Neue Alben von Miley Cyrus, Kunze, Billie Joe Armstrong und anderen
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Die Popprinzessin rockt: Miley Cyrus hat ja gar kein Plastikherz, wie man auf dem Album „Plastic Hearts“ entdecken darf.
© Quelle: Jordan Strauss/Invision/dpa
Kunze, das „ganze Herz“ und der Tankwart
Er ist nicht nur ein Sänger, der Heinz Rudolf Kunze, nicht nur ein Musiker, ein Liederschreiber. Er ist ein Erzähler, Rollenspieler, ein Anekdotenplauderer, ein Der-Zeit-auf-den-Zahn-Fühler und Das-Zwischenmenschliche-Ausloter. Das geht zuweilen etwas unter, wenn Heinz Rudolf Kunze mit seiner Band gewohnheitsmäßig in die Nacht rockt. An „Wie der Name schon sagt – Solo live“ ist er nun ganz allein schuld, im Corona-Sommer wurden im Schweriner Schloss 35 Songs und Wortbeiträge aufgezeichnet, die Kunze ganz bei sich zeigen.
Und dass er hier mit „Idiot Number One“, einem von der amerikanischen Nationalhymne eingeleiteten Abgesang auf „das Monster“ und den „Feind der Menschheit“ Trump zu spät kommt, ist noch keinesfalls erwiesen. Hier ist einer der Besten nur mit Gitarre, Klavier und ungebremster Musizierfreude. In der „Bestandsaufnahme“ bringt Kunze etwa „nach zwölf halben Bier“ noch die bekannteste Liedzeile von Helene Fischer unter. Und er unterbricht sogar seinen Klassiker „Dein ist mein ganzes Herz“ mit einer Schnurre über einen Tankwart im Osten, der ihn als „Herbert Grönemeyer!“ erkannt zu haben glaubte.
Das Mitsingen geht im Schloss etwas leise, das wird aber auch wieder besser, wenn sich die durchgeimpfte Republik wieder in den Clubs in den Armen liegen darf.
Heinz Rudolf Kunze – „Wie der Name schon sagt – Solo live“ (Meadow Lake Music/Rough Trade)
Miley Cyrus und die Liebe zum Rock ’n’ Roll
Hail, hail, Rock ’n’ Roll! Miley Cyrus bringt „Zombie“ als Live-Coverversion, den Song, mit dem die nette Gitarrenpopgruppe Cranberries einst zur Rockband wuchs. Und sie covert andersrum „Heart of Glass“, mit dem Debbie Harrys Blondie – aus der Punkecke kommend – den New Wave 1978 mit Disco verheirateten. Das sind zwei durchaus sinnige Anhänge für „Plastic Hearts“, das siebte Studioalbum der einstigen Popprinzessin, die jetzt ihre Liebe zum Rock ’n’ Roll auslebt.
Schon seit Jahren hat die gerade 28 gewordene frühere Hannah Montana in Konzerten gezeigt, dass sie Nirvana und Metallica, Smiths, Dylan, Springsteen, Stones, Led Zeppelin und all die anderen großen Gestalten und Truppen mit der Gitarre als Leitinstrument liebt. Und es ist ein Statement in den Zeiten von formelhaftem Plastikpop, wenn sich eine der führenden Hitlieferantinnen jetzt auch auf einem Studioalbum an die Musik ihres Herzens traut. Es kommt so vielleicht wieder insgesamt Leben in die Nische!
In „Edge of Midnight“ schlägt Miley die Brücke ins Gestern freilich auch über Stevie Nicks, deren 1982er-Hit „Edge of Seventeen“ das markante Element des Songs ist. In (dem etwas lendenlahmen) „Prisoner“ war ganz klar Olivia Newton-Johns „Physical“ der Pate, und die kraftvolle Countryballade „Angels Like You“ hebt fast an wie „In My Life“ von den Beatles. Und doch ist das hier mehr als ein kalkulierter Cover- und Zitatenschatz, nur um ein bisschen mit der musikalischen Gegenseite zu kokettieren.
Die Nashvillelady, die schon mit Bangerz und den schräg-grandiosen Flaming Lips teamte, tut sich hier mit Gästen wie Joan Jett, Dua Lipa und dem alten Billy „Rebel Yell“ Idol von Generation X zusammen. Klar gibt es da noch Autotune und arg affektierte Popgitarren (man höre den Scheidungssong „What the Fuck Do I Know?“). Auch vereint Miley Rock mit Synthpop („Gimme What I Want“), was klarmacht, dass hier nicht etwa eine rumpelige Indieband losscheppert, sondern auch eine gewisse Verkäuflichkeit beabsichtigt ist. „Plastic Hearts“ will hörbar nicht in den Club, sondern ins Stadion, aber diese Lieder über Schuld und Selbstvergewisserung würde man dort (großenteils) auch ganz gern hören.
Miley Cyrus – „Plastic Hearts“ (Columbia/Sony)
Take Thats Gary Barlow probiert’s jetzt mit Swing
Herrje, ein Killer – aber wie zärtlich! „Wenn Liebe töten kann, dann ist das meine Zeit“, singt Gary Barlow zum Piano, und schon bald steigen Streicher auf wie bittersüßes rosa Gewölk über dem Himmel dieser eindrucksvollen Hollywoodnummer namens „This Is My Time“. Schon am Anfang von Barlows neuem Album stimmt ein Orchester die Instrumente, und mit dem fingerschnippenden Bigband-Swing von „Who’s Driving This Thing“, dieser schmissigen Musicalnummer wie aus Zeiten, in denen Sinatra und Nat King Cole die Charts regierten, begibt der Take-That-Mann sich 14 Songs lang auf das Feld, das sein Ex-Bandkollege Robbie Williams lange zuvor mit seinen „Swing, When You’re Winning“-Alben so formidabel beackert hatte.
Der 49-Jährige wechselt dabei vom 80-köpfigen Ensemble zum Jazzquartett, von Swing zu Latin, feiert Gäste wie Chilly Gonzales, Michael Bublé, Beverley Knight und James „Carpool Karaoke“ Corden. Anders als bei Williams ist Barlows Material neu – keine vertrauten Golden Jazzoldies. Was einerseits Barlows Mut offenbart, aber auch die Schwäche der Platte darstellt. Nicht jedes Stück hier ist ein „Mack the Knife“ oder „Something Stupid“.
Trotzdem ist es Barlows Zeit. Auch dieses Album, das erste Solowerk Barlows seit sieben Jahren, erweckt das Gefühl, eine der vielen wunderbaren Corona-Ideen dieses Sommers der künstlerischen Neuerfindungen und Rückbesinnungen gewesen zu sein. Es wurde in Wahrheit aber schon vor dem Lockdown abgeschlossen. Wie wäre es auch möglich gewesen, so üppige Ensembles im Studio zusammenzupferchen?
Gary Barlow – „Music Played By Humans“ (Polydor)
Billie Joe Armstrong fordert mit John Lennon: „Gimme Some Truth“
Green Day waren schon im Februar, kurz vor dem Ende allen unbekümmerten Lebens, mit ihrem Album „Father of all Motherfuckers“ rübergekommen. Jetzt lässt der Chef der kalifornischen Neopunks, Billie Joe Armstrong, das Soloalbum „No Fun Mondays“ vom Stapel – eine Sammlung feiner Coverversionen, die er über die Monate alle Montage ins Netz gestellt hat. Zeitvertreib in den Rossbreiten der Pandemie. Brav sitzt Billie Joe in einem der Videos daheim auf der gestreiften Couch, im Hintergrund ein schlafendes Hündchen, während Susanna Hoffs von den Bangles in ihrem Wohnzimmer die Gitarre zum Eighties-Juwel und thematischen Leitsong „Manic Monday“ (komponiert von Prince) spielte.
Am ersten dieser „I don’t have to run“-Days hob Armstrong allerdings eine rockige Version von Tommy James and the Shondells‘ „I Think We’re Alone Now“ online. Nicht, dass er den (meisten) Originalen unheimlich viel zufügen würde, auch des endlos unterschätzten Wreckless Erics vergnüglichen Lovesong eines nimmermüden Romeos – „(I’d Go) The Whole Wide World“ – liefert Armstrong nur ein Deut ruppiger aus. Er geht mit „Corpus Christi“ von den Avengers und mit Stiv Bators „Not That Way Anymore“ in die Ahnengalerie der Punks und reckt die Faust zu Billy Braggs „A New England“. Obskures wie „Amico“ vom Italo-Crooner Don Backy steht neben Unerwartetem wie Kim Wilds New-Wave-Klassiker „Kids in America“. Und – hey – „Come on everybody, get down and get with it!“ – Billie Joe goes tatsächlich Teeniepop mit „That’s Rock ’n’ Roll“ vom blonden Siebzigerjahre-Teeniehelden Shaun Cassidy! Was der alles auf dem Schirm hat!
Geradezu großartig ist seine Rumpelversion von John Lennons „Gimme Some Truth“. Wenn er ins Mikro schreit, dass er genug davon habe, „Szenen mit schizophrenen, egozentrischen, paranoiden Primadonnen“ zu sehen, ist das – zwei Wochen vor Lennons 40. Todestag – der passende Abgesang auf die unrühmlich endende unrühmliche Präsidentschaft der Primadonna Trump.
Billie Joe Armstrong – „No Fun Mondays“ (Reprise/Warner)
Peter Maffay liebt die Zweisamkeit
Peter Maffay ist ein straighter, cooler, unzweifelhafter Rock ’n’ Roller. Schon als er noch dem Schlager zugerechnet wurde, hatte er Nummern auf den Alben, die nach Chuck Berry und Bachman Turner Overdrive klangen. Und schon in jenen Tagen – und das gilt bis heute – hatte er eine der stärksten, schönsten, beseeltesten Stimmen in der deutschsprachigen Popmusik. Die misst er nun auf „Peter Maffay und …“ mit anderen Stimmen – eine Versammlung musikalischer Zweisamkeiten aus den vergangenen Jahrzehnten, die das oft genug unter Beweis stellen.
Wenn er etwa mit Hartmut Engler den einst von diesem für ihn Lovesong „Tiefer“ zelebriert, klingt der Pur-Frontmann geradezu schüchtern und verzagt, als könne ihm ein Wort entzweireißen und alles wäre aus. Die Aufnahme stammt von einem Pur-20-Jahre-Jubelkonzert, das 2001 auf Schalke stattfand. Johannes Oerding stieß auf der „Jetzt!“-Tour dieses Frühjahrs zur Maffay-Truppe, um den Titelsong des jüngsten Studioalbums „(Die Zeichen steh’n auf) Jetzt!“ zu rocken. Schon besser!
Eine Compilation mit Bekanntem und Unveröffentlichtem liegt hier vor, die zurückgeht bis in die Zeiten, als Maffay als Nebenjob noch ein Duo mit Jonny Tame hatte und beide mit dem englischsprachigen Countryrocker „Making It Better“ einen veritablen Hit landeten. Maffay singt mit Katie Melua („Dreams on Fire“), Wolfgang Ambros („Abwärts und bergauf“), mit Zucchero („Diamante“) und Udo Lindenberg („Sie brauchen keinen Führer“), mit Lokua Kanza („Wapi Yo“) und mit Cesária Evora („Sodade“).
Und am Ende dann noch einen für die Fans. Mit 170 von ihnen beschwört er zum Abschluss des Albums die gemeinsame „Reise durch die Jahre“. Und nur wer zwischendurch auf dieser Reise ausgestiegen ist, wundert sich, wie viele unterschiedliche Klangwelten dieser Rock ’n’ Roller so alles durchschritten hat.
Peter Maffay – „Peter Maffay und …“ (Red Rooster/Sony)
Im Schockzustand: Annen May Kantereit über gestern, heute, morgen
Die Platte enthält 16 Aufnahmen und heißt trotzdem „12“, weil es eben nicht mehr „fünf vor zwölf“ ist. Seit heute (27. November) liegt auch ein physischer Tonträger des dritten Liederbuchs von Annen May Kantereit vor. Mit aschfahler Stimme murmelt Henning May das Intro zu einem Grabespiano. In dem Satz „Um das zu kriegen, was wir haben / braucht es so viel Zeit“ steckt viel Erkenntnis des Unsinns allen Materialismus, des Lebensmodells der Gier und Verlustangst, an das sich alle gekettet haben. Es scheint, als seien die drei über Nacht eine alte weise Band geworden.
„12“ gäbe es nicht ohne das schreckliche 2020, ist eine Chronik des Lockdowns, der Pandemie, die wie ein letzter Vorhang wirkt über all das fürchterliche Menschheitstheater, das seit der sogenannten Flüchtlingskrise auf Erden aufgeführt wurde: „Corona ist berühmter als der Mauerfall und Jesus zusammen“, singt May mit seiner zementrauen Stimme in „Gegenwartsbewältigung“, „und dabei hat es gerade erst angefangen“.
Die Songs sind kurz, skizzenhaft, viele düster bis dunkel, mit Klavier unterlegt, sie scheinen, wie im Fluge entstanden. „Gegenwart“ fängt die Unwirklichkeit der Situation ein. „So wie es war, so wird es nie wieder sein“, heißt das Mantra des Desillusionierten in „Zukunft“, und in „Vergangenheit“ rappt May wehmütig über zehn Jahre AnnenMayKantereit. Auch hier wird Wehmut laut: „Der Traum ist immer nur geliehen“, barmt er und klingt, als wolle er sich jetzt mal in einem Corona-Kyffhäuser auf 100 Jahre Schlaf hinlegen. „12“ gehört zu den Alben, die entstanden, weil ihre Künstler aus dem Dasein gerissen wurden und reagierten. So klingt es von einem „Schockzustand“, war in einem Interview zu lesen.
„Die letzte Ballade“ ist dann ein Summa summarum des Untergangs: Klimawandel, Naturzerstörung, Rechtsextremismus, rechte Morde, öffentliches Schweigen. „Worüber würde ich singen / wenn es niemanden mehr interessiert“, rätselt May. Rappelt sich dann aber auf – in jedem Fall würde er weitersingen. Und, gegen die bornierte Rechte, die Chaos und Angst für Demokratiezerstörung nutzt: „Lieder kann niemand verbrennen.“
Annen May Kantereit – „12“ (Irrsinn/Universal)
Shakin’ Stevens kuratiert seine Hits und Flops
Elvis war cool, später uncool und schwer und Elvis war dann auch irgendwann – viel zu früh – tot. Michael Barratt alias Shakin’ Stevens sprang in die Bresche. Er war jung, schlank und schwang die Hüften wie der King damals in den Fünfzigerjahren. Mit seinen Sunsets galt der Waliser schon in den Siebzigerjahren als Livesensation und als führender Aufbereiter des frühen Rock ’n’ Rolls. In den frühen Achtzigern war er dann – ohne Sunsets – ein Top-Ten-Star, Dauergast in den europäischen Charts.
Jetzt hat „Shaky“ auf drei CDs eine Versammlung seiner Singles kuratiert. Wer erst ab seiner nach Sun-Studios klingenden Coverversion von „Marie, Marie“ einstieg, bekommt einige Songs aus den noch wilderen Zeiten davor. Und dazu gibt es nicht wenige Songs aus all den Jahren (ab 1986), in denen es außerhalb der Heimat schon wieder ruhiger um Shakin’ Stevens geworden war. Hier sind „Radio“ (mit Queens Brian May und Roger Taylor), seine Coverversionen von Frankie Laines „Jezebel“ und Pinks (nicht Elvis’) „Trouble“.
Und bevor noch ein halbes Dutzend Christmas-Carols ausgeschüttet wird, kommt die aktuelle Single „Wild at Heart“, auf der der inzwischen 72-Jährige versucht, mit twangender Tieftongitarre wieder an die alten Zeiten anzuknüpfen. Prognose: Wird nix.
Shakin’ Stevens – „Singled Out“ (BMG)
Brian Enos schwebende und stillstehende (Film-)Musiken
Wenn der Brite Brian Eno um eine Filmmusik angefragt wird, dann geht es nicht um einen flotten Pop- oder Rocksong für eine Komödie von Robert Zemeckis oder den Titelsong des nächsten Bond-Films. Eno, mit vollem Namen Brian Peter George St. John le Baptiste de la Salle Eno, steht für die frühen Tage der Kultband Roxy Music ebenso wie für die Produktion der interessantesten U2-Alben (und zahlloser anderer Werke anderer Künstler und Bands) – sowie für die Faszination am nie zuvor Gehörten („My Life in the Bush of Ghosts“).
Nein, der Soundtrack-Lieferant Eno schreibt Sphären und Klangbauten, schwebende oder stillstehende Musiken für Filmkünstler wie Antonioni, Derek Jarman oder David Lynch. Auf der Compilation „Film Music 1976 – 2020“ finden sich Beiträge zum Score von Peter Jacksons „In meinem Himmel“ (2009) ebenso wie zu Michael Manns „Heat“ (1995). Ein Rhythmus ist nur in der neuesten dieser Klangwaben auszumachen – „Reasonable Question“ aus der Doku „We Are As Gods“ über den kalifornischen Zukunftsaktivisten Stewart Brand, der vehement für ein Wiederbeleben verlorener Spezies eintritt.
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Immer wieder mal taucht in diesen musikalischen „Zuständen“ eine catchy Melodie auf – wie sie die Steelgitarre in „Deep Blue Day“ (aus Danny Boyles „Trainspotting“, 1996) malt. Und selten kommt auch ein „richtiger“ Song zu Gehör – wie das gespinstige „Under“ aus Ralph Bakshis Trickfilm „Cool World“ (1992) oder das countryeske „You Don’t Miss Your Water“ aus Jonathan Demmes „Mafiosi-Braut“ (1988) – ein Cover des R-’n’-B-Klassikers von William Bell.
Nie jedoch wird auf diesen 67 Minuten das Feld des Meditativen verlassen. Wer Enos engstes Teamwork mit U2 (unter dem Pseudonym Passengers erschien 1995 das Album „Original Soundtracks 1“) mochte (es gibt hieraus die „Beach Sequence“ zu hören), der wird sich auch hier einfinden. Einfach anstellen, alle Lichter löschen, sich hinlegen und bald schon beginnen die Bilder und das Gefühl zu schweben.
Brian Eno – „Film Music 1976 – 2020“ (Opal)
Ritchie Blackmore: Der Mann fürs Laute in der „Stillen Nacht“
Wer von all denen, die einst mähneschüttelnd in ihr Luftgitarrenspiel zu Deep Purples „Smoke on the Water“ versunken waren, hätte gedacht, dass Ritchie Blackmore, der uns so viele Nächte laut gemacht hat, eines Tages ganz zart mit „Stille Nacht“ rüberkäme? Bei dem Weihnachtslied aller Weihnachtslieder singt dann sogar Ritchies zehnjährige Tochter Autumn mit.
Die EP „Here We Come A-Caroling“ ist nicht die erste Weihnachtsveröffentlichung, die der einstige Hardrockmaestro Blackmore mit Gattin Candice Night unter dem irgendwie besitzergreifend klingenden Namen Blackmore’s Night in die Heilige Nacht schickt. Aber sie ist mit vier folkigen, glöckchengeschmückten Traditionals (das Titelstück, „It Came upon a Midnight Clear“, „O Little Town of Bethlehem“) heimelig, kein bisschen aufdringlich und erfreulich kurz – mehr oder weniger eine Ergänzung zu Blackmore’s Nights weniger stimmigem Jahresendzeitalbum „Winter Carols“ von 2006.
Blackmore’s Night – „Here We Come A-Caroling“ (Ear/Edel)