Kotzen: Leere Kasse, engagierte Einwohner
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Alles gelb: Rapsfeld bei Kotzen.
© Quelle: Markus Kniebeler
Kotzen. Der Name ist der erste Stolperstein. Kotzen – wie kann eine Gemeinde nur so heißen? Als im Jahr 2003 Kriele und Landin zusammen mit Kotzen sowie Rhinsmühlen die Gemeinde Kotzen bildeten, wollten vor allem die Krieler und Landiner den Namen Kotzen für die Gemeinde ändern. Die Kotzener sahen es anders. Die Einwohner der neuen Gemeinde stimmten ab. Mit nur einer Stimme Mehrheit obsiegte die Gruppe, die den Hauptnamen Kotzen behalten wollte.
Wieder das liebe Geld
Das ist lange her und in diesen Tagen ist der Ortsname das geringste Problem der Menschen in der Gemeinde mit drei Dörfern. Wenn an diesem Donnerstag erneut die Gemeindevertreter zusammenkommen – zur letzten Sitzung in dieser Wahlperiode, dann wird es wieder ums liebe Geld gehen.
Bald wird gewählt
Denn die Gemeindekasse in Kotzen ist so leer, dass es gerade so für das Notwendigste ausreicht. Die Finanzdebatte bestimmte daher die kommunalpolitischen Debatten und das Gespräch vor der Kommunalwahl am übernächsten Sonntag.
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Blick auf den Ortsteil Kriele.
© Quelle: Dirk Fröhlich
Drei Bewerber um das Bürgermeisteramt haben sich zur Wahl angemeldet. Thomas Behlke ist der Amtsinhaber, er hatte die Wahl vor fünf Jahren denkbar knapp gegen Franziska Blask gewonnen. Die Mitbewerberin von 2014 hat ihre Kandidatur wieder angemeldet und ergänzt wird das Kandidaten-Trio durch Uwe Kraus.
Zweiter Wahlgang
Es ist nicht auszuschließen, dass die Wähler in Kotzen ein zweites Mal zur Wahlurne gerufen werden. Dann nämlich, wenn eine Stichwahl ansteht. Dazu kommt es, wenn im ersten Wahlgang keiner der drei Bewerber mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereint.
Für die Gemeindevertretung kandidieren vier Einzelbewerber, außerdem die Liste Pro Aktiv Kotzen, die Wählergemeinschaft Landin und die Wählergemeinschaft Dorf, Kultur und Natur. Wie in den anderen Gemeinden des Amtes Nennhausen stehen auch hier keine Parteilisten zur Auswahl.
Die Gemeinde Kotzen
Kotzen ist eine Gemeinde im Landkreis Havelland und wird vom Amt Nennhausen verwaltet. Einwohner: 600 Fläche: 42,87 Quadratkilometer. Ortsteile: Kotzen mit Rhinsmühlen, Kriele, Landin.
An diesem Donnerstag geht es aber erst einmal um die Finanzen – wieder. Die düsteren Szenarien wurden erstmals kurz nach der Kommunalwahl vor fünf Jahren gezeichnet. Der von den Gemeindevertretern für 2015 beschlossene Haushalt hatte ein Defizit von 34 000 Euro. Noch ein Beispiel aus dem Jahr 2015: Für Investitionen standen damals nur 15 000 Euro zur Verfügung.
Nicht mal eine Kaffeemaschine
Ein Jahr später sah es nicht besser aus. Nicht einmal eine Kaffeemaschine konnte sich die Gemeinde leisten und eine Erhöhung von Steuern und Abgaben half ebenfalls nicht. Immer wieder standen Haushaltssicherungskonzepte zur Abstimmung – nur gab es kaum noch Instrumente, mit denen die Finanzlage spürbar verändert worden wäre.
Wie sehr die Gemeinde tatsächlich verschuldet ist, wird feststehen, wenn ausstehende Jahresabschlüsse durchgerechnet, festgestellt und von der Gemeindevertretung abgestimmt sind. An diesem Donnerstag ist das Jahr 2016 an der Reihe. Aber auch für dieses laufende Jahr muss wieder ein Haushaltssicherungskonzept bestätigt werden.
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Erster Spatenstich zur Sanierung der Kirche in Landin.
© Quelle: Norbert Stein
Wenig Geld, engagierte Einwohner. In Landin kümmert sich ein Förderverein um die Sanierung der Dorfkirche. Das Gotteshaus wird saniert und nach Abschluss der Arbeiten als Kunst- und Kultur-Kirche genutzt. Es sei sicherlich ein Zufall, aber umso schöner, dass die Arbeiten im Fontane-Jahr 2019 realisiert werden, sagt der Vorsitzende des Fördervereins zur Erhaltung der Dorfkirche Landin, Gert Dittrich.
Finanzierung ist gesichert
Rund 440 000 Euro müssen aufgebracht werden. Die Finanzierung ist gesichert. Das Land gibt Fördermittel aus dem europäischen Leader-Fonds. Eigenmittel von 110 000 Euro bringen die Reformationsgemeinde, zu der Landin mit weiteren 15 Dörfern gehört, und der Förderverein auf.
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Parkfest in Kotzen. Unser Archivbild stammt aus dem Jahr 2014.
© Quelle: Norbert Stein
Schwung in die Gemeinde bringt auch der HSV. Nein, das ist nicht der bekannte Fußballverein aus Norddeutschland. HSV steht für Heimat- und Sportverein. Vier Abteilungen – Sport, Dorfleben, Jugend und Senioren – stehen für die Inhalte. Seit der Gründung belebt der Verein das Dorfleben und motiviert die Kotzener, sich zu engagieren. So wie bei der Errichtung des Kinderspielplatzes im Zentrum des Ortes, vor Gemeindehaus und Jugendclub.
Die Rückkehrer
Der HSV organisiert das Dorffest. Zudem findet jedes Jahr ein Sportfest, unter anderem mit Volleyball, statt. Neben verschiedenen Veranstaltungen für die Senioren und Kinder, wie dem Drachenfest, wird am 1. Juni Kindertag gefeiert. Ehemalige Kotzener kehren ins Dorf zurück, andere junge Leute ziehen her.
Wer regiert jetzt?
Bürgermeister: Thomas Behlke (Wählergruppe Dorfentwicklung, Natur und Kultur). Gemeindevertretung: Pro aktiv Kotzen (3 Sitze), Wählergruppe Landin (2 Sitze), Wählergruppe Dorfentwicklung, Natur und Kultur (2 Sitze), Einzelbewerber Tobias Hünicke.
Schließlich hält auch die Feuerwehr den Ort zusammen – mit zahlreichen Angeboten, die teilweise auch mit dem HSV umgesetzt werden.
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Die Nennhausener Amtsdirektorin Ilka Lenke und Amtsbrandmeister Holger Püschel vor dem Gebäude, das die Feuerwehr Kotzen zurzeit noch nutzt. Ein Neubau wird errichtet.
© Quelle: Norbert Stein
Es wird also nicht langweilig in der Gemeinde. Und investiert wird auch: die Gemeindevertretung von Kotzen hat der Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens zur Errichtung eines Solarparks in Rhinsmühlen zugestimmt. Das Unternehmen Trianel aus Aachen plant auf der rund acht Hektar großen Fläche der alten Schäferei in Rhinsmühlen den Bau einer 7,5-Megawatt-Fotovoltaikanlage. Zu dem Vorhaben gehört auch eine 7,2 Hektar große Fläche in Kotzen. Auf der stillgelegten Kuhstallanlage soll eine 5,5-Megawatt-Fotovoltaikanlage entstehen. Trianel will beide Anlagen in Kotzen und Rhinsmühlen errichten und betreiben.
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Auf der Fläche der alten Schäferei in Rhinsmühlen soll eine Photovoltaikanlage errichtet werden. Dafür werden die alten Gebäude abgerissen.
© Quelle: Norbert Stein
Gebaut wird auch für die Feuerwehr. die Wehr in Kotzen bekommt ein neues Gerätehaus. Den Zuwendungsbescheid hatten im Spätherbst des vergangenen Jahres der brandenburgische Finanzminister Christian Görke und der Leiter der Staatskanzlei Martin Gorholt übergeben.
Wer tritt an?
Bürgermeister: Thomas Behlke, Franziska Blask, Uwe Kraus. Gemeindevertretung: Wählergruppe Pro Aktiv Kotzen, Wählergruppe Landin, Wählergruppe Dorfentwicklung, Natur und Kultur sowie vier Einzelbewerber.
Am übernächsten Sonntag haben die Einwohner von Kotzen zunächst die Wahl. Wer wird Bürgermeister, wer Gemeindevertreter. Auch Ortsbeiräte werden gewählt. In Kriele nicht. Hier gab es zu wenig Bewerber. Eine Ortsbeiratswahl muss für Kriele neu angesetzt werden.
Von Joachim Wilisch
MAZ