Neues von Hanna Meyerholz, Nickel Creek und Xalpen
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Grenzen existieren einfach nicht für Nickel Creek.
© Quelle: Josh Goleman
Potsdam. Geradezu üppig ist sie ausgefallen – die neue Langrille von Nickel Creek „Celebrants“ (Repair Records/Thirty Tigers/Membran). Man könnte nur jubeln. Das Americana-Trio zeigt sich in formidabler Form. Es kehrt nach neun Jahren zurück und leert das Füllhorn über uns aus. Was für eine Wohltat, die Geigerin Sara Watkins, ihren Bruder Sean an der Gitarre und Chris Thile, den Wundertäter an der Mandoline, wieder vereint zu hören. Eine sagenhafte Harmonie im Gesang. Modern gewandeter Bluegrass, der zum Jazz hinüber streicht. Folk aus einer alten Zeit, wie er nicht intimer ausfallen könnte. Zumal das Trio sich textlich Themen wie Liebe und Freundschaft zuwendet. Und der Zeit, die es braucht, beide trotz möglicher Anfechtungen auszukosten.
Mehr Rock
Ohne Frage: Die vokale Präsenz von Stimmband-Akrobat Ricky Hoover treibt die Deathcore-Mannschaft von Ov Sulfur weiter als je in den eingeschwärzten Wahnsinn. Schrei, wenn du kannst. Knurre, wenn du musst. Am besten beides. Dabei zeigt die Band aus Las Vegas auf dem jüngsten Auswurf „The Burden Ov Faith“ (Century Media/Sony) nicht nur barbarische Härte, sondern gibt sich großzügig blackmetallisiert und sinfonisch. Fürchterlich gut. Nach einer Auszeit von 25 Jahren sind Xysma mit „No Place Like Alone“ (Svart Records/Membran) zurück. Und die fünf Finnen versuchen, den längst ausgebreiteten Mantel des Vergessen abzustreifen. Erfolgreich. Denn die einstigen Genre-Jongleure lassen es mit vornehmlich klassischem Hardrock enorm krachen – aber mit einigen Abschweifungen. Gegen Jahresende hatten Fall Out Boy höchstselbst die Gerüchteküche über ihre baldige Rückkehr mit einigem Futter versehen, darunter ein animiertes Video mit Knetfiguren. Und dann knallt der Vierer aus einem Vorort von Chicago seinem Anhang „Love From The Other Side“ um die Ohren. Der erste Song seit Jahren. Von der anderen Seite der Apokalypse fräst sich das Stück sofort ins Ohr. Nun steht das neue Album „So Much (For) Stardust“ (Fueled By Ramen/Elektra/Warner) im Regal. 20 Jahre nach dem Debüt tritt das hoch dekorierte Quartett um Patrick Stump, deren Mitglieder zwischendurch andere Projekte verwirklichten, sofort das Gaspedal durch. Punk, Rock und Pop-Appeal – alles da. Der Spaß an FOB auch. Ein Sturm kommt auf. Entfesselt in Trondheim. Von Keep Of Kalessin. Die Band um Frontmann Arnt Obsidian legt „Karthasis“ (Morningstar Records/Back On Black) vor. So eine erschütternde Riff-Orgie, so eine melodramatische, mit Chorälen gespickte Choreografie und perfekt gehämmerte Schmiede-Kunst aus Schwarz-Metall und Prog kann nur eine Band abliefern, die Höllenschlünden oder großer Pein entronnen ist. Noch tiefer tauchen Xalpen in die Finsternis. Grausam, schrundiger infernalischer Black Metal aus Chile, der auf „The Curse Of Kwányep“ (Black Lodge) okkulte Abgründe erkundet. Die Musiker umkreisen – in Trance und wie es Rituale gebieten – das Feuer wie ein Schamanen. Geboren aus einem uralten Wissen. Dunkel, dämonisch, ekstatisch – und vergessen. Bis jetzt. Xalpen folgen dem Pfad der Ahnen und Chaos-Götter.
Zwischendurch waren die Mitglieder von Nickel Creek beschäftigt mit einer Vielzahl an Projekten. Gerade Chris Thile machte als Instrumentalist von sich reden. Solo und als Gast bei anderen. 20 Jahre ist es nun her, dass die drei ihren Grammy für das beste zeitgenössische Folk-Album erhielten. Wie gesagt, einen Abfall in der Form gibt es einfach nicht.
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Gut abgehangen: Ledfoot & Ronni Le Tekro.
© Quelle: Anders Odden
Kleine Lava-Lampe brenn’! Sie können nicht voneinander lassen – Ledfoot und Ronni Le Tekro. Diesmal haben die alten Haudegen gemeinsam die Songs für „Limited Edition Lava Lamp“ (TBC Records/Broken Silence) ausgeheckt. Und bringen „Little Rosie“ zunächst ein Country-Ständchen. Sonst gibt es samt Band solide, atmosphärische Rock-Nummern, Boogie mit brennenden Slides auf der Gitarre, sodann halten sie es mit bluesigen Balladen.
Alternativen
Wenn du es zulässt, dann tragen dich Mono an jeden Ort, den du dir wünschst. Mit der würdevollen wie zurückhaltenden, nur geringfügig aufbrausenden Veröffentlichung „Heaven, Vol. 1“ (Pelagic) beginnt mit den Postrockern aus Japan eine Wolkenreise, die schließlich in einem sanften Bad aus Licht endet. Jedes Jahr um Weihnachten herum, bringt die Band eine EP heraus. Getrost trägt sie dich – weit ins Jahr hinein. Auf den Flow, aufs Schweben, aufs Gleiten verstehen sich auch Monument. Die Band aus der Schweiz gibt sich auf ihrer weiträumig angelegten Platte „Abyss“ (Hummus Records) hörbar ungezwungen – in ihrer Melange aus Shoegaze, Elektronik, Noise und Rock. Mit viel Sinn für Brüche und Eruptionen. Stellt das Wohlgeformte neben das Kantige. Seine sensiblen Stücke tauchten bereits mehrfach in TV-Serien auf. Gerade hat Luca Fogale seine EP „Run Where The Light Calls“ (Amelia Recordings) vorgelegt. Und genau da will der Kanadier hin. Ins Licht. In die Wärme. Zu Menschen, die Liebe zu geben haben. Seine ganzes Sehnen packt er daher in acht neue Lieder. Melancholischer, weicher, immer hoffnungsfroher Pop. Nicht zu Unrecht wurde Luca mit dem Juno geehrt, der höchsten musikalischen Auszeichnung seiner Heimat.
Ledfoot, hinter dem Künstlernamen steckt Tom Scott McConnell, hatte erst vor Jahresfrist „Coffin Nails“ vorgelegt. Lange Sargnägel für Leute, die man lieber begraben sähe, wie der Folk-Blues-Barde düster und archaisch ätzte.
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Geschmackvoll, weil akustisch: Hanna Meyerholz.
© Quelle: Maike Brautmeier
Kerzenschein muss die funkelnden und fein gewebten Akustik-Songs von Hanna Meyerholz nicht unbedingt illuminieren. Schaden kann es aber nicht. Ihre Stücke sind wie gemacht für diese intimen Cafés mit kleinem Podium. Wo Nähe zum Künstler so essenziell ist. Geboren in Münster, hatte Hanna sich vor einiger Zeit mit dem Gitarristen Phil Wood zusammengetan. Ihr drittes Album heißt „This Year“ (Irish Green Records/Broken Silence).
Umwerfendes Video zum Titelsong
Immer mal schmuggelt sich eine kleine keltische Färbung ein. Kein Wunder, Hanna verbrachte einige Zeit in Irland. Doch ihre Inspiration bezieht sie nicht ausschließlich von der grünen Insel. Den Titelsong hat Tine Kluth übrigens in ein amüsantes wie höchst liebevolles Video verpackt. So gibt es eine Vollblutmusikerin zu entdecken und eine Animatorin von Klasse.
Im Konzert
Nichts überlässt Samantha Fish dem Zufall. Die Gitarristin aus Kansas City beleuchtet Themen wie Macht und Verantwortung. Dieses Wechselverhältnis spielt sie auf ihrer Scheibe „Faster“ (Rounder Records/Concord/Universal) gleich in zwölf Varianten durch. Herzhaft und lustvoll wie am Start im Titelsong. Darin facht die Frau das Feuer an. Weil sie es kann.
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Lust am Spiel: Samantha Fish
© Quelle: Promo
Doch Samantha beschränkt sich nicht auf verschwitzten Blues-Rock. Zwar feuert die 34-Jährige glühende Soli ab, doch sie schaut zudem nach links und recht. Dort finden sich Pop, Doo Wop und durch die Kooperation mit Tech N9ne, der auch aus ihrer Heimatstadt stammt, sogar ein Ausflug in den Rap. Erst im Mai kann dann das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit mit Jesse Dayton – abermals ein wilder Ritt durch die Genres – begutachtet werden.
MAZ