Kolumne „Auf der Couch"

Gewalt ist nie gerechtfertigt – besonders nicht unter dem Deckmantel der Liebe

Gewalt ist nie gerechtfertigt – erst recht nicht aus angeblicher Liebe.

Gewalt ist nie gerechtfertigt – erst recht nicht aus angeblicher Liebe.

Am letzten Wochenende kam es zweimal zu Gewalt in aller Öffentlichkeit. Einerseits schlug der Rapper Fat Comedy dem Komiker Oliver Pocher ins Gesicht. Beide waren als Zuschauer bei einem Boxkampf gewesen. Andererseits ohrfeigte der Schauspieler Will Smith während der Oscarverleihung den Komiker Chris Rock. Dieser hatte einen Witz über den krankheits­bedingten Haarausfall von dessen Ehefrau Jada Pinkett Smith gemacht. Diese Vorfälle haben auf den ersten Blick vielleicht nicht viel miteinander zu tun. Aber beide entfachen aktuell eine Diskussion darüber, ob und wann Gewalt gerechtfertigt sein kann.

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Hat es jemand wirklich verdient, aufgrund bestimmter Verhaltens­weisen oder Aussagen geschlagen zu werden? Wollen wir in so einer Gesellschaft leben? In einer Gesellschaft, in der Worte, Witze oder Verhaltensweisen – ob sie nun angebracht sind oder nicht – mit körperlicher Gewalt beantwortet werden? Haben das gesprochene Wort oder rechtliche Mittel keine Relevanz mehr?

Angebliche Argumente für Gewalt

Der Fall von Will Smith wird noch absurder, wenn man sich den Kontext ansieht. Etwa 15 Minuten nach dem Vorfall nahm der Schauspieler seinen Oscar entgegen und sprach in seiner Dankesrede davon, er wolle „ein Gefäß der Liebe“ sein. Seine Rede würdigte das Publikum mit Standing Ovations. Halten wir fest: Will Smith schlägt einen Menschen ohne Vorwarnung auf der Bühne ins Gesicht – und das während einer Veranstaltung mit gigantischer Reichweite. Seine Entgleisung begründet er mit der Liebe zu Gott und zu seiner Familie. Er instrumentalisiert hier also seine Familie und benutzt sie als Rechtfertigung für sein inakzeptables Verhalten.

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Inzwischen hat sich Smith öffentlich für seinen Ausraster entschuldigt. Fraglich bleibt, ob er wirklich zu später Einsicht gelangt ist oder ob er Angst um seinen Oscar hat. Der Vorfall und Applaus für den Schauspieler zeigen aber auch: Es scheint nicht nur in dessen Kopf eine Einteilung zu geben, wann Gewalt gerechtfertigt ist und wann nicht – sondern auch in unserer Gesellschaft. Diese Argumentation zeigt sich im Kleinen wie im Großen.

Gewalt in Beziehungen

Die körperliche Unversehrtheit sollte aber immer ein hohes Gut in unserer Gesellschaft sein! Zumal körperliche Gewalt in der Regel auch psychische Folgen hat. Worte, egal wie verletzend und schrecklich sie sein können, rechtfertigen niemals Gewalt! Physische Gewalt muss immer das letzte Mittel sein, zum Beispiel als Selbstschutz oder in lebens­bedrohlichen Situationen.

Gewalt scheint vielleicht ein Thema zu sein, dass ganz weit weg vom eigenen Alltag ist. Tatsächlich findet aber einer großer Teil der Gewalt in unseren Beziehungen statt: in Form von physischer Gewalt, verbaler Gewalt oder Falsch­darstellung. Auch hier passiert es häufig, dass die Übergriffe als gerechtfertigt oder hilfreich thematisiert werden – die klassische Täter-Opfer-Umkehr. Wir sollten uns aber vor Augen halten: Letztendlich gestalten die persönlichen Verhaltensweisen in unserem Umfeld auch die Gesellschaft.

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Der Autor ist zu erreichen über liebeschip.de. Sein neues und drittes Buch „Die neue Dimension der Liebe“ ist bereits vorbestellbar und erscheint am 11. April 2022 – außerdem bietet Christian Hemschemeier ein umfangreiches Kursprogramm.

In der Kolumne „Auf der Couch“ schreiben wechselnde Experten zu den Themen Partnerschaft, Achtsamkeit, Karriere und Gesundheit.

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