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Senzig: Michael Dressel verschenkt selbst gezogene Bäumchen, damit die Leute sie in ihre Gärten pflanzen

Michael Dressel aus Senzig verschenkt Bäumchen, damit andere sie in ihre Gärten pflanzen. So will er auch dem Klimawandel entgegen wirken.

Michael Dressel aus Senzig verschenkt Bäumchen, damit andere sie in ihre Gärten pflanzen. So will er auch dem Klimawandel entgegen wirken.

Königs Wusterhausen. Michael Dressel liebt Bäume. In seinem Garten im Königs Wusterhausener Ortsteil Senzig stehen über 30 verschiedene Waldbaumarten, darunter Kiefern, Fichten, Douglasien, Birken, Rosskastanien, Spitzahorn und Stieleiche. Bis zu 25 Meter recken die Kiefern ihre Kronen über sein Wohnhaus hinaus. Zu ihren Füßen stehen unzählige Töpfchen mit dem Nachwuchs der einheimischen Riesen verschiedener Arten. Michael Dressel verschenkt sie an Leute, damit die sie in ihre Gärten pflanzen.

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Die Tränenkiefer ist einer der außergewöhnlichen Bäume im Garten von Michael Dressel aus Senzig.

Die Tränenkiefer ist einer der außergewöhnlichen Bäume im Garten von Michael Dressel aus Senzig.

Dressel trat schon als Kind in den Sitzstreik gegen das Fällen von Bäumen

Der Wahl-Senziger war schon als Kind oft in diesem Ort, denn schon seinen Eltern gehörte hier seit 1964 ein Waldgrundstück. „150 Kiefern wuchsen hier“, erinnert er sich. An unzähligen Wochenenden hat er sie als Kind bewundert, ja sogar verteidigt. Denn als die Eltern den Bungalow vergrößern wollten, ging Dressel in den Sitzstreik, um drei von ihnen vor der Säge zu schützen. Vergeblich, die Eltern setzten sich damals durch. „Das war, als es die Grünen noch nicht einmal im Westen gab“, erinnert er sich schmunzelnd. Tröstlich war, dass die Eltern aus jedem Urlaub Bäumchen mitbrachten und in den Garten setzten. So wuchs über die Jahrzehnte ein bemerkenswertes Baum-Refugium.

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Mit dem Ruhestand widmet sich der Mann aus Senzig dem Baum-Nachwuchs

Dressel diente als Offizier in der Nationalen Volksarmee der DDR und lernte nach dem Fall der Mauer den Beruf des Krankenpflegers. „28 Jahre habe ich in dem Beruf gearbeitet“, sagt er. Mit dem Ruhestand seit vorigem Jahr könne er sich nun endlich vollständig der Natur widmen. Viele Stunden verbringt der Senziger pro Woche in seinem Garten, um die Bäume zu pflegen, aber auch um Bäumchen zum Verschenken zu ziehen. Vor seinem Haus stehen auf einem Tisch einige Beispiele von Winterkiefer und Rosskastanie. „Manchmal verschenke ich sie aber auch hier direkt vorm Supermarkt“, berichtet Dressel. Ebenso geht er auf Trödelmärkte und Feste. Letztes Jahr sei er zum Beispiel mit seinen kleinen Baumzöglingen beim Königlichen Tiergartenfest gewesen.

Michael Dressel aus Senzig verschenkt seine Bäumchen das ganze Jahr über auch auf Trödelmärkten.

Michael Dressel aus Senzig verschenkt seine Bäumchen das ganze Jahr über auch auf Trödelmärkten.

Dressels Statistik berichtet von mindestens 219 verschenkten Bäumchen

73 kleine Exemplare der Roteiche hat er seit 2019 unter die Leute gebracht. In seiner Statistik stehen aber noch mehr Arten. So verschenkte Dressel 43 Rosskastanien, 12 Spitzahorn, 20 Waldkiefern, 42 Eiben, sieben Douglasien, elf Steileichen, acht Wallnussbäume und drei Hängebirken. „Für dieses Jahr plane ich weitere Aktionen“, sagt der Senziger, der am liebsten Leute in ganz Brandenburg mit „Baum-Kindern“ versorgen würde.

Bis zu mindestens 25 Meter recken die Kiefern im Garten von Michael Dressel aus Senzig ihre Kronen in den Himmel.

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Roteiche aus der Nachbarschaft von Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska

In der Vielfalt seines Gartens liebt Dressel vor allem zwei Bäume: Die Schwarzkiefer und die Roteiche. Die hat er nämlich aus Krakau mitgebracht. Ihre Eicheln wollten erst keimen, als er die Hoffnung fast aufgegeben hatte. Die scharlachroten Blätter der Roteiche, so meint Dressel, würden sicher auch Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska gefallen, die in Krakau in der Straße der „Muttereiche“ wohnte.

Mit den Baumgeschenken den Klimawandel abwenden

Michael Dressel bewundert Bäume vor allem wegen ihrer Langlebigkeit „Manchmal denke ich daran, was so ein alter Baum wohl alles schon erlebt hat“, sagt er. Mit Anfang 60 will Dressel noch viele Bäume ziehen und auch in die Erde setzen. Möglichst solche, die er in seinem Leben noch groß und stark werden sieht und die helfen, den Klimawandel abzuwenden. Dafür müssten natürlich viele Menschen seinem Beispiel folgen. Diesen Wunsch hat er zu Weihnachten auch an einen Wunschbaum in Senzig gehängt. „Wenn ich in 50 Jahren aus dem Weltall auf Senzig schaue, sollen Beton und Dächer von großen Baumkronen verdeckt sein“, habe auf seinem Zettel gestanden.

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Eine Kiefer nur wenige Zentimeter groß steht auf dem Gabentisch vor dem Anwesen von Michael Dressel in Senzig. Wer vorbei kommt, darf sie sich einfach mitnehmen.

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Bäume wirken besser als jede Klimaanlage

Doch Dressel träumt nicht nur, sondern handelt. Er verschenkt seine Züchtungen und schafft somit, wie er sagt, ein niedrigschwelliges Angebot für die Menschen, es ihm gleichzutun. „In der jetzigen Krise denken sicher viele Menschen nicht gerade daran, Bäume zu kaufen“, meint der Senziger. Er selbst investiere auch „nur“ Zeit, Wasser und etwas Muskelkraft. Die vielen Pflanztöpfe, die er braucht, bekommt er in der Regel von den Nachbarn aus Einkäufen in Pflanzencentern oder vom Friedhof. Sind sie dann mit Erde und Bäumchen gefüllt, packt er die Taschen am Fahrrad mit ihnen voll, um sie weiterzugeben. „Ich finde, hier in Senzig können wir sogar spüren, wie wichtig Bäume in der heutigen Zeit sind“, behauptet Dressel. In der Dorfmitte sei es im Sommer deutlich wärmer als bei ihm, wo viele Bäume stehen. „Die wirken besser als jede Klimaanlage“, ist sich der Senziger sicher.

Michael Dressel ist Mittwoch beim Umwelt-Stammtisch in Mittenwalde zu Gast

Mittwoch ist Michael Dressel beim Mittenwalder Umwelt-Stammtisch zu Gast. Er beginnt um 19 Uhr in der Pizzeria La Villa, Berliner Vorstadt 6. Der Senziger ist auch bereit, mit anderen in Kontakt zu treten. Er ist unter der Telefonnummer 03375 – 58 58 100 zu erreichen.

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