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Anekdoten von der Nation of Gondwana

Hippie-Raver, wippende Golfer und eine schöne Geste

Tausende tanzen jedes Jahr in Grünefeld zu wummernden Bässen.

Tausende tanzen jedes Jahr in Grünefeld zu wummernden Bässen.

Grünefeld. Seit 1999 wummern die Bässe am Kiessee in Grünefeld. Tausende tanzen zu der Musik. Der Grund: Nation of Gondwana. Eine beliebte Technoparty am Wasser. Die Anwohner waren zunächst skeptisch, aber arrangierten sich mit der Zeit mit dem beliebten Festival.

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Hippie-Raver sammeln Müll

Im Jahr 2001 fand die Party am Kiessee zum dritten Mal statt. 3500 Raver aus ganz Deutschland tanzten und feierten friedlich. Und es hätten noch mehr werden können, denn den einen Besucherrückgang wie bei der damaligen Berliner Love Parade gab es nicht. Im Gegenteil. Die Veranstalter stellten klar, dass sie „Nation of Gondwana“ nicht als „begleitende Veranstaltung der Love Parade im eigentlichen Sinne” verstehen. „Wir bieten eine Alternative für Leute, die genug vom Großstadt- und Paradetrubel haben”, hieß es. Nur etwa die Hälfte der Nation-Gäste würde auch das Spektakel rund um die Siegessäule besuchen.

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Und noch ein Unterschied zur Love Parade: Während die Macher der 13.Love Parade iim Jahr 2001 zum ersten Mal die Kosten für die Müllentsorgung allein aufbringen mussten, riefen die Nation-Organisatioren zur Eigenverantwortung auf. Auf dem Areal wurden Glas- und Müllcontainer aufgestellt. Gegen Entgelt halfen die Gemeinde Grünefeld und Vereine beim Aufräumen. Und dann konnte es losgehen: Auf fünf Dancefloors heizten DJs von Sonnabendnachmittag bis Sonntagabend den Technofreaks mit verschiedenen Spielarten moderner Elektro-Musik ein. Performances und Licht-Objekt-Installationen sorgten für die typische Nation-Atmosphäre. „Die Party ist prima, vor allem das Publikum stimmt — keine Teenies”, fand Nicola (30) aus Berlin damals.

Ein weiteres Abgrenzungsmerkmal zur Berliner Techno-Sause: Schon äußerlich sind Nation-Fans und Parade-Besucher verschieden. Kaum Styling, dafür eher der Griff zu schlunzigen Schlaghosen und Batic-Shirt: Hippie- und Ökolook dominierten in Grünefeld. Übrigens: Dort tanzt Raver bevorzugt barfuß anstatt in zentimeterdicken Plateaus.

Streit nach der ersten 3-Tage-Sause

Als die Gondwana-Jünger im Juli 2002 erstmals für drei Tage in Grünefeld feierten, gab es Protest. Bei einer Gemeindevertretersitzung im Nachbarort Börnicke hatte es einen Monat später zahlreiche Beschwerden über die „eintönige Bum-Bum-Musik“ gegeben. Eine Unterschriftenliste wurde übergeben. Die Gemeindevertreter sollten dafür sorgen, dass die Technoparty „vielleicht nicht drei Tage geht und mit geringerer Lautstärke gefeiert wird“. Weiter hieß es: „Es war zu lange und zu laut“. Während der damaligen Gemeindesitzung gab es nur eine Befürworterin. „Wir waren doch alle mal jung und haben gefeiert. Außerdem ist es nur drei Tage im Jahr”, meinte sie. Allerdings fanden ihre Argumente kein positives Echo. Den Ausweg aus der verzwickten Lage sollte ein Gespräch aller Beteiligten bringen: Veranstalter, Amtsdirektor und die Bürgermeister von Grünefeld und Börnicke.

Dieses Gespräch gab es dann im Oktober 2001. Doch nur drei Börnicker, darunter der damalige Bürgermeister, waren zur Beratung über die „Nations of Gondwana”-Party in den Nachbarort gekommen. Grünefelds damalige Bürgermeisterin Dorit Runge wunderte sich: „Ich hätte mir ein paar mehr Gäste gewünscht. Ich bin auch etwas traurig über die Art und Weise, wie die ganze Sache gelaufen ist.” Aber schließlich fand man einen Kompromiss. Die Veranstalter boten an, im kommenden Jahr eine kleinere Anlage zu verwenden. „Die Anlage, die wir an besagtem Sonnabend verwendet haben, war eindeutig zu laut. Damit hatten wir keine Erfahrung”, hieß es damals. Versprochen wurde, „die Lautstärke um 25 Prozent reduzieren.”

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Zudem wurde zugesagt, den Pegel in den Nachtstunden zu reduzieren. Eine komplette Nachtruhe sei aber unmöglich, dass das Konzept darauf beruhe, „von Freitagabend bis Sonntagabend zu feiern“. Alles andere wäre finanziell nicht lohnenswert. Daraufhin zogen die Anwohner aus Börnicke eine Ankündigung einer einstweiligen Verfügung gegen die Party zurück.

Wippende Golfspieler

Im Jahr 2004 wurden wir auf ein ganz spezielles Detail der „Nation of Gondwana“ aufmerksam. Auf dem Golfplatz in Kallin. „Ein traumhafter Platz. Ein Garten, üppig, wasserreich, satt. Ein Naturerlebnis“, berichtete ein Kollege. Anfang Juli 2004 war das etwas anders. Die „Nation of Gondwana“ war an jenem Sonntag noch im vollen Gange. Laute Musik mit endlosen Rhythmen, die in ihrer Monotonie aus der Ferne noch viel gnadenloser klingen. Ein Kollege war dabei den Schläger zu schwingen. Er betonte, dass Golfer nervenstark seien — Kallin aber , das glich am Wochenende einem riesengroßen Feldversuch. Nicht jeder bestand ihn.

Hier sein Text von damals: „Sicher, man hätte stutzig werden können. „Wumm, wumm, wumm”. Schon auf der Driving Range war’s zu hören, rübergeweht vom Wind. Aber Golfer sind Gemütsmenschen, suchen Harmonie und scheuen Konflikte. Schwingen, schlagen, pitchen, chippen, putten, „dumdum-dum, dumdum-dum”. Kalliner Klangteppich — keine Chance, ihm zu entkommen. Trotzdem weiter, der eine lacht, der andere wippt mit. Ärger? Eher ratlose Fragen. „Wo kommt der Lärm bloß her? Wer feiert da?” Dorit Runge, früher Bürgermeisterin in Grünefeld, lässt nichts kommen auf die Veranstalter. „Nette Leute, zuverlässig, gute Partner.” Längst vergessen, dass es Unmut gab in Börnicke, dem Nachbarort. Golfer sind auch höflich, sie meckern nicht. Sie leiden still, das gehört zum Spiel, denken positiv. „Wumbum, dibum”. Abends, gegen halbzehn im Dauerregen, hat der Techno-Beat dann aufgehört. Nanu? So erschreckend still kann Ruhe sein.

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Schlechtes Wetter verzögert Anreise

Im Jahr 2011 stellte die Veranstalter die Anreise vor Probleme. Der Andrang war besonders am Sonnabend immens. „Normalerweise kommen viele Leute schon am Freitag, aber weil das Wetter bis Freitagabend so schlecht war, sind am Sonnabend alle auf einmal angereist.” Die Polizei hatte nachmittags Großes geleistet. „Grünefeld war dicht. Die Polizisten haben stundenlang den Verkehr geregelt und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Ohne sie wären wir aufgeschmissen gewesen”, so die Veranstalter

Weil pünktlich zum Festivalbeginn der Regen aufhörte und am Sonntag sogar zeitweise die Sonne schien, hielt sich die Partylaune der Gäste auch bis zum Schluss.

Schöne Geste

Im Herbst 2014 war der Strand des Grünefelder Kiessees übrigens sauber wie lange nicht mehr. Die Veranstalter der Nation of Gondwana hatten die 300 Quadratmeter professionell reinigen lassen — um der Dorfgemeinschaft für die Jahre der Gastfreundschaft etwas zurückzugeben, hieß es. Man habe dafür eine Sandreinigungsmaschine aus Kloster Lehnin kommen lassen. Die Maschine samt Personal war dann einen kompletten Tag beschäftigt, den Boden bis in 25 Zentimeter Tiefe zu sieben. Dabei sei ein erklecklicher Haufen Unrat zutage gefördert worden. „Partymüll war allerdings kaum dabei. Höchstens zwei bis drei Prozent. Das zeigt, dass unsere Aufräumaktionen nach der Nation schon sehr gut sind”, so der Partymacher.

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Die Veranstalter bemühen sich schon bei der Vorbereitung darum, die Umwelt dabei nicht übermäßig zu belasten. Nach der Party reinigen sie den Strand und sammeln per Hand Flaschen, Zigarettenkippen und sonstigen liegen gebliebenen Restmüll ein. Der Seeboden wurde im Uferbereich zudem im Auftrag des Ordnungsamtes von Tauchern abgesucht.

Kiesgrube und Gondwana

Im Jahr 1902 entstand der Kiessee in Grünefeld. Der Kies soll auch für den Bau des Nauener Funkamtes verwendet worden sein. Bis 1994 gab es an der Südostseite des Gewässers sogar einen Campingplatz. In de vergangenen Jahren ist der Wasserspiegel stark gesunken, weil der Grundwasserspiegel in den 80ern zu hoch war und durch Maßnahmen zur Grabenentwässerung gesenkt werden musste. Seit 21 Jahren findet an einem Juli-Wochenende dort das Musikfestival Nation of Gondwana statt. Mit 8000 Besuchern ist das Festival regelmäßig ausverkauft. Es entstand als Alternative zur Loveparade. Das nächste Festival ist am 23.Juli 2016 geplant.

Im Jahr 1902 entstand der Kiessee in Grünefeld. Der Kies soll auch für den Bau des Nauener Funkamtes verwendet worden sein. Bis 1994 gab es an der Südostseite des Gewässers sogar einen Campingplatz.

In den vergangenen Jahren ist der Wasserspiegel stark gesunken, weil der Grundwasserspiegel in den 80er-Jahren zu hoch war und durch Maßnahmen zur Grabenentwässerung gesenkt werden musste.

Seit 21 Jahren findet an einem Juli-Wochenende das Musikfestival Nation of Gondwana statt. Es kommen derzeit immer um 8000 Besucher. Das Festival entstand als Alternative zur Loveparade.

Von MAZonline

MAZ

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