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Elstal/Falkensee/Ketzin

Apotheken-Protesttag: Diese Apotheken im Havelland öffnen trotzdem

Mit Plakaten wird in der Elstaler Apotheke auf den bundesweiten Streik aufmerksam gemacht.

Mit Plakaten wird in der Elstaler Apotheke auf den bundesweiten Streik aufmerksam gemacht.

Elstal/Falkensee/Ketzin. Wer in diesen Tagen die bundesweiten Nachrichten verfolgt oder in einigen Apotheken im Havelland genauer hinsieht, wird die Sorge mit sich tragen, dass am kommenden Mittwoch, dem 14. Juni, die Abholung von Medikamenten in den Apotheken nicht möglich sein wird. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat nämlich zu Demonstrationen und zu einem bundesweiten Streik aufgerufen.

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Doch worum geht es? Die Apotheken stehen im Konflikt mit der Bundesregierung um die Höhe der Honorare für die Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente. Seit 2004 gab es keine Honoraranpassung mehr. Die Forderung: Das in der Arzneimittelverordnung festgelegte Fixum, das derzeit bei 8,35 Euro netto liegt, soll auf 12 Euro erhöht werden. Ein Inflationsausgleich fehlt nicht nur an dieser Stelle, sondern auch bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten. Die Bürokratie und auch der Fachkräftemangel erschweren die Arbeit. Hinzu kommen noch Lieferengpässe. Immer mehr Apotheken werden geschlossen.

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Demo am Potsdamer Platz: Kopsch-Apotheke Elstal mit dabei

In der einzigen Apotheke in Elstal werden sich am kommenden Mittwoch die Türen nicht öffnen. „Wir schließen, um an einer Demonstration in Berlin am Potsdamer Platz teilnehmen zu können“, informiert Christian Mahr, Mitarbeiter in der Kopsch-Apotheke Elstal. Bereits jetzt hängen große Infozettel in den Räumen aus, auf denen die Forderungen klar formuliert sind: „Weniger Bürokratie und mehr Management“, „Einen fairen Ausgleich für die in diesem Zusammenhang geleistete Mehrarbeit“, „Nach zehn Jahren Stillstand eine angemessene Anpassung der Vergütung“ sowie „Planungssicherheit für eine gute Versorgung“ sind nur vier von vielen Anliegen, die durch die ABDA kommuniziert werden.

Ähnlich wie Christian Mahr äußerte sich Sebastian Huber, der seit dem ersten Mai die Regenbogen-Apotheke in Falkensee übernommen hat. „Dieser Streik ist im Sinne jedes einzelnen Apothekenmitarbeiters. Sie halten den Laden am Laufen und haben sich bessere Bedingungen verdient“, betont er. Den Streiktag unterstütze er daher nicht nur ideell, sondern auch ganz aktiv. „Die Rahmenbedingungen zur Erfüllung des gesetzlichen Auftrages der Apotheken stimmen schon seit Jahren nicht mehr. Dort muss es dringend Änderungen geben“, bekräftigt Huber. Er bemängelte im MAZ-Gespräch vor allem den unglaublichen bürokratischen Aufwand, den er vor allem bei seiner Übernahme der Apotheke gespürt habe. Am Streiktag werde seine Apotheke daher geschlossen bleiben. Mit Infozetteln und Plakaten vor Ort sollen die Kunden und Patienten darüber informiert werden. Am 14. Juni selbst werde es einen Info-Stand zum Thema vor Ort geben.

Adler-Apotheke Ketzin bleibt aus Verantwortung geöffnet

Dem Streik kurzfristig angeschlossen hat sich auch die „Stadtapotheke“ aus Falkensee. Das heißt, die Apotheke wird schließen, jedoch werden „akute Notfälle über die Notdienstklappe versorgt“, so deren Leiterin Brigitte König. „Wir leiden vor allem unter der Bürokratie“, erklärt sie die Entscheidung, den Streik zu unterstützen. Ihr Wunsch? Bessere Bedingungen, um „weiterhin die Flexibilität zu haben, den Lieferengpässen entgegenwirken zu können.“Auch sei der Personalmangel in der Branche ein riesiges Problem. Da bestehe dringender Handlungsbedarf.

Informationen über weitere Schließungen in Falkensee liegen der MAZ nach aktuellem Stand nicht vor. Fest steht, dass die Post-Apotheke offen bleiben wird. „Wir streiken nicht“, kommentierte die Leiterin auf Nachfrage. Auch die Spitzweg-Apotheke in Finkenkrug hält ihre Türen geöffnet. „Wir haben Notfalldienst, daher werden wir an diesem Tag für die Menschen da sein“, bestätigt die Leiterin und räumt gleichzeitig ein, dass man den Streik inhaltlich voll unterstütze und gerne teilgenommen hätte.

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Ebenso äußerte sich Jens Welle, Leiter der Adler-Apotheke in Ketzin. „Wir nehmen nicht teil, unterstützen das Anliegen aber voll und ganz“, versichert er. Da dies die einzige Apotheke in Ketzin ist, könne er es nicht verantworten, an einem Wochentag nicht zu öffnen. Zu groß sei der Bedarf im ländlichen Raum, zu hoch daher die Verantwortung für die Kunden und Patienten. „Wir werden aber Infoblätter vorrätig haben und Plakate bei uns aushängen“, informiert er. Dass das aktuelle Apothekensterben die Bevölkerung hart trifft, sieht auch Jens Welle so. Man müsse sich vonseiten der Politiker fragen, ob die aktuelle Entwicklung gut oder schlecht für Deutschland sei. Daraufhin sollte man laut Welle eher zum letzteren Ergebnis kommen und in der Folge mit effektiven Maßnahmen gegensteuern. „Ich sehe aber aktuell in der Politik nicht, dass man tätig wird und etwas dagegen unternimmt. Da hat die Politik in den letzten Jahren versagt“, so Welle.

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Unter anderem wegen der bürokratischen Lage und des immer stärker werdenden Fachkräftemangels würden viele Apothekerinnen und Apotheker nun sagen: „Jetzt ist Schluss, wir müssen ein Zeichen setzen!“

Transparenzhinweis: Bei erstem Erscheinen des Textes lagen Informationen über die Streikbeteiligung der „Stadtapotheke Falkensee“ noch nicht vor. Diese wurden nachträglich nach Information durch die „Stadtapotheke Falkensee“ am Freitag, 9. Juni, ergänzt.

MAZ

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