Warmer Regen für Gottes Häuser
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Für die Spiegelburg am Dom zu Brandenburg kann sich die Stadt über zusätzliche vier Millionen Euro Denkmalförderung freuen.
© Quelle: Foto: Jast
Brandenburg/Rathenow. Mehr als acht Millionen Euro sind jetzt für den Erhalt der Kirchen in Brandenburg an der Havel und Rathenow im Rahmen des Denkmalschutz-Sonderprogramms der Staatsministerin Monika Grütters freigegeben worden. Die CDU-Bundestagsabgeordnete Dietlind Tiemann bezeichnete dies am Donnerstag als „großen Erfolg für die Stadt Brandenburg an der Havel und Rathenow in meinem Wahlkreis“. Tiemann verwies in der Erklärung auf ihre politische Unterstützung im Rahmen der Mittelbewilligung
Im Denkmalschutz-Sonderprogramm werden die Christuskirche der St.-Gotthardt- und Christuskirchengemeinde, die Jakobskapelle, der Dom zu Brandenburg an der Havel, die St.-Marien-Andreas Kirche in Rathenow sowie die Westkirche im Stadtteil Kirchmöser umfassende finanzielle Unterstützung erfahren. Das Programm ist auf den Erhalt historischer Substanz ausgerichtet.
Vier Millionen Euro für den Dom
Der Dom zu Brandenburg wird mit vier Millionen Euro unterstützt, die St.-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow mit 3,75 Millionen Euro. Die Westkirche im Ortsteil Kirchmöser kann die Sanierung mit 233.900 Euro fortführen; die St.-Gotthardt- und Christuskirchengemeinde in Brandenburg kann sich über 106.400 Euro freuen und in die Jakobskapelle in Brandenburg, besser als Verrückte Kapelle bekannt, fließen weitere 50.900 Euro.
Das Geld kommt in den meisten Fällen nicht überraschend: Beispielsweise für den Brandenburger Dom hatte im Oktober Dombaumeister Lennart Hellberg den Umbau von Ostklausur und Spiegelburg zum „Haus der alten Schätze“, in dem Domstiftsarchiv, Depot und Dommuseum unterkommen, für 6,5 bis sieben Millionen Euro vorgestellt. Zwei Millionen Euro hatte das Brandenburger Kulturministerium als Förderung schon zugesagt, für die Restsumme gab es schon Signale, dass die Anträge des Doms über das Projekt „Nationale Projekte des Städtebaus“ oder über den Sondertopf von Monika Grütters gefördert würden.
Bundestagsabgeordnete Dietlind Tiemann (CDU) frohlockt
Ähnlich verhält es sich an anderen Stellen auch. Gleichwohl ist das ein Tag zum feiern! „Ich freue mich außerordentlich, dass es gelungen ist, eine derart hohe Summe in den Förderkatalog des Bundes aufzunehmen. Das Engagement des Bundes zeigt, dass diese Kirchen nicht nur eine lokale und regionale Bedeutung haben, sondern für die Bundesrepublik Deutschland schützenswerte Kulturgüter des gesamten Landes sind“, lässt Tiemann mitteilen.
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Die Christuskirche ist nach Plänen von Otto Bartning entstanden und befindet sich in der Thüringer Straße 9 in der Brandenburger Walzwerkssiedlung.
© Quelle: Stefan Melchior
Wie die MAZ berichtete, wird die „Verrückte Kapelle“ seit längerer zeit zum Ort der Begegnung aus- und umgebaut, an dem bereits Ausstellungen, Lesungen und Kleinkunstdarbietungen stattfinden. Sie wurde in den letzten Jahren von mehreren renommierten Denkmalforschern wissenschaftlich untersucht. Die Kapelle befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Wredowschen Zeichenschule, deren Kuratorium unter Detlef Karg sich rührend um das Ensemble kümmert.
Die Christuskirche der St.-Gotthardt- und Christuskirchengemeinde in der Walzwerksiedlung wird saniert und dekontaminiert. Das Haus ist ein Bauhaus-Juwel. Architektur-Studenten aus Berlin pilgern regelmäßig dorthin. Bauexperten aus Australien haben dem Bauhaus-Stil der 1928 errichteten Kirche schon gehuldigt.
Kirchenbauten von Otto Bartning sollen ins Weltkulturerbe
Es gibt den Antrag, Kirchenbauten des Architekten Otto Bartning zum Weltkulturerbe aufzunehmen. Das Geld ist bestens anzulegen, wird Pfarrer Philipp Mosch bestätigen. „Zum 90-jährigen Bestehen der Kirche im Jahr 2018 sollen die maroden Holzfenster saniert sein. Das ist ein schönes Ziel“, sagte Bettina Damus, Kirchmeisterin für Bau und Finanzen der Gemeinde. Darüber hinaus soll die Kindertagesstätte „Kita Regenbogen“ erweitert und saniert werden.
Auch die Westkirche in Kirchmöser hat aufgrund ihrer besonderen Geschichte einen Alleinstellungswert unter den Sakralbauten in der Stadt Brandenburg an der Havel. In den 1920er-Jahren wurde sie mit einem sozialen Anspruch gegründet, um als Ankerpunkt in den Wohnsiedlungen zu dienen. Durch die Sanierung der Hülle des Gebäudeensembles, bestehend aus Kirche und Gemeindesaal mit Nebenräumen, schreitet die Entwicklung zu einer Begegnungsstätte für das Wohnumfeld und das Umland wesentlich voran.
Geldsegen aus Berlin ist ein Glücksfall
Für Rathenow ist der Geldsegen aus Berlin ein Glücksfall und die Krönung des Lebenswerkes von Kirchenförderer Heinz-Walter Knackmuß. „Die Sankt-Marien-Andreas-Kirche ist das Wahrzeichen Rathenows“, sagt Heinz-Walter Knackmuß, „sie ist das Zentrum des Glaubens.“
Der Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche trat vor etwa einem Jahr in eine neue Phase. Die Kirchengemeinde hatte eine Innenraumkonzeption fertiggestellt. Die Konzeption hatte der Denkmalschutzschutz verlangt als Voraussetzung für alle Sanierungs- oder Wiederaufbauarbeiten. Der Chorraum solle eingebunden werden. Dessen Fußboden, der gegenwärtig 65 Zentimeter tiefer liegt als das Kirchenschiff, soll entsprechend angehoben werden.
Altar soll in den Chorraum
Dann soll der Altar, der gegenwärtig noch im Hauptschiff steht, wieder in den Chorraum versetzt werden. Zuvor sollen in den Chorraum, wie es früher einmal war, wieder sechs Säulen und darauf drei Kreuzgewölbe eingebaut werden.
Die Emporen, die es früher einmal gab, sollen laut Innenraumkonzeption nur zu einem Teil wieder eingebaut werden. Vor dem Brand der Kirche 1945 reichten sie bis in den Chorraum hinein. Künftig sollen sie nur noch an den Seiten des Kirchenschiffs wieder errichtet werden. Zu den rund 500 Sitzplätzen, die die Kirche gegenwärtig bietet, würden durch die Emporen weitere 250 Sitzplätze neu hinzukommen. Dadurch würde das Gotteshaus zum größten Veranstaltungsort der Umgebung werden.
Die Innenraumkonzeption kommt zum Ergebnis, dass alle derzeit geplanten weiteren Arbeiten in der Kirche rund 4,5 Millionen Euro kosten würden. 3,75 Millionen Euro davon scheinen seit Donnerstag gesichert.
Von Benno Rougk
MAZ