Rhythmus im Dämonenblut
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„Metal: Hellsinger“ verknüpft Ego-Shooter mit Rhythmusspiel und harter Metal-Musik.
© Quelle: The Outsiders/Funcom
In der Hölle ist der Teufel los. Oder vielmehr: die Namenlose. Die Dämonin ist endlich aus ihrem versiegelten Gefängnis befreit worden, hegt Rachegedanken und will nur eines: ihre Stimme zurückerlangen, die die Rote Richterin, eine der Höllenfürstinnen, ihr einst gestohlen hat. Der Auftakt für einen blutigen Feldzug durch die acht Reiche der Hölle, bei dem eines klar im Mittelpunkt steht: die Musik.
„Metal: Hellsinger“ vom schwedischen Entwickler The Outsiders setzt sich in eine sehr enge Nische: Es verknüpft Ego-Shooter mit Rhythmusspiel und harter Metal-Musik. Die aggressive, E‑Gitarren-lastige Rockmusik – mit Beteiligung von unter anderem Matt Heafy (Trivium), Alissa White-Gluz (Arch Enemy) und Serj Tankian (System of a Down) – gibt den Takt vor, in dem Aktionen wie Schießen, Nachladen, Ausweichen und Finishing-Moves ausgeführt werden müssen, um einerseits mehr Schaden anzurichten, andererseits das Zorn-Meter zu steigern.
Es hapert an Umfang und Abwechslung
Das füllt sowohl eine Leiste für einen Special Move auf, den jede der sechs Waffen wie Schwert, Doppelpistole und Armbrust beherrscht, und bestimmt auch den Klang der Musik: Auf der untersten Zorn-Stufe erklingen lediglich die Drums, dann kommen Bass und Gitarren dazu, und auf der höchsten Stufe schließlich setzt der Gesang respektive das Grölen ein. Das erfordert ein wenig Einarbeitung, doch sobald es Klick gemacht hat, entwickelt „Metal: Hellsinger“ einen wahnsinnigen Flow, in dem Bewegung, Kampf und Musik zu einer immersiven Sinneserfahrung verschmelzen.
Es hapert jedoch an Umfang und Abwechslung: Die acht Hauptlevel sind beim ersten Durchgang jeweils innerhalb von 20 bis 30 Minuten bewältigt (wer schnell ist, schafft es in der Hälfte der Zeit) und bieten keinerlei versteckte Geheimnisse oder große Unterschiede. Zwar liegt mal Schnee, mal besteht die Welt aus Ruinen und mal aus kargen Felsen, doch die grundlegende Struktur bleibt stets gleich: vier bis fünf Arenen, die jeweils nach dem Besiegen aller Gegner den Weg in einen kurzen Schlauchabschnitt, weiter in die nächste Arena und schließlich zum Boss öffnen. Der besteht jedes Mal aus einer Inkarnation der Roten Richterin und fühlt sich deshalb jedes Mal relativ ähnlich an. Von den verwinkelten, mit Geheimnissen und Plattforming-Passagen vollgestopften Leveln eines „Doom: Eternal“ ist „Metal: Hellsinger“ meilenweit entfernt.
Ein höllischer Spaß
Einzig die insgesamt 21 optionalen Herausforderungen – Marterungen genannt – bringen etwas frischen Wind ins Spielgeschehen und schalten bei Abschluss Siegel frei, die Boni gewähren. Doch auch die Marterungen sind schnell beendet, und so ist „Metal: Hellsinger“ nach spätestens zehn Stunden komplett ausgereizt. Es sei denn, man will sich in den Kampf um die Spitze des Highscore-Boards werfen, worauf das Spiel durchaus ausgelegt ist.
Es ist ein wenig ernüchternd, dass „Metal: Hellsinger“ quantitativ so wenig aus seinem sehr gut umgesetzten Konzept macht; andererseits sind gerade solch kleine, feine Spiele, die nur ein paar Abende und nicht ganze Monate verschlingen, in der noch immer anhaltenden Open-World-Flut eine willkommene Abwechslung. Voraussetzung für den Genuss von „Metal: Hellsinger“ ist zwar eine Affinität zu hartem Metal und rhythmusgetriebenen Spielen wie „Rez“, „Beat Saber“ oder „Thumper“. Ist beides jedoch gegeben, dann wartet hier ein höllischer Spaß.
USK: nicht geprüft, empfohlen ab 16 Jahren
Plattform: Playstation 5, Xbox Series, PC
Entwickler: The Outsiders
Publisher: Funcom
Release: 15. September 2022
Preis: circa 30 Euro (PC)/40 Euro (Konsole)/enthalten im Xbox Game Pass