Rauswurf aus dem Garten
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Die neun Gärten in der Mini-Sparte an der Bauhofstraße müssen von den bisherigen Pächtern aufgegeben werden.
© Quelle: Christian Griebel
Brandenburg/H. Die Kündigung ist „hand- und sattelfest“, wie der Vorsitzende des Gartenfreunde-Kreisverbandes Fred Schenk mit Bedauern feststellt. Dabei gehören die Pächter von neun Gärten an der Bauhof-/Ecke Hausmannstraße gar nicht zu seiner „Stammkundschaft“. Die rund 3500 Quadratmeter große Fläche gehörte bis zum vorigen Jahr dem Bundeseisenbahnvermögen und der Deutschen Bahn, in deren Auftrag verwaltete die Bahn-Landwirtschaft Bezirk Halle e.V. die Fläche bis zu deren Verkauf an einen Investor. Der Vorsitzende des Bahn-Landwirtschaftsvereins Norbert Gäbel nennt in dem Kündigungsschreiben die Firma AC Wohnprojekt Brandenburg GmbH & Co. KG mit Sitz in Leipzig als neuen Eigentümer. Diese wolle Wohnbauten an der Bauhofstraße errichten. Die Mutter der AC Wohnprojekt Brandenburg ist die AC Projekt GmbH, die auf ihrer Webseite zudem einige Pflegeeinrichtungen, Studentenwohnheime sowie Kitas als Referenzen aufführt.
Der neue Eigentümer habe sich zudem vertraglich verpflichtet, zum Vertragsende 30. November 2019 die fällige Kündigungsentschädigung an die bisherigen Pächter zu übernehmen. Das bedeutet, bis zu diesem Zeitpunkt müssen die Pächter ihre persönlichen und alle beweglichen Sachen von den Grundstücken weggebracht haben, für die Bauten werden sie dann entschädigt.
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Nadine und Toni Wargowski müssen ihren Garten räumen. Sie bedauern das sehr, wohnen sie doch nur fünf Fußminuten weit entfernt.
© Quelle: Heike Schulze
„Wir würden als Kreisverband gerne helfen. Das Thema ist auch nicht ganz neu, es wird schon länger diskutiert, dass es an der Bauhofstraße eine städtebauliche Entwicklung geben soll“, sagt Schenk. Er habe mit der Vorsitzenden der Hauptsparte an der Alten Potsdamer Straße sowie mit einigen Pächtern selbst gesprochen. Das Problem: Der Kreisverband darf als gemeinnütziger Verein nur die Interessen seiner Mitglieder aktiv vertreten, sonst gibt es Ärger mit dem Finanzamt. „Gegen die Kündigung werden wir nicht ankommen, das habe ich bereits prüfen lassen. Wir bieten aber an, dass wir die Pächter unterstützen, wenn sie ihre Interessen bei der Entschädigung wahrnehmen. Dazu müssten sie allerdings Mitglied sein. Dann könnten wir sie auch in andere Sparten vermitteln.“
Im Übrigen hat auch Vereinsvorsitzender Gäbel von der Bahn-Landwirtschaft den Pächtern ein ähnliches Angebot gemacht, der Verein betreibt in der Nähe eine weitere Kleingartenanlage.
Über die Kündigung der Gärten hatte das Internetportal Meetingpoint-Brandenburg.de zuerst berichtet. Dort entspann sich auch eine muntere Diskussion. Der CDU-Stadtverordnete Ralf Weniger verweist auf ein Gespräch mit Oberbürgermeister Steffen Scheller (CDU). Dieser habe versichert, dass die betroffenen Pächter eingebunden seien. Das bestreiten diese allerdings. Nach MAZ-Informationen sollen sie sich aber in der kommenden Woche, am 13. März, mit dem Rathauschef treffen.
„Wir Gartenfreunde stemmen uns nicht gegen jede Entwicklung, schon gar nicht, wenn es um Projekte wie Wohnungen oder Kindertagesstätten geht. Wir lassen mit uns reden, aber man muss uns überzeugen. Wenn es grundsätzlich wird, wie bei der Zweitwohnungssteuer, kämpfen wir allerdings. Und in diesem Falle hatten nicht nur unsere Mitglieder etwas davon, sondern auch die in den Eisenbahn-Gärten und die Nutzer von Erholungsgrundstücken“, sagt Schenk.
Von André Wirsing