Wegen des Klimawandels: „Pakt für den Wald“ schließen
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Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) schaut sich bei Nauen einem durch Unwetter zerstörten Wald des Bundesforstes an.
© Quelle: Ralf Hirschberger/DPA
Nauen. „Großer Bahnhof“ Donnerstagnachmittag mitten im Waldrevier Quermathen unweit der Gemeinde Groß Behnitz in der Nähe von Nauen (Havelland). Bundeslandwirtschafts- und Forstministerin Julia Klöckner (CDU) pflanzt auf einem gut fußballfeldgroßen Waldstück sattgrüne, zweijährige Douglasien. Mit dem „Göttinger Fahrradlenker“, einer länglichen Pflanzschaufel mit Gestänge und breiten Griffen, bohrt sie Löcher in den Waldboden und setzt die 30 Zentimeter großen Pflanzlinge. Im Januar 2018 wütete an der selben Stelle der Wintersturm „Friederike“ und entwurzelte viele über 150 Jahre alte Eichen. Die Pflanzaktion der Ministerin wird beäugt von zahlreichen Kameras sowie Forstexperten, etwa dem Präsidenten des Verbandes der Waldeigentümer (AGDW), Hans-Georg von der Marwitz.
Dabei setzen nicht nur Stürme den Wäldern zu, auch Schadinsekten und anhaltende Trockenheit oder Waldbrände, wie im vergangenen Jahr, fordern ihren Tribut. Der Klimawandel ist in den Wäldern angekommen. Von einer „mittleren Katastrophe“ spricht von der Marwitz, der selbst 100 Hektar Wald in der Nähe von Friedersdorf (Landkreis Märkisch-Oderland) besitzt, mit Blick auf die Schäden des Vorjahres. Außerdem hätten 90 Prozent der schädlichen Käfer den milden Winter überstanden. Darum sei in diesem Jahr mit noch stärkerem Auftreten von Borkenkäfer, Nonne, Eichenprozessionsspinner und anderen Forstschädlingen zu rechnen. Bundesweit brachten die Extreme des Vorjahres schätzungsweise 33 Millionen Festmeter Schadholz. Das ist fast die Hälfte des Einschlages eines Jahres. Die Holzpreise sind entsprechend auf Tiefstniveau abgesackt. Von der Marwitz fordert im Namen von rund zwei Millionen privaten Waldeigentümern von der Politik einen „Pakt für den Wald“. Dazu gehöre erstens, dass die gravierenden Probleme der Forsten Gesellschaft und Politik bewusst gemacht werden müssen. Und zweitens brauchten die Waldbesitzer wirksame Unterstützung, um mit den schlimmsten Schäden fertig werden, etwa Schadensflächen beräumen und wieder aufforsten zu können.
Auch Bundesministerin Klöckner spricht vom „schlimmsten Schadensereignis“ für den deutschen Wald, vor allem den in Brandenburg. Obwohl eigentlich die Bundesländer zuständig seien, stelle der Bund in diesem Jahr 30 Millionen Euro für die Behebung der Schäden in den Forsten bereit. Hinzu kämen noch einmal 25 Millionen Euro aus der Gemeinschaftsaufgabe Küstenschutz (GAK). Klöckner will außerdem nicht abgerufene Mittel aus der GAK des Vorjahres in dieses Jahr übertragen und für die Waldhilfen umwidmen. Der Parlamentarische CDU-Staatssekretär Michael Stübgen, verweist darauf, dass das ganze Ausmaß der Waldschäden aus dem Vorjahr erst in diesem Frühjahr sichtbar werde. Wenn es sich dann ebenfalls um eine „Katastrophe nationalen Ausmaßes“ handele, wie in der Landwirtschaft, müsse neu nachgedacht werden, sagt er.
Klöckner lässt die Bereitschaft erkennen, dass der Bund, nachdem Klarheit über die Gesamtschäden herrsche, weitere Hilfen zur Verfügung stellen könnte. „Kein Hektar darf unaufgeforstet bleiben. Jeder Euro, den wir jetzt in den Wald investieren, ist ein Euro für den Klimaschutz“, erklärt sie.
Von Reinhard Zweigler
MAZ