Der Havel-Pegel sinkt immer tiefer
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Noch haben kleine Sportboote genug Wasser. Das kann sich aber jederzeit ändern.
© Quelle: Norbert Stein
Rathenow. Wer die Sommerferien zuhause verbringt will ihn nicht – Regen gehört zu den Ereignissen, die Kinder in den Sommerferien gerne ausblenden. Joachim Karp fände Regen jetzt nicht schlecht. Der Außenbezirksleiter der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung macht sich ernsthaft Sorgen um den Wasserstand. „Das ist jetzt schon extrem niedrig“, sagt er.
Wasser verdunstet
Vor rund zwei Wochen war Karp noch entspannter. Normale Sommer-Wasserstände vermeldete er seinerzeit auf Nachfrage. Allerdings hatte er schon damals gewarnt: "Wenn es weiter trocken bleibt und viel Wasser verdunstet, dann wird es ernst."
Dramatische Zahlen
Es ist soweit, es wird ernst. „Wenn jeden Tag mehr verdunstet, als nachkommt, dann geht der Wasserstand zurück, rechnet Joachim Karp vor und er hat noch eine andere Zahl parat, anhand derer man sehr gut ermessen kann, wie es um den Pegel steht. „Normal wäre ein Wasserabfluss von 80 Kubikmetern, jetzt sind wir bei vier Kubikmeter.“ Zwischenzeitlich habe der Abfluss auch schon bei null gestanden.
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Im Optikpark bleiben die Floße an Land.
© Quelle: Kniebeler, Markus
Wenn es im Rathenower Stadtgebiet noch nicht einmal so wasserarm aussieht, ist das in erster Linie den modernen Wehranlagen zu verdanken. „Da geht immer noch ein bisschen“, so Karp. Anders sieht es außerhalb von Rathenow aus. „Wir versuchen alles, wir legen Stroh vor das Wehr und versuchen uns zu helfen, aber es bleibt ohne Ergebnis“, sagt Karp.
Beliebtes Angebot
Im Optikpark hat die Geschäftsführung inzwischen erste Konsequenzen gezogen. Die Floßfahrten auf dem Havelaltarm – eines der beliebtesten Angebote im Park – sind vorerst ausgesetzt. „Wir müssen warten, bis sich die Lage wieder bessert“, sagt Optikpark-Sprecherin Katja Brunow. Auch am Karpfenteich sehe es nicht besser aus, als vor zwei Wochen. Bereits damals war schon viel Wasser verdunstet.
Zugang am Schwedendamm
Doch die Floßfahrten sind nur das eine Problem. Der Zugang zum Park erfolgt über das Wasser, indem die Besucher einen Schubleichter durchqueren. Je nach Wasserstand werden bei dem Schubleichter Wassertanks im Schiffsbauch aufgefüllt – oder abgelassen. Das lässt sich so nicht mehr regeln. Darum wurde der Zugang zum Park über den Schubleichter gesperrt.
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Wenn genügend Wasser auf dem Havel-Altarm ist, dann kann man mit dem Floß eine gemütliche Tour unternehmen.
© Quelle: privat
Wer in den Optikpark möchte, der muss nun den Eingang gegenüber des Mühlengebäudes nutzen. Der Mühleninnenhof und der Park sind daher zurzeit durch die Straße getrennt. Das hat es schon früher mal gegeben, sagt Katja Brunow. „Wir hoffen, dass bald wieder genug Wasser da ist."
Für kleine Boote reicht es
Das hofft auch Joachim Karp. Die Sportschifffahrt auf der Havel ist noch nicht extrem betroffen. Die kleinen handbetriebenen Boote, wie Kajaks und Ruderboote können fahren und die Motorboote gehen auch noch.“ Große Schiffe sind ohnehin eher selten unterwegs.
Bald am Rekordtief
Besser wird das erst, wenn wieder mehr Wasser nachkommt. Wenn Karp auf die anderen größeren Flüsse schaut, hat er zurzeit wenig Hoffnung. „Die Lage ist ernst“, konstatiert er und verweist auf einen Rekord-Niedrigstand am Unterpegel Rathenow. „Da hatten wir mal 26 Zentimeter, das war der niedrigste Stand.“ Davon ist die Havel an dieser Stelle nur noch vier Zentimeter entfernt. Am Dienstag waren es noch 30 Zentimeter.
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So sah es im Trockensommer 2018 zeitweise am Hohennauener See aus.
© Quelle: privat
In die Glaskugel will Karp nicht schauen: „Vorhersagen sind schwierig.“ Im vergangenen Jahr fiel der Wasserstand zeitweise so stark, dass die Boote regelrecht auf dem Trockenen lagen. Ob es so weit kommt, wird man sehen. „Es sollte nun bald mal regnen“, so Karp. Die Vorhersagen der Meteorologen für Rathenow sehen anders aus.
Noch keine Verbote
Noch hat die Kreisverwaltung Havelland keine Verbote ausgesprochen, wie es bereits in einigen anderen Landkreisen passiert ist – hier darf zu bestimmten Zeiten der Garten nicht mehr gewässert werden. Im Optikpark bedeutet die lang anhaltende Trockenperiode, dass die Pflanzen weiter ausführlich gewässert werden müssen – mehr als sonst. Nicht überall ist das Wasser so knapp, wie im Westhavelland. In Ketzin an der Havel zum Beispiel ist der Pegel nur wenig gesunken. „Alles bestens“ ließ die Stadtverwaltung wissen.
Von Joachim Wilisch
MAZ