Wie aus Alltag Kunst wird
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Heinz Bert Dreckmann bei der Eröffnung seiner Ausstellung.
© Quelle: Tanja M. Marotzke
Perwenitz/Falkensee. 24 Tische gestapelt, 3 Räder durchspeicht, 72 Kunststoffkannen gesteckt – die Titel der Arbeiten klingen emotionslos. Aber sie sind es keineswegs, eher im Gegenteil. Was Heinz Bert Dreckmann da zu Objekten zusammenfügt, ruft bei den Betrachtern immer lebhafte Reaktionen hervor.
Das Spielerische für den ersten Blick
Warum das so ist, hat Anina Michalski am Sonntag in Perwenitz sehr schön gesagt. Die Schauspielerin sprach zur Eröffnung der Dreckmann-Werkschau in der Kulturmühle. Und sie setzte auf das Spielerische in den Werken des Künstlers. Ganz nach dem Max-Reinhardt-Wort: Wonach Schauspieler Menschen sind, die ihre Kindheit in die Tasche gesteckt haben und sie bis an ihr Lebensende darin aufbewahren. Genau diese Gabe hat sie auch bei Heinz Bert Dreckmann erkannt. Und so näherte sich Anina Michalski den Werken nicht als bedeutungsschwere Kunstwissenschaftlerin, sondern als Schauspielerin, die genau das Spielerische in den Arbeiten des Künstlers entdeckte.
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Dreckmanns Schlösserreigen.
© Quelle: Marlies Schnaibel
Das Spiel zwischen Sein und Schein hat den gebürtigen Kölner, der Theatermalerei wie experimentelle Malerei studiert hatte, schon früh beherrscht. In Perwenitz sind Arbeiten aus fünfzig Jahren zu sehen. Schon die frühen Zeichnungen zeigen die Lust an der Illusion. Surrealistisch muten die Airbrush-Zeichnungen an, beim Selbstporträt werden alle ihre Freude haben, die den Maler in seiner Jetztform kennen: Vor 40 Jahren herrschte halt eine andere Frisur- und Bartmode.
Fantasievoll und ausgetüftelt
Seit 1972 ist Dreckmann als freier Maler unterwegs, arbeitet bis heute für renommierte Theater. In der Kunstwelt bekannt wurde er vor allem durch seine fantasievollen, ausgetüftelten und humorvollen Objekten aus Alltagsgegenständen.
Von Putzschwamm bis Regenschirm
Dabei ist das Spielerische in den Arbeiten bei Heinz Bert Dreckmann hart erarbeitet. Er befreit die Putzschwämme, Partypieker, Löffel, Suppenkellen, Gießkannen und Regenschirme von ihrer Funktion und fügt die Dinge neu zusammen. Mit genauen Berechnungen, feinen Modellen, akribischen Zuarbeiten. Aus 72 Plastgießkannen mit langer Schnabeltülle wurde die raumgreifende Installation, die dem hohen Raum der Kulturmühle ihren Stempel aufdrückt. „Die Idee zu diesem riesigen Kohlenstoff-Atommodell hatte ich schon lange, hier konnte ich sie endlich realisieren“, freute sich Heinz Bert Dreckmann über die Ausstellung in Perwenitz.
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Galerie und Café in Perwenitz haben am Wochenende geöffnet.
© Quelle: Marlies Schnaibel
Mit den Betreibern der Kulturmühle, Gudrun Venter und Jürgen Hägele, ist Dreckmann seit Langem befreundet. Die Freundschaft begann bei einem gemeinsamen Auftrag für den Deutschen Pavillon auf der Expo in Sevilla.
Galerie und Café
Die Werkschau von Heinz Bert Dreckmann läuft bis zum 26. August. Junge Kunst in der Mühle heißt es vom 16. September bis 14. Oktober. Filmkunst von Thomas Wendrich wird am 10. November gezeigt. Gezeigt wird der Kurzfilm „Zur Zeit verstorben“ und der Dokumentarfilm „Solang ich nicht schieß – Arturo Ui in Tel Aviv“. Die Kulturmühle und das Café sind geöffnet samstags von 13 bis 19 Uhr und sonntags von 11.30 bis 18 Uhr.
Jetzt, mit Blick auf den 70. Geburtstag des Künstlers, bietet die Kulturmühle mit ihren exzellenten Galerieräumen den Rahmen für eine Werkschau. Und die ist alles andere als emotionslos.
Von Marlies Schnaibel
MAZ