„Irgendwann entdeckte ich einen Riss im Eis“
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Wolfgang Purann ist im vergangenen Jahr im Pätzer Vordersee ins Eis eingebrochen.
© Quelle: Müller
Bestensee. Auch bei Dauerfrost muss das Eis auf den zugefrorenen Seen noch nicht dick genug sein, um Menschen zu tragen. Wolfgang Purann machte diese Erfahrung und brach 2017 ins Eis ein. Im Interview erklärt er wie er es ohne Hilfe wieder ins Trockene schaffte.
Herr Purann, Sie sind vor einem Jahr in den Pätzer Vordersee bei Bestensee eingebrochen. Wie kam es dazu?
Wolfgang Purann: Ich bin eine Runde über den See gelaufen. Es waren auch schon überall Fußspuren zu sehen. Das Eis hatte an den meisten Stellen eine Dicke von 15 bis 20 Zentimetern, und einen Tag zuvor gab es eine Massenwanderung über das Eis. Sogar Glühwein wurde auf dem Eis zubereitet.
Aber dann sind Sie trotzdem eingebrochen.
Ja, ich dachte, dass ich den Weg, den ich über das Eis gegangen bin, auch gefahrlos wieder zurücklaufen kann. Das war mein Fehler. Irgendwann entdeckte ich einen Riss im Eis und sah, dass ich auf einer Scholle stehe. Ich konnte mich beim Fallen zum Glück noch am Eis festhalten, so dass ich nicht komplett unter Wasser geriet.
„Ich habe es dann zum Glück geschafft“
Wie haben Sie sich dann befreit?
Ich habe zuerst versucht, mich mit beiden Händen am Eis hochzuziehen. Aber das kann man vergessen. Da macht man sich dann schon Gedanken. Denn so soll es nicht zu Ende gehen. Mit einem Bein parallel zur Eiskante habe ich es dann zum Glück geschafft und bin auf dem Eis weitergerobbt. Ich habe mich nicht getraut aufzustehen. Da wäre ich sofort wieder eingebrochen.
Wie sind Sie dann nach Hause gekommen?
Ich bin sofort zu meinem Auto. Aber mein Schlüssel war auch unter Wasser und funktionierte nicht mehr. Also bin ich die zehn Minuten nach Hause gelaufen. Auf dem Weg habe ich noch einen Schlittschuhläufer getroffen. Dem habe ich davon abgeraten, auf das Wasser zu gehen.
„Ich habe meinen ersten fiktiven Geburtstag gefeiert“
Und in diesem Jahr?
Ich habe im Februar am Jahrestag meines Einbruchs meinen ersten fiktiven Geburtstag gefeiert. Von meiner Frau bekam ich sogar einen Eistee mit Eiswürfeln.
Von Ansgar Nehls
MAZ