Demo vor dem Jugendamt endet ohne Zwischenfälle
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Die Demonstranten mussten zum Jugendamt (im Gebäude hinten) eine „Bannmeile“ von gut 100 Metern einhalten.
© Quelle: Bernd Geske
Rathenow. Sehr zufrieden zeigte sich Johannes Schumacher am Mittwoch vor den Toren des Rathenower Jugendamtes. Der Organisator der Demonstration, mit der gegen die Arbeit des Jugendamtes protestiert wurde, registrierte zwischen 10 und 16 Uhr insgesamt rund 50 Demo-Teilnehmer.
„Wir messen den Erfolg unserer Demonstration nicht an der Masse der Teilnehmer, sondern an den Inhalten“, sagte Schumacher der MAZ. Es sei vielmehr darum gegangen, zu Aktivitäten für eine zweite friedliche Revolution aufzurufen, um die Macht der Jugendämter zu brechen.
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Kristina Becker will ihr Kind zurück.
© Quelle: Bernd Geske
Einige Teilnehmer, von denen die meisten aus dem Havelland waren, hatten weite Wege auf sich genommen. Drei kamen aus der Nähe von Frankfurt am Main, mehrere aus Berlin, einige aus dem Taunus, ein Mann kam von der Nordsee, eine Frau gar aus den Niederlanden.
1000 Menschen waren angemeldet – es kamen 50
Einen direkten Kontakt mit Beschäftigten oder Vorgesetzten des Jugendamtes hat es für die Demonstranten indes nicht gegeben. Vom Veranstalter waren vorab bis zu 1000 Teilnehmer angekündigt worden. Das hatte den Landkreis dazu veranlasst, seine Beschäftigten zu schützen. Der Platz für die Demonstration war deshalb dem Veranstalter von der Polizei aus Sicherheitsgründen zugewiesen worden. Die etwas größere Entfernung vom Gebäude war allerdings keine Forderung des Landkreises, sagte dessen Sprecherin Caterina Rönnert der MAZ.
Aus Sicht des Landkreises sei die Demo friedlich verlaufen, fügte sie hinzu. Die Veranstalter hätten sich an alle Auflagen gehalten, die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung sei nicht gefährdet gewesen. Zum Fall aus dem Havelland selbst, der im Mittelpunkt der Veranstaltung stand, wollte sie aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Aussagen machen. Rönnert wies aber darauf hin, dass das Jugendamt aus ihrer Sicht der falsche Adressat des Protestes war. Hier habe das Amtsgericht Rathenow entschieden. Das Jugendamt sei zudem mit beiden Eltern im Gespräch.
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Demo-Initiator Johannes Schumacher zeigte sich am Mittwoch zufrieden.
© Quelle: Bernd Geske
Zentrale Person der Demonstration war die Mutter Kristina Becker, der das Sorgerecht für ihre jetzt zehnjährige Tochter entzogen worden war. Das Kind, das im Havelland lebt, war dem Vater zugesprochen worden, der hatte es aber im Dezember in eine Heimunterbringung gegeben. „Ich möchte nicht, dass mein Kind in einem Heim aufwächst“, betonte Becker. Sie wolle auch nicht, dass es gegen seinen Willen beim Vater aufwachsen muss. In einem Gutachten von 2017 habe das Mädchen bestätigt, dass der Vater es schlägt. Bei allen Gelegenheiten habe es immer gesagt, dass es zur Mutter will.
Vater hat auch der Oma den Kontakt untersagen lassen
„Das Jugendamt hat meiner Tochter ihr Kind unberechtigt entzogen“, ergänzte die Oma der Kleinen, Doris Schünemann. Der Vater habe auch ihr den Kontakt untersagen lassen, weil sie dem Jugendamt eine eidesstattliche Versicherung übergab, wonach das Wohl des Kindes beim Vater gefährdet sei.
Aurelia Weinhold vom Verein „Kinder sind Menschen“ aus der Nähe von Bremen sagte, sie habe vor wenigen Tagen im Jugendamt angezeigt, dass aus ihrer Sicht das Kindeswohl des Mädchens gefährdet ist. Sie schätzt dessen Vater als „nicht erziehungsfähig“ ein. Das Jugendamt habe angekündigt, den Vorwurf zu prüfen
Von Bernd Geske
MAZ