Der Landkreis ist nicht überall barrierefrei
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Das Integrationssportfest des Kreises ist ein Angebot für Menschen mit Behinderungen, das Anne-Christin Kubb in ihrem Bericht würdigte. Sie hatte aber auch Kritik zu vermelden.
© Quelle: Joachim Wilisch
Rathenow. Menschen mit Behinderungen sollen im Havelland am Leben in allen Bereichen teilhaben. Was in der Theorie kurz und bündig erklärt wird, lässt sich in der Praxis selten problemlos umsetzen. Das muss auch Anne-Christin Kubb einräumen. Sie ist Integrationsbeauftragte des Landkreises und in der Funktion dafür zuständig, dass Menschen mit Behinderungen nicht benachteiligt und ausreichend beraten werden.
Zu wenig einbezogen
Geht es darum, die Belange von Menschen mit Behinderungen zu berücksichtigen, hat Anne-Christin Kubb einen Hauptfehler ausgemacht: „Die Betroffenen werden zu selten in Planungen, die sie direkt betreffen, einbezogen.“ Daraus resultieren Fehlplanungen.
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Anne-Christin Kubb ist die Integrations- und Migrationsbeauftragte des Landkreises Havelland.
© Quelle: privat
Ausführlich dargestellt sind sie in einem Bericht zur Barrierefreiheit im Landkreis Havelland. Vor Ort hat sich Anne-Christin Kubb mit Betroffenen und Verwaltungsmitarbeitern aus den Rathäusern umgesehen. Und dabei kam heraus: viele Maßnahmen sind gut gemeint – allerdings helfen sie Menschen mit Behinderungen nicht unbedingt, weil sie falsch ausgeführt sind.
In allen Bereichen
Bei einer Sitzung des Kreistagsausschusses für Soziales, Bildung und Gesundheit hat Anne-Christin Kubb versucht, auf diese Probleme hinzuweisen. Und sie hat verdeutlicht, dass es nicht ausschließlich um die Bauausführung bei bestimmten Projekten geht. An den Bedürfnissen von Behinderten wurde aber auch in anderen Bereichen vorbei geplant.
„Zum Beispiel bei Internetseiten“, so die Integrationsbeauftragte. Sie seien in der Regel nicht so ausgerichtet, dass Sehbehinderte oder Gehörlose problemfrei damit zurecht kommen. Auch der Internetauftritt des Landkreises Havelland sei hier kein gutes Beispiel.
Barrieren an Sportstätten
Schwierig sei das Thema auch in Sportvereinen umzusetzen, so Anne-Christin Kubb weiter. Zwar seien der Kreissportbund und andere Organisationen bestrebt, Menschen mit Behinderungen in den Sport zu integrieren und es gebe auch zahlreiche Angebote – zum Beispiel das kreisweit ausgetragene Integrationssportfest. „Aber es sind längst nicht alle Sportstätten im Kreis barrierefrei zu erreichen“, gab die Integrationsbeauftragte den Mitgliedern des Ausschusses mit auf den Weg.
Ein dickes Brett hat auch die Kreisverwaltung zu bohren. Hier geht es um die Bushaltestellen in den Städten und Gemeinden und an Kreisstraßen. Bis zum Jahr 2022 sollen diese alle barrierefrei sein. Die Erste Beigeordnete bat allerdings um Geduld. „Zumeist liegt das in der Hoheit der Städte und Gemeinden“, sagte Elke Nermerich.
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Nicht jede Bushaltestelle ist behindertengerecht ausgebaut.
© Quelle: Andrea Müller
Zwar biete der Landkreis Hilfe und fördere den Ausbau zur Barrierefreiheit auch finanziell. „Aber letztlich sind die Haushalte in den Kommunen oft so eng, dass hier Geld fehlt.“ Und dann könne man keine Gemeinde zwingen, ein derartiges Projekt anzugehen, insbesondere, wenn gleich mehrere Haltestellen betroffen sind. Ob das Jahr 2022 tatsächlich als Zielmarke eingehalten werden kann, da ist sich Elke Nermerich nicht sicher.
Mehr sensibilisieren
Anne-Christin Kubb fordert derweil eine weitere Sensibilisierung für die Belange von Menschen mit Behinderung. „Darauf muss man eingehen.“ Tatsächlich seien im Landkreis Havelland auch viele Vorgaben umgesetzt. Es gebe neben den Themen, die noch kritisch diskutiert werden, auch viele Beispiele, die beweisen, dass die Belange von Menschen mit Behinderung berücksichtigt sind.
Von Joachim Wilisch
MAZ