Metabolisches Syndrom: Tödliches Quartett für die Blutgefäße
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Auch Blutabnahmen gehörten zum Forschungsprojekt.
© Quelle: Victoria Barnack
Potsdam. Essen im Überfluss und Technik, die körperliche Arbeit erspart, prägen moderne Industriegesellschaften. Bequem und angenehm – aber auf Dauer gesundheitsschädigend. Immer mehr Menschen haben zu viele Pfunde, die zu den Wegbereitern einer gefährlichen Mischung gesundheitlicher Risiken zählen. Der auch als „tödliches Quartett“ bezeichnete und im Fachjargon „metabolisches Syndrom“ (MetS) getaufte Cocktail aus Bauchfett als Folge von Übergewicht, Bluthochdruck, zu viel Blutzucker und erhöhtem Cholesterinspiegel soll gepaart mit Rauchen rechnerisch für 40 bis 50 Prozent der Todesfälle bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich sein. Von denen gilt in Industrienationen jeder Dritte als betroffen.
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Nicht nur das: Auch für erworbenen Diabetes gilt es als Vorstufe. Epidemiologische Studien konnten zudem zeigen, dass in Brandenburg jeder vierte Erwachsene am metabolischen Syndrom leidet – neben Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern die höchste Betroffenheit in den Ländern.
Metabolisches Syndrom: 4000 Menschen an Forschungsprojekt beteiligt
Entsprechende Erhebungen hat auch ein durch die EU gefördertes Forschungsprojekt der Uni Potsdam bestätigt. Die Forscher rückten in Begleitung von Gesundheitsfachleuten mit einem Kleinbus aus, um in Betrieben, bei Veranstaltungen oder auf Marktplätzen Interessierte auf MetS-Symptome hin zu untersuchen. Bei entsprechender Diagnose wurde ein Präventionsprogramm mit gezielten körperlichen Aktivitäten und angepasster Ernährung erstellt. 4000 Menschen beteiligten sich an dem Vorhaben zur Erkundung mobiler Diagnostik. „In Brandenburg ist das metabolische Syndrom weit verbreitet, wohl sogar stärker als angenommen“, so Frank Mayer, Direktor der das Projekt umsetzenden Hochschulambulanz der Universität.
Jeder Parameter des tödlichen Quartetts ist ein Risikofaktor für Veränderungen an den Blutgefäßen. Sie können mit der Zeit zu einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) führen. Die Folge dieser Ablagerungen, die mit abgestorbenen Zellen zu tun haben, sind Durchblutungsstörungen und bleibende Schäden an lebenswichtigen Organen.Vor allem ein daraus resultierender Herzinfarkt oder Schlaganfall kann schwere Folgen haben oder zum Tode führen.
Apfelform und metabolisches Syndrom
Warum besonders Bauchfett zu den Risikofaktoren zählt, ist noch nicht geklärt. Vor allem gefährdet sind aber Menschen, die vor allem am Bauch zunehmen – zur „Apfelform“ neigen. Mediziner nennen das stammbetonte Fettleibigkeit, mit Fettgewebe, das innere Organe umgibt. Speck an Po und Hüften – oft als „Birnenform“ bezeichnet – scheint indes weniger riskant zu sein.
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Folgeerscheinungen des metabolischen Syndroms entwickeln sich allmählich. Beschwerden werden oft erst spürbar, wenn sich Blutgefäße durch Arteriosklerose stark verengt haben. Organschäden sind dann vielfach unvermeidlich. Daher ist es wichtig, Risikofaktoren zu erkennen und frühzeitig mit einer Behandlung zu beginnen.
Wichtige Faktoren der Vorbeugung wie Abnehmen und eine gesündere Ernährung mit einer guten Calcium-Versorgung können helfen, dem tödlichen Quartett vorzubeugen. Untersuchungen zufolge soll auch Magnesium je nach Dosierung prophylaktisch wirken. Reich an dem Element sind vor allem Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und Nüsse sowie auch grünes Gemüse. Mineral- und Heilwasser werden ebenso als Quellen beworben.