Brandenburg an der Havel

Vierter Anlauf: Bei Schlote wird diesmal einen ganzen Tag lang gestreikt

Offenbar entschlossen fordern Beschäftigte der Schlote Gruppe mit ihrem 24-Stunden-Warnstreik die Aufnahme von Tarifgesprächen mit der IG Metall.

Offenbar entschlossen fordern Beschäftigte der Schlote Gruppe mit ihrem 24-Stunden-Warnstreik die Aufnahme von Tarifgesprächen mit der IG Metall.

Brandenburg/H. Die Nachtschicht macht an diesem Donnerstag vor dem Werktor der Firma Schlote in der Einsteinstraße den Anfang. Bis 23.59 Uhr dauert der inzwischen schon vierte Warnstreik beim Automobil- und ZF-Zulieferer. Das Ziel: die Aufnahme von Tarifgesprächen mit der IG Metall. Die lehnte die Schlote-Führung bislang ab.

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Erstmals folgen etwa 50 der rund 160 Beschäftigten des Schlote-Werks in Brandenburg/Havel am 19. März dem Aufruf ihrer Gewerkschaft zum Warnstreik.

Wie beim zweiten Mal im April legen die Beschäftigten nur für zwei Stunden die Arbeit nieder. Am 3. Mai verdoppelt die IG Metall die Dosis. Doch das Ergebnis ist aus ihrer Sicht immer gleich.

Geschäftsführung ignoriert IG Metall

Die Geschäftsführung der Schlote-Gruppe im niedersächsischen Harsum bei Hildesheim ist ein harter Brocken. Sie quittiert die Vorboten des regulären Arbeitskampfes in Brandenburg/Havel mit Nichtbeachtung der gewerkschaftlichen Forderung, über einen Tarifvertrag zu verhandeln, der den Betrieb stufenweise an das Niveau des Flächentarifvertrags der Metall- und Elektroindustrie heranführt.

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An diesem Donnerstag verschärft die IG Metall daher die Gangart, ruft ihre Mitglieder für 24 Stunden zum Warnstreik auf, so dass alle Schichten des Werks betroffen sind. Nach Angaben von Gewerkschaftssekretär Nico Faupel steht die Produktion komplett und auch im Lager ruht die Arbeit.

Manuel Herm bestätigt diese Angaben. „Die ganze Produktion und das Lager stehen vor dem Tor, 30 bis 35 Kollegen der Frühschicht“, berichtet das Mitglied des Betriebsrates, das zugleich der betrieblichen Tarifkommission angehört. Um 14 Uhr ist Schichtwechsel und Wachablösung.

Nur Büroangestellte seien an ihren Arbeitsplatz gegangen, obwohl sie die Forderungen hinter vorgehaltener Hand guthießen.

Betriebsrat will nicht verhandeln

Zum Betriebsrat unterhält die Firmenleitung Kontakt, hat ihn für die kommende Woche zu einem Gespräch gebeten. Der Einladung wolle man folgen, doch eines sei klar: Über die Höhe von Löhnen und Gehältern werde der Betriebsrat mit dem Arbeitgeber keine Betriebsvereinbarungen schließen.

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„Das ist rechtlich nicht möglich wegen des Tarifvorrangs im Betriebsverfassungsgesetz“, versichert Manuel Herm. Arbeitsbedingungen, die üblicherweise in Tarifverträgen geregelt sind, könnten nicht Gegenstand einer Betriebsvereinbarung, so auch die Position der Gewerkschaft.

Faupel: „Eine Betriebsvereinbarung, welche die Höhe der Entgelte regelt, wäre unwirksam.“ Diese Linie verfolgen demnach alle IG-Metall-Mitglieder im Betrieb, wie ein einstimmiges Votum gezeigt habe.

30 bis 40 Prozent unter Tarif

Die Öffentlichkeitsarbeit der Unternehmensgruppe ist etwas schwer nachvollziehbar. Anfang Mai stellte sie der MAZ Informationen der Geschäftsführung in Aussicht, anschließend ein Gespräch mit dem Personalleiter, der sich schon im Februar auch mit IG-Metallern „auf neutralem Boden“ treffen sollte. Danach sollte die Pressesprecherin Auskunft geben.

Doch am Ende mehrerer Wochen fruchtloser Korrespondenz floss keine Information aus dem Unternehmen außer der bekannten, nämlich die Löhne und Gehälter zu verbessern. Nach Angaben von IG-Metall-Bevollmächtigtem Stefanie Jahn verdienen die Schlote-Beschäftigten derzeit 30 bis 40 Prozent weniger als ihre Kollegen beim tarifgebundenen Nachbarn ZF.

Unfallvermeidung am Werktor

Wie es nach dem vierten Warnstreiktag weitergeht, soll die IG-Metall-Tarifkommission am nächsten Dienstag beraten. Der logische nächste Schritt wäre die Urabstimmung über einen Streik.

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Eskalationen am Werktor gibt es nicht. Es ist frei passierbar. Allerdings war ein Mitarbeiter mit Leitungsaufgaben, der die Aktion offenbar nicht gut findet, bei einem früheren Warnstreik fast in die Streikgruppe gefahren. „Unfälle oder solche Beinahe-Unfälle wollen wir verhindern“, versichert Faupel.

Von Jürgen Lauterbach

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