Volles Haus beim Bürgerdialog über Europa
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Bürgerdialog über Europa in Falkensee.
© Quelle: Frieder Unselt
Falkensee. Brexit, Reisefreiheit und Fachkräftemangel bis hin zu gesellschaftlicher Teilhabe, steigenden Mieten und öffentlichem Wohnraum – das waren Themen des Bürgerdialogs in der Stadthalle Falkensee, zu dem die überparteilichen Europa-Union Deutschland und der Kreisverband Havelland Donnerstagabend eingeladen hatten.
„Wir glauben an eine Welt, in der die Stärke des Rechts und nicht das Recht des Stärkeren zählt“, sagte Richard Kühnel, höchster Vertreter der EU-Kommission in Deutschland, und erhielt dafür Applaus. Sorge bereitete offenbar vielen der 80 Gäste der Brexit Großbritanniens und die Tatsache, dass sich einige EU-Länder wie Polen und Ungarn nicht mehr an die gemeinsamen Regeln halten.
Werbung für Europawahl 2019
Der Falkenseer Hans-Peter Pohl, Kreisvorsitzender der Europa-Union Havelland, mahnte aufzupassen, dass das „europäische Projekt nicht von Nationalisten und Populisten untergraben wird.“ Es gelte, die Bevölkerung zu mobilisieren, an der Europawahl 2019 teilzunehmen.
Konkret wurde es, als Frank Havemann vom Unternehmen Karls erklärte, wie stark die Landwirtschaft in Brandenburg auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen sei. „Ich wünsche mir, dass die Bundesregierung mit der Ukraine Vereinbarungen zur Freizügigkeit vereinbart, um von dort qualifizierte Mitarbeiter zum Beispiel für die Erdbeerernte zu gewinnen.“
Diskussion über Fachkräftemangel
Dagegen hielt die Falkenseer Landtagsabgeordnete Barbara Richstein (CDU). Sie wies auf die Probleme hin, die das Abwerben von Fachkräften in den Herkunftsländern mit sich bringt: „Von den Auswirkungen des ’Braindrain’ hat sich ein Landtagsausschuss vor kurzem auf einer Rumänien-Reise ein Bild gemacht.“
Steigende Mieten und knapper Wohnraum beschäftigten das Publikum ebenfalls. „Die öffentliche Hand muss den Wohnungsbau übernehmen“, sagte Susanne Wixforth vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Sie schlägt vor, im europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt die Regel einzuführen, dass Investitionen für Wohnungsbau darin nicht berücksichtigt werden.
Europäische Verfassung gewünscht
In die Debatte brachten sich viele jungen Menschen ein. So schlug eine Schülerin vor, eine europäische Verfassung zu schaffen. Ein Jugendlicher, der einen Freiwilligendienst in Großbritannien machen möchte, befürchtet, dass der Brexit ihm einen Strich durch die Rechnung macht.
Deshalb war es auch passend, dass beim Bürgerdialog die Jugend das letzte Wort hatte. „Meine Generation ist die, die am längsten mit den Entscheidungen von heute leben muss“, betonte Sebastian Hanika von der Jungen Europäischen Bewegung Berlin-Brandenburg. Für das Havelland sei die Gründung einer Gruppe des Jugendverbandes geplant, sagte Hans-Peter Pohl.
Von Jens Wegener
MAZ