebote aus dem Netz herunterladen könne und keine Anmeldung dafür nötig sei, so Kühnel-Schwarz.
Auch Schulsozialarbeiterin Antje Kuhr begrüßt die Initiative: "Es ist ein gutes Angebot. Kinder sind uns Erwachsenen oft weit voraus im Wissen – es ist auch für Eltern und Pädagogen wichtig, sich zu schulen, um halbwegs auf dem Stand der Kinder zu sein." Schon Grundschüler müssten lernen, was im Internet erlaubt sei und was nicht. „Das ist wie im Straßenverkehr“, so Kuhr. "Da werden Kinder auch herangeführt, sich sicher zu bewegen."
Internet: Es lauern Gefahren, wie in der realen Welt
Daniel Keip, Pressesprecher der Polizeidirektion West, verweist auf die Straftatbestände üble Nachrede, Beleidigung und Verleumdung, wenn jemand im Internet herabgesetzt werde: "Kindern, Jugendlichen und Eltern wird geraten, beim Nutzen von Kommunikationswegen in der digitalen Welt die gleiche Vorsicht zu zeigen, wie in der realen Welt."