„Die Legende von Paul und Paula“: So erinnern sich die MAZ-Leser
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Nachgebaute Filmszene aus dem DDR-Streifen „Die Legende von Paul und Paula“ mit Angelica Domröse im Potsdamer Filmmuseum.
© Quelle: Nestor Bachmann/dpa
Potsdam. So nah dran an „Paul und Paula“ dürften nur wenige MAZ-Leser gewesen sein. Wenn man genau hinschaut ist Burghardt Grochowski aus Nuthetal (Potsdam-Mittelmark) in einer Szene des legendären DDR-Streifens sogar zu sehen: Weit im Hintergrund ganz links hinter Paula sitzt er Rücken an Rücken auf einer Mauer. Paula blickt in dem Moment ziemlich gelangweilt aus der Wäsche. Paul hat sie zu einem klassischen Freiluftkonzert auf dem Mont Klamott im Berliner Volkspark Friedrichshain mitgenommen. Eindeutig nicht ihr Ding.
Grochowski war damals, 1972, gerade 16 Jahre alt und hatte Sommerferien, als ihn ein Freund für eine Kleindarstellerrolle bei der Defa anheuerte. „Es war eine interessante Zeit mit vielen Erlebnissen“, schreibt er der MAZ.
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MAZ-Leser Burghardt Grochowski Rücken an Rücken mit einer zweite Komparsin in einer Szene von „Die Legende von Paul & Paula".
© Quelle: Defa-Stiftung
50 Jahre ist es her. Aber „Die Legende von Paul & Paula“ lässt die Herzen noch immer höher schlagen. Der Streifen von Regisseur Heiner Carow nach dem Drehbuch von Ulrich Plenzdorf mit Angelica Domröse und Winfried Glatzeder in den Hauptrollen wurde schnell zum Kultfilm. Und das ist er auch heute noch, wie die Reaktionen von MAZ-Lesern auf die Bitte, uns ihre Erinnerungen mitzuteilen, erkennen lässt.
MAZ-Autor Lars Grote hatte zum Jahrestag an den Start des Films in den Kinos der DDR am 29. März 1973 erinnert, noch einmal über seine damalige Wirkung nachgedacht und aus der Distanz von 50 Jahren dessen prophetische Kraft hervorgehoben.
Viele Leser erinnern sich offenbar an ein verändertes Lebensgefühl zu Beginn der 70er-Jahre in der DDR, das in dem Film zum Ausdruck kommt. Eine gewisse Aufbruchstimmung, die auch mit der Musik zusammenhing. „Ich habe den Film damals mehrere Male gesehen“, berichtet Leserin Annette Graf. Angelica Domröse und Winfried Glatzeder seien „super Schauspieler“ und auch die Musik sei „sehr passend“ gewesen, schreibt sie.
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Auch Jürgen Brepohl aus Potsdam verbindet mit seinen Erinnerungen an den Film ein verändertes gesellschaftliches Klima: „Vor allem die Offenheit und Direktheit des Films hat uns angesprochen. Wir werteten den Film als einen Schritt zu unverkrampftem Umgang mit den Themen unserer Zeit und vor allem auch dessen, was uns in der DDR bewegte“, so Brepohl.
Um so erschreckender sei jedoch gewesen, was anschließend nach der Biermann-Ausbürgerung 1976 passierte. Auf das Tauwetter der 60er- und frühen 70er-Jahre folgte, wie in fast allen Satellitenstaaten der Sowjetunion, eine neue politische Eiszeit.
Selbst die mehrfach gezeigten Sprengungen von Altbauten und die damals neu entstandenen Plattenbauviertel – heute Bilder, die eher mit gemischten Gefühlen betrachtet werden – , erinnern MAZ-Leser an das damalige optimistische Klima in der DDR.
Was verbindet Sie mit „Paul und Paula“?
„Die Legende von Paul und Paula“ ist einer der erfolgreichsten Spielfilme aus der DDR. Premiere feierte der Film am 29. März 1973 im Berliner „Kosmos“-Kino, einen Tag später lief der Film in den anderen Kinos des Landes. Zu DDR-Zeiten kam er auf etwa drei Millionen Besucher. Was verbindet Sie mit „Paul und Paula“? Schreiben Sie es uns an leserbriefe@maz-online.de.
„Honecker war seit zwei Jahren im Amte und es herrschte nach der Stagnation unter Ulbricht so etwas wie Aufbruchstimmung mit den sogenannten sozial-politischen Maßnahmen. Und das war nicht nur der Sieg im Fußball durch das Tor von Sparwasser“, erinnert sich Gerhard Petzholtz aus Potsdam an den legendären Sieg der DDR-Mannschaft gegen die BRD bei der WM in München. „Das war vor allem Wohnungsbau, was den Abriss alter Häuser in den Innenstädten bedeutete, was im Film oft symbolisch gezeigt wird (was wir heute ganz anders sehen)“, schreibt dieser Leser.
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Sequenz aus dem Film "Die Legende von Paul und Paula". Im Hintergrund links Rücken an Rücken auf der Mauer MAZ-Leser Burghardt Grochowski aus Nuthetal.
© Quelle: Defa Screenshot
Auch auf Facebook gibt es zahlreiche Reaktionen und Likes. „Ich liebe diesen Film“, schreibt Elke Bochmann. „Toller Film, mit super Schauspielern, immer wieder sehenswert!“, so auch Petra Lüdtke. Und Edith Schmidt erinnert sich an einen Kinobesuch in Dresden, bei dem das Publikum anschließend applaudierte. „So etwas war ganz neu“, schreibt sie.
Leserin Stephanie Schütte denkt vor allem an die Musik: „Geh zu ihr und lass deinen Drachen steigen“, zitiert sie den Song der Puhdys. „Unvergessen“, sekundiert Robert Martin. Und Pia Würz findet den Film „einfach Kult“.
MAZ