Museum zeigt unveröffentlichte Notizen von Fontane
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Gabriele Radecke, Barbara Münzer vom Fontanekreis Zeuthen und Margitta Berger (v.l.), Vorsitzende des Heimat- und Museumsvereins Königs Wusterhausen, bei der Eröffnung der Fontane-Ausstellung.
© Quelle: Frank Pawlowski
Königs Wusterhausen. Dichterfürst Theodor Fontane reiste 1862 und 1874 durch das Dahmeland. In seinen berühmten „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ hat er darüber geschrieben. Die zahlreiche Notizen, die er dabei machte, sind hingegen noch weitgehend unbekannt. Erstmals sind sie nun in einer Sonderausstellung des Fontanekreises Zeuthen in Königs Wusterhausen zu sehen. Diese wurde am Sonnabend im Dahmelandmuseum am Schlossplatz eröffnet. Die Galerie unterm Dach war bis auf den letzten Platz gefüllt.
Der Ort könnte passender nicht sein. Denn wenige Meter entfernt in der heutigen Schlosstraße 2 hat Fontane übernachtet, als er Pfingsten 1862 in Königs Wusterhausen war. „Man findet manierliche Leute“, notierte er über seinen Aufenthalt im Crefeld’schen Gasthaus gegenüber vom Schloss. Lobend erwähnt er, dass es feste Bettstellen, Matratzen und Wasserkaraffen gibt. Fontane besuchte am nächsten Tag das Schloss.
Fontane schrieb aber nicht nur seine Eindrucke nieder, er machte auch zahlreiche Skizzen. So zeichnete er sehr genau das Königs Wusterhausener Schloss mit den schiefen Fenstern. Die Zeichnung ist ebenfalls auf einer der Schautafeln zu sehen. Sie dokumentieren die weiteren Stationen seiner Dahmeland-Reise in Mittenwalde und in Teupitz.
Dass die Notizen der Öffentlichkeit bisher verborgen blieben, hat einen Grund. „Sie sind sehr umfangreich und extrem schlecht zu entziffern“, sagte Wissenschaftlerin Gabriele Radecke bei der
Ausstellungseröffnung. Nur mit Hilfe einer speziellen Software gelang es ihrem Team von der Uni Göttingen, Fontanes Handschrift zu entschlüsseln. Zahlreiche Beispiele sind in der Ausstellung zu sehen, so auch Fontanes Eintrag über den Gasthof.
Fontanes Niederschriften und Zeichnungen belegen außerdem, dass er sich tatsächlich im Dahmeland aufhielt. „Es gibt viele Orte, wo er gar nicht war, die er aber trotzdem in den Wanderungen beschrieben hat“, sagte Expertin Gabriele Radecke. 67 Notizbücher sind erhalten geblieben, allein 21 hat Fontane während seiner Reisen durch die Mark geschrieben. Gabriele Redecke hat alle 10000 Seiten gelesen. Sie ist überzeugt, dass die Erkenntnisse aus den Notizen die Fontane-Forschung stark beeinflussen werden. „Wir werden die ,Wanderungen’ neu bewerten müssen“, sagte sie.
Die Sonderausstellung ist bis zum 18. Januar 2020 zu sehen. Die Eröffnung war der regionale Startschuss für das Fontane-Jahr, das 2019 landesweit begangen wird. Anlass ist der 200. Geburtstag des Dichters. Im Königs Wusterhausener Bürgerhaus wird am 5. April die Ausstellung „Dialog mit Fontane“ eröffnet, in der Zeichnungen von Schülern zu sehen sind. Zum Abschluss am 30. April erscheint Fontane persönlich mit seiner Tochter Martha. In einer Aufführung der Theaterloge Luckau begegnen sie einem heutigen Zeitgenossen. Zu beiden Veranstaltungen lädt der Kulturbund Dahme-Spreewald ein.
Ebenfalls im Bürgerhaus „Hanns Eisler“ gibt es am 9. April ein Wiedersehen mit Fontane-Expertin Gabriele Radecke. Sie stellt in einem Vortrag die Notizbücher vor. Der Fontanetag am 25. Juni im Zeuthener Desy-Institut oder eine Wanderung im Juni zum Drehort einer Verfilmung von Fontanes Effi-Briest-Roman stehen ebenfalls auf dem Programm. Ein Faltblatt mit allen Terminen gibt es im Dahmelandmuseum.
Von Frank Pawlowski
MAZ