Brandenburg an der Havel

Ein junges Bootshaus mit 111 Jahren

Der liebevoll errichtete Bau steckt voller schöner Details, die Spuren der Zeit werden entfernt.

Der liebevoll errichtete Bau steckt voller schöner Details, die Spuren der Zeit werden entfernt.

Brandenburg/H. Die Schulchronik vermerkt: „Die Ritterakademie ist nunmehr außer einem Ruderkasten mit einer Flottille von acht Booten aller in Betracht kommenden Systeme nach der neuesten Konstruktion und dem vorgeschriebenen Typ ausgerüstet.“ Die Rede ist von dem kleinen Bootshaus, das jeder Besucher als erstes sieht, wenn er sich über die heutige Albrecht-Schönherr-Brücke dem Dom nähert.

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Es ist 111 Jahre alt und damit das zweitjüngste Gebäude auf dem Dom-Areal, ein Jahr später – 1909 – wurde die Turnhalle für die Zöglinge der Ritterakademie errichtet. Der Bootshaus-Bau wurde mit Spenden des ritterschaftlichen Kollegiums sowie dem Verein der früheren Zöglinge finanziert. Er stellt wegen seiner Lage und seiner architektonischen Qualität ein Kleinod dar. „Trotz seiner Funktion als Nebengebäude wurde das Objekt sorgfältig geplant. Der langgestreckte Baukörper wurde als Fachwerkkonstruktion auf gemauertem Sockel konzipiert“, beschreibt Architekt Lennart Hellberg, er ist Chef des Dombaumeisterbüros PMP. „Der südliche Teil erhielt ein Satteldach, während der nördliche, der Havel zugewandte Teil mit einem als Vordach herausgezogenen Mansarddach, einem Balkon und einer Treppe akzentuiert wurde. Auch die symmetrische Durchfensterung und eine kleine Veranda vor dem doppelflügeligen Tor zeugen von der Mühe, die dem kleinen Bauvorhaben gewidmet wurde.“

Vom Sinn der Seefahrt

„Navigare necesse est, vivere non est necesse“ steht als Inschrift im Giebeldreieck. Das bedeutet sinngemäß: Seefahren tut not, Leben tut nicht not.

Es ist ein Seefahrerspruch, der sich zum Beispiel auch am Haus der Seefahrt in Bremen und an der Marineschule in Mürwik wiederfindet.

Die Baukosten für das Projekt sind innerhalb weniger Jahre sprunghaft um 50 Prozent gestiegen, von 210.000 auf 315.000 Euro.

Die Finanzierung kam durch drei Partner zustande: Die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien gab aus einem speziellen Fördertopf 105.000 Euro. Die gleiche Summe brachte der Dom-Förderverein aus freien Spendenmitteln auf. Und die Stadt gab wiederum den gleichen Betrag, den sie sich aus einem anderen Topf zu großen Teilen sponsern lässt.

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Von Balkon und Treppe ist heute nichts mehr zu sehen, beides soll aber wieder hergestellt werden. „Das Gebäude hat Bauschäden, doch angesichts der Tatsache, dass jahrzehntelang außer ein paar wenigen Notreparaturen nicht viel daran gemacht wurde, ist es noch in einem ganz guten Zustand“, sagt der Architekt. Ein paar Balken sind von Nassfäule befallen, ebenso Ständerfüße. Ansonsten sind ein paar Sparren im Dachstuhl auszutauschen. Das Dach wird neu eingedeckt, das Fachwerk bleibt sichtbar, die historischen Farben werden gerade bestimmt. Im Inneren gibt es Platz auf 17 x 5 Metern. Der Asphaltfußboden wird lediglich repariert, indem die Risse geschlossen werden.

Eine Pächterin wurde auch bereits gefunden, es ist praktische eine Nachbarin: Marion Hanisch betreibt auf der anderen Seite des Domkessels genau am Caravan-Parkplatz einen kleinen Hafen, in dem sie Hausboote verchartert. Diese werden in ihrer Werft „Rollyboot“ in der Gottfried-Krüger-Straße gebaut und vertrieben. „Ich bin hier nahe des Doms aufgewachsen, in den Kindergarten und in die Schule gegangen. Dann war ich 30 Jahre lang weg und bin vor drei Jahren in meine alte Heimat zurückgekommen“, sagt Marion Hanisch. Ihre Angebotspalette will sie erweitern, indem sie im Bootshaus Paddelboote, Bretter und Paddel fürs Stand up Paddling (Stehpaddeln) sowie ganz kleine mit Solarstrom betriebene Bötchen verleiht. „Es soll alles klein und fein werden, passend zu dem niedlichen Bootshaus.“ Selbst die eisernen Bootshalter an den Wänden werden nach der Korrosionsschutzbehandlung und nach dem Lackieren wieder angebracht. Es wird erstmals eine Toilette im Haus eingebaut. Für eine zusätzliche Gastronomie reicht der Platz gar nicht. “Mit der ,Remise’ auf dem Burghof und dem Kiosk am Parkplatz gibt es Angebote in direkter Nachbarschaft.“ Im Mai will Marion Hanisch eröffnen. Ab dem nächsten Jahr soll dann immer von April bis Oktober Verleih-Saison sein.

„Das Schönste an dem ganzen Projekt ist, dass es allen gelungen ist, dem Bootshaus seine alte Bestimmung zurückzugeben“, sagt Domgeschäftsführer Manuel Asmus. Die finanzielle Hilfe der Stadt sei nötig gewesen.

Von André Wirsing

MAZ

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