Brandenburg an der Havel

Das Handy bestimmt das Verkehrsmittel

Die Vorstellung von Bildtelefonie vor 100 Jahren,  im Hintergrund ein Auto, das fliegen und schwimmen kann.

Die Vorstellung von Bildtelefonie vor 100 Jahren, im Hintergrund ein Auto, das fliegen und schwimmen kann.

Brandenburg/H. Jürgen Peters hat den schönsten Erwachsenen-Spielplatz der Welt: Er darf Experimente machen, Roboterautos fahren lassen, selbst alle möglichen Fahrzeuge bewegen, sich mit den etablierten Fahrzeugherstellern austauschen, aber auch mit den neuen Playern wie Apple, Google oder Uber diskutieren, Apps entwickeln und die Ideen anderer auf ihre Alltagstauglichkeit testen. Peters ist Geschäftsführer des Innovationszentrums für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel InnoZ Berlin.

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Er denkt darüber nach, wie sich die Menschen morgen fortbewegen, wie wertvoller Stadtraum anders genutzt wird als für riesige Parkplätze und wie Menschen mit Mobilitätsangeboten schneller zusammengebracht werden. „In Zukunft werden wir Verkehrsmittel selbstverständlich nutzen, ohne darüber nachzudenken.“

Thomas Götze hat auch einen schönen Beruf: Er leitet als Dekan die Technikabteilung der Technischen Hochschule Brandenburg. Er weiß beispielsweise, wie der Elektromotor samt Antrieb in einem Pedelec funktioniert und er sorgt dafür, dass demnächst ein Studiengang für Elektroantriebe, Elektromobilität und Energieeffizienz an der THB gestartet wird. Seine Vorträge illustriert er mit zwei treffenden Zitaten: „Das Leben besteht in der Bewegung“ (Aristoteles, 384-322 v.Chr.) sowie „Wenn ich meine Kunden gefragt hätte, hätten sie schnellere Pferde von mir verlangt (Henry Ford, 1863-1947). Heißt Bewegung beginnt im Kopf und man darf sich auch auf Revolutionen einlassen.

Beide Referenten waren auf Einladung der Bürgerinitiative Packhof gekommen um über „Neue Mobilität in alten Städten“ zu diskutieren. Beide sind sich darin einig, dass Mobilität in Zukunft elektrisch, automatisiert und vernetzt sein wird. Beide sind sich darüber auch einig, dass ein möglicherweise unter dem Neustädtischen Markt entstehendes Parkhaus ein abzulehnender Rückschritt ist, weil jedes Angebot für den motorisierten Individualverkehr neue Verkehrsströme in die Stadt zieht.

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Dahingegen hagelte es Ideen in der Diskussion, wie man es besser machen könnte. Warum geben große Behörden Unsummen für ein riesiges Parkhaus aus, statt ihren Mitarbeitern einen Zuschuss zum Umweltticket zu gewähren? Umweltbudgets sind in Großunternehmen schon seit Jahren Gewohnheit. Eine einzige App, mit der man Bahn- und Fernbusangebote genauso nutzen kann wie den Nahverkehr in allen Städten, ein Leihfahrrad oder ein Sharing-Elektrokleinwagen oder auch den autonom fahrenden Kleinbus – das wäre ein Angebot. Am InnoZ wurde so etwas bereits für Berlin entwickelt, derzeit wird die Plattform mobilityinside.de dafür weiterentwickelt. Es gibt bereits in Deutschland mehr als 150 gewerbliche Carsharing-Anbieter mit 1,7 Millionen registrierten Kunden, Apps wie Turo oder Carsnappy ermöglichen privates Carsharing, das sogar von Versicherungen auch getragen wird.

Peters wirbt für Versuchsräume in der Stadt, bei denen beispielsweise für Carsharing- oder Elektroautos keine Parkgebühr bezahlt werden muss, bei denen Restriktionen zugunsten von umweltfreundlichen Angeboten außer Kraft gesetzt werden, in denen Fahrrad- und Pedelecstellplätze größer sind als die für Verbrenner-Autos. „Sie haben es doch schon selbst einmal auf Aufsteller am Altstädtischen Markt geschrieben ,Alte Stadt – Museum oder Zukunftslabor’, entscheiden sie sich.“ Der Zukunft-Tester wirbt für einen Club der Willigen, in dem fünf große Akteure neben der Bürgerschaft vertreten sein sollten: Verkehrsbetriebe, Stadtwerke, Heidelberger Druck, ZF Friedrichshafen und die THB. Sie sollen experimentieren und agieren ohne Vorgaben aus dem Rathaus und sie sollen herausfinden, welche Systeme zu dieser Stadt passen. Um es klarzustellen: Die großen Systeme wie Straßenbahn und Bus sollen bleiben, entscheidend neu sind die kleineren Zusatzangebote. „Wenn die Mobilität auf der letzten Meile geklärt ist, steigt der Umsteigewille der Menschen“, sagt Götze. Er bereite mit Kollegen aus den Bereichen Wirtschaft und Informatik eine Zusammenarbeit mit der Kommune vor.

Von André Wirsing

MAZ

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