Wenn der Bauch zum Feind wird: Chronisches Leiden Reizdarm
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Viele Menschen leiden unter chronischen Darmbeschwerden.
© Quelle: Christin Klose
Potsdam. Die Verdauung ist für viele Menschen ein problembehaftetes Thema. Bis zu 20 Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter dem sogenannten Reizdarmsyndrom. Immer wieder kommt es bei ihnen zu Bauchschmerzen, verbunden mit Blähungen, manchmal mit Verstopfung oder Durchfall. Der Reizdarm ist eine chronische Erkrankung, die für die Betroffenen oft mit einer starken Einschränkung der Lebensqualität verbunden ist, sagt Doreen Oelschläger von der Deutschen Reizdarmselbsthilfe.
Am Anfang sollte bei starken Beschwerden in jedem Fall die ärztliche Diagnose stehen, empfiehlt sie. Hinter Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall können viele mögliche Ursachen stehen, über Infektionen oder der Schädigung innerer Organe bis hin zu Darmkrebs. Der Arzt wird zunächst abklären, ob eine dieser möglicherweise sogar lebensbedrohlichen Erkrankungen vorliegt. Auch auf Lebensmittelunverträglichkeiten oder Allergien wird er untersuchen. Ist keine andere Erkrankung als Ursache auszumachen und halten die Beschwerden länger als drei Monate an, dann wird vom Reizdarmsyndrom gesprochen.
Ein Arzneimittel bei allen Darmbeschwerden gibt es nicht
Der Arzt kann Medikamente etwa gegen die teils sehr schmerzhaften Blähungen verschreiben. Auch verschiedene frei verkäufliche Präparate gibt es. Aber ein Arzneimittel, das bei allen Betroffenen wirken würde, gibt es nicht. „Die Medikamente wirken nicht bei allen gleich“, erklärt Doreen Oelschläger. Und sie sind oft auch nicht in jeder Situation gleich wirksam. Manche Mittel helfen gegen Sodbrennen, andere eher gegen Bauchkrämpfe, wieder andere gegen Blähungen.
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Die Expertin, die für die Reizdarmselbsthilfe die Vereinszeitschrift Darm-Vital betreut, empfiehlt ein mehrstufiges Vorgehen. So sei es sinnvoll, zunächst den Arzt zu konsultieren, dann möglicherweise einen Ernährungsberater hinzuziehen, vielleicht ein Ernährungstagebuch zu führen, und schließlich zu prüfen, wie der Alltag mit weniger Stress gestaltet werden kann. In vielen Fällen spielt die Psyche bei Darmbeschwerden offenbar eine größere Rolle, wirken Stressfaktoren sich negativ aus. In manchen Fällen kann es auch hilfreich sein, begleitend eine Psychotherapie durchzuführen.
Darmbakterien spielen eine wichtige Rolle
Was die Ursachen angeht, ist noch vieles unklar. Der menschliche Magen-Darm-Trakt ist ein kompliziertes Gefüge, zu dem auch die im Darm ansässigen Bakterien gehören. Wird etwa gegen eine Infektionserkrankung ein Antibiotikum eingenommen, sterben auch viele der nützlichen Bakterienkulturen im Körper ab und es kann längere Zeit dauern, bis sich wieder ein stabiler Zustand eingestellt hat. Es ist schwierig, die Zusammensetzung der Darmflora gezielt zu beeinflussen, sagt Doreen Oelschläger, die für die Reizdarmhilfe auch die Vereinszeitschrift Darm-Vital betreut.
Sie empfiehlt, für sich selbst auszuprobieren, was am besten gegen die Beschwerden hilft und dabei für Ratschläge von außen offen zu sein. „Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft enorm“, betont sie. Manche stellen ihre Ernährung komplett um, anderen hilft vor allem Entspannung oder Bewegung etwa durch Gymnastik oder Spazierengehen. In den meisten Fällen gelingt es durch eine Kombination verschiedener Maßnahmen, auch mit der chronischen Erkrankung einen Alltag zu erreichen, in dem die Beschwerden zumindest in den Hintergrund treten.
Info: Weitere Informationen gibt es auch unter https://reizdarmselbsthilfe.de