Radweg der Sympathie: Fahrspaß mit Hindernissen
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Wenn das Rad nicht mehr fährt: Eine Servicestation am Falkenseer Bahnhof bietet Schraubenschlüssel, Luftpumpe und anderes Werkzeug.
© Quelle: Tanja M. Marotzke
Falkensee. Mit dem Auto zur Arbeit fahren ist bequem und geht schnell. Im Vergleich zu anderen Transportmitteln ist es aber auch ziemlich dreckig. Rund 5,8 Kilogramm CO2 hätte ich mit meinem alten Kombi auf der 27 Kilometer langten Strecke ausgestoßen, die ich an diesem Dienstag gefahren bin, so das Ergebnis eines Online-Rechners. Diesmal lag meine CO2-Bilanz allerdings bei Null.
Auto gegen Fahrrad getauscht
Ich habe das Experiment gewagt und für einen Tag das Auto gegen mein Fahrrad getauscht. 27 Kilometer – mit leichten Umwegen – von Berlin-Wilmersdorf nach Falkensee. Das war das Ziel.
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Direkt an der Stadtgrenze: Der Falkenseer Teil des Radwegs der Sympathie beginnt holprig.
© Quelle: Danilo Hafer
Im 30. Jahr des Mauerfalls habe ich mich schließlich für die Strecke entlang des Radwegs der Sympathie vom Spandauer Rathaus zum Falkenseer Bahnhof Finkenkrug entschieden. In der Vergangenheit hatten sich bereits mehrere passionierte Radfahrer bei der MAZ gemeldet und sich über das eine oder andere Hindernis auf der Strecke beschwert. Davon wollte ich mir selbst ein Bild machen.
Nach einer kurze Orientierungspause am Spandauer Rathaus beginnt die Tour recht hoffnungsvoll. Auf asphaltierten Wegen geht es durch einen kleinen Park und entlang der Spandauer Wohngebiete weiter Richtung Havelland, bis ich schließlich falsch abbiege, skeptisch werde und die Route noch einmal mit der Online-Karte vergleiche. „Ja ja, das Schild zeigt in die falsche Richtung. Ich wollte es schon umdrehen, bin aber zu klein“, ruft mir plötzlich eine Frau mit Hund zu. Ich bin wohl nicht der Erste, der hier in die Irre geführt wird.
Wieder auf dem rechten Weg, werde ich am Spandauer Luchweg erneut ausgebremst. Ab hier beginnt der Falkenseer Teil des Radwegs der Sympathie und stellt insbesondere Radfahrer mit schmalen Reifen, so wie mich, vor eine Herausforderung. Ohne Vorwarnung endet hier der Asphalt, es folgt Schotter. So geht es schließlich weiter durch den Geschichtspark.
Die Stadt stuft diesen Bereich selbst als schlecht ein und plant bereits den Ausbau. Die Bauarbeiten könnten schon im kommenden Jahr beginnen. Das macht zumindest ein wenig Hoffnung.
Weniger Radweg, mehr Trampelpfad
Abenteuerlich geht es auch von der Hamburger Straße bis zum Beginn des bereits ausgebauten Radwegs der Sympathie weiter. Der Weg gleicht hier eher einem Trampelpfad. Für den Ausbau dieses Bereiches ist jedoch die Stadt Berlin zuständig, da er über deren Gebiet führt. Wann mit dem Bau begonnen wird, ist jedoch offen.
Bis zur Neusser Straße befinde ich mich nun quasi im Radlerparadies. Asphaltierte Strecke und sogar Laternen, die auch eine sichere Fahrt in der Nacht oder am frühen Morgen möglich machen. Auf den nächsten Kilometern wechseln sich dann wieder Asphalt, Schotter und Pflaster ab. An der Erlenstraße werde ich schließlich von einem Poller samt Schotterpiste abgebremst.
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Einmal nicht aufgepasst und vergessen abzubiegen, findet man sich als Radfahrer vor diversen Schlaglöchern in der Rudolf-Breitscheid-Straße wieder.
© Quelle: Danilo Hafer
Ein Radweg müsste hier im Zuge des Anliegerstraßenbaus gebaut werden. Wie so oft ist auch hier ein möglicher Baubeginn nicht zu beziffern.
Hinter der Stadthalle entlang, durch den Gutspark, geht es weiter bis zur Rosenstraße, durch den Tunnel hindurch und schließlich weiter auf der Finkenkruger Straße.
Dicht am Straßenverkehr
Zwar verfügt der Gehweg in diesem Bereich auch über einen Radstreifen, dieser verläuft jedoch direkt an der Straße. Gerade, wenn ein Lkw oder ein schnelles Auto an mir vorbei rauscht, wünsche ich mir für einen kurzen Moment den kleinen Trampelpfad zurück.
Dort gibt es zumindest keinen Verkehr. Während ich über die Sicherheit nachdenke, vergesse ich abzubiegen und finde mich auf der Rudolf-Breitscheid-Straße wieder, samt einiger Schlaglöcher an den Einmündungen.
Schluss ist schließlich am alten Bahnübergang, kurz vor dem Bredower Forst.
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Eine kostenlose Servicestation am Falkenseer Bahnhof hilft bei einer Panne.
© Quelle: Tanja M. Marotzke
Alles in allem finde ich mich als Radfahrer gerade auf dem Falkenseer Teil des Radwegs der Sympathie gut zurecht. Hinweisschilder zeigen klar, wo es langgeht. Um die Strecke jedoch für alle Radfahrer wirklich attraktiv zu machen, müssen auch die letzten Lücken möglichst geschlossen werden. Mehr für den Radverkehr zu tun, hatten sich ja alle Falkenseer Parteien bei der Kommunalwahl auf die Fahne geschrieben. Sonst endet die Fahrt womöglich unfreiwillig am Falkenseer Bahnhof.
Dort steht seit neuestem eine Servicestation für Radfahrer. Einfach eine Münze einstecken, wie bei einem Einkaufswagen, und schon lässt sich die stationäre Werkzeugkiste, mit allerlei Schraubeschlüssen und vor allem einer Luftpumpe, öffnen. Einer Weiterfahrt steht dann kaum etwas im Weg.
Von Danilo Hafer