Feuerwehr-Held Axel Thiemann hatte bei Horror-Crash Schutzengel an Bord
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Axel Thiemann.
© Quelle: Anna-Marie Meewes
Brandenburg/H. Der beliebte Brandenburger Feuerwehrmann Axel Thiemann (49) war am Dienstag mit seinem Schutzengel und zahllosen helfenden Kameraden unterwegs, als er gegen 22 Uhr zwischen Michendorf und Ferch mit seinem Pkw unterwegs war.
Von einer Feuerwehr-Veranstaltung kommend, fuhr der 48-Jährige mit seinem VW offenbar fast ungebremst auf ein Begleitfahrzeug eines Schwertransporters, der nach Polizeiangaben mit einem „Reifenschaden auf dem Standstreifen halten musste“ .
Das Begleitfahrzeug stoppte und sicherte den beschädigten Lastwagen ab. Axel Thiemann fuhr auf und schob das Begleitfahrzeug auf den Schwerlasttransport, der einen 30 Tonnen schweren Wärmetauscher geladen hatte.
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Einen Schutzengel hatte Axel Thiemann an Bord, um dieses Fahrzeug nach dem Unfall lebend zu verlassen.
© Quelle: Foto: Julian Stähle
Bei dem Unfall verletzte sich der Kamerad der Brandenburger Freiwilligen Feuerwehr sehr schwer, war in seinem Fahrzeug eingeklemmt und musste mit schwerem hydraulischen Rettungsgeräten befreit werden. Dennoch gelang es ihm, aus dem Fahrzeug heraus die Rettungsstelle zu informieren, den Einsatz zu starten und weitere Kameraden zu informieren.
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Nach kurzer Zeit war die Feuerwehr der Gemeinde Michendorf vor Ort, die schon über den Notruf erfahren hatte, dass ein Kamerad in Not sei. Nach wenigen Minuten war Thiemann aus seinem Fahrzeug befreit und konnte dem Rettungsdienst übergeben werden.
Ein Leben für die Feuerwehr
Auch ein SAR-Rettungshubschrauber landete auf der Autobahn und brachte den Verletzten in ein Krankenhaus. Der SAR-Hubschrauber auf Basis des Airbus H145 ist in Schönwalde stationiert und kam für den Brandenburger Kameraden zum Einsatzort.
Axel Thiemann arbeitet beim Kreisfeuerwehrverband Potsdam-Mittelmark und engagiert sich seit über 30 Jahren als ehrenamtlicher Feuerwehrmann in Brandenburg an der Havel. Derzeit ließ er sich als Fachdozent in psychosozialer Notfallbetreuung von verletzten Personen oder den Angehörigen von Verstorbenen, in Bevölkerungsschutz und als Sanitätshelfer ausbilden.
MAZ-Leser kürten Thiemann zum Helden
Überdies ist Thiemann Ausbilder für Quereinsteiger und diejenigen, die frisch von der Jugendfeuerwehr kommen. Im Landkreis Potsdam-Mittelmark arbeitet er als Kreisjugendwart und ist damit zuständig für 126 Jugendfeuerwehren.
So viel Engagment wurde und wird gewürdigt. Die MAZ-Leser wählten Thiemann im Februar 2023 zum „Feuerwehr-Helden des Monats“. Eine Auszeichnung, über die er sich riesig freute.
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Großeinsatz auf der Autobahn A 10 am späten Dienstagabend: Ein Pkw fuhr auf ein Begleitfahrzeug eines Schwertransporters auf.
© Quelle: Julian Stähle
Der schwere Unfall des Kameraden, bei dem er sich einige Brüche der Gliedmaßen und Rippen zugezogen hat und die in einem Berliner Klinikum operiert wurden, löste noch in der Nacht bei den Feuerwehrleuten aus der Region große Betroffenheit aber auch Unterstützung aus.
Große Anteilnahme unter den Kameraden
„Auf der Autobahn waren mehr Sterne zu sehen als am Himmel“, sagt Axel Thiemanns Freund und Kamerad Jan Pfotenhauer mit Blick auf die Schulterstücke am Einsatzort. Der Kreisbrandmeister und viele andere hochrangige Feuerwehrleute eilten noch in der Nacht zur Unfallstelle.
Während der Rettungs- und Aufräumarbeiten war die A 10 in Fahrtrichtung Hamburg „für die Dauer von etwa drei Stunden“ voll gesperrt, teilte die Polizei mit. Der an den drei Fahrzeugen entstandene Sachschaden wurde auf etwa 70.000 Euro geschätzt. Nun steht die Frage im Raum: Wie konnte es zum Unfall kommen?
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Es gäbe Hinweise, dass das Begleitfahrzeug womöglich nicht ausreichend beleuchtet war. Das ist jetzt Gegenstand der Ermittlungen. Wie Jan Pfotenhauer sagt, der seit dem Morgen mit Axel Thiemann in Kontakt stand, gehe es dem Kameraden „den Umständen entsprechend gut. Er macht schon wieder Witze und die Schwestern verrückt. Also so, wie wir unseren Freund und Kameraden kennen.“ Die Verletzungen seien schwer, aber nicht lebensgefährlich, sagt Thomas Barz, der für die Feuerwehr zuständige Beigeordnete, der Thiemann „alles Glück und schnelle Genesung wünscht“.
40 Stunden Freizeit die Woche für die Feuerwehr
Ein bisschen verrückt ist der Brandenburger Axel Thiemann im besten Sinne in der Tat: Erst vor wenigen Wochen lief er bei der Teamstaffel in der Havelstadt Brandenburg in voller Einsatzmontur, also Spezialbekleidung, Helm und sogar Atemschutzflasche auf dem Rücken, fünf Kilometer in der Staffel mit. Der Grund: Er wollte die Veranstaltung nutzen, um über das Problem des sogenannten Feuerkrebses aufzuklären.
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Feuerwehrmann Axel Thiemann lief bei der Teamstaffel jüngst im Vollschutz.
© Quelle: Rüdiger Böhme
Das ist eine Erkrankung bei älteren Feuerwehrleuten, die durch kontaminierte, dreckige Feuerwehrkleidung entstehen kann und gegen die man sich schützen könnte, wenn man an Ort und Stelle nach einem Brandeinsatz die Kleidung tauscht.
Kameradschaft und Mitgefühl
Was Thiemann motiviert, seine Arbeitsleben und seine komplette Freizeit – also bis zu 40 Stunden in der Woche – der Feuerwehr zu widmen, hat ihn die MAZ vor einigen Wochen gefragt. „Die strahlenden Augen der Kinder bei der Brandschutzerziehung und die strahlenden Augen, wenn man Personen gerettet hat“, sagte er.
Es gab, wie Kameraden der Wehr berichten, auch viele strahlende Augen, als Axel Thiemann am Dienstag lebend aus dem Auto geborgen war und aus der Ohnmacht erwachte.
MAZ