Die musikalische Seite von Fontane
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Wolfgang Bensmann und das Consortium Artis spielten in Groß Behnitz.
© Quelle: marlies Schnaibel
Groß Behnitz. Mit Fontane kann man punkten. Das konnte am Sonntagnachmittag Guido Böhm erfahren. Der Dramaturg der Havelländischen Musikfestspiele hatte eine Veranstaltung „Musik bei Fontane“ konzipiert und damit offensichtlich den Nerv der Besucher getroffen. Das Konzert auf dem Landgut Stober in Groß Behnitz war ausverkauft.
Wissenswert und unterhaltsam
Die Zuhörer kamen dabei in einen doppelten Genuss: Sie hörten sehr schöne Musik aus dem 18. und 19. Jahrhundert und sie erfuhren Wissenswertes und Unterhaltsames über den gefeierten märkischen Dichter und seine Beziehung zur Musik.
Die war bekanntlich nicht die ganz große Liebe gewesen, denn Fontane selbst bezeichnete sich als unmusikalisch, er spielte kein Instrument. Dass Musik aber in seinen Werken immer eine Rolle spielt, davon konnte Guido Böhm den Zuhörern einen Eindruck vermitteln.
Effi schwärmt von der Tripelli
Allem voran in dem Roman „Effi Briest“, in dem Effi die selbstbewusste, freie Sängerin Marietta Tripelli bewundert, und in dem Fontane den eher unsympathischen Baron von Innstetten zum Wagnerianer macht. Fontane selbst mochte weder die pompöse Musik Wagners noch den Wagnerkult.
Das Luren-Konzert
Wie das ist, wenn sich Theodor Fontane über etwas lustig machte, war sehr schön in dem ironischen Gedicht „Luren-Konzert“ nachzuspüren. Böhm hatte es ausgegraben und das Publikum quittierte es mit Heiterkeit.
Heiterkeit und Leichtigkeit
Und es lag auch eine gewisse Heiterkeit über der musikalischen Auswahl des Konzertes. Über Wagner wurde nur gesprochen, seine Musik erklang nicht. Der Fagottist Wolfgang Bensmann und das Consortium Artis waren zu Gast. Sie spielten in der seltenen Besetzung von Fagott und Streichquartett Mozart, den Fontane bei „Frau Jenny Treibel“ (deren Hausfreund der ehemalige Opernsänger Adolar Krola ist) erklingen lässt, und sie spielten ein frisches Konzert, das Adolph Freiherr von Knigge einst komponiert hatte. Auch da ein Bezug zu Fontane: Er erwähnt den Freiherren in seinen Wanderungen als Mitglied des Illuminatenordens.
Ausgezeichnete Streicher
Bei den Werken von Anton Reicha und Felix Mendelssohn Bartholdy konnte sich das Berliner Streichquartett um den 1. Geiger Sergio Gheorghe auszeichnen.
Stechlins Chopin
Und weil der alte Dubslav im berühmten Roman „Der Stechlin“ ein Chopin-Anhänger war, klang das Konzert mit dessen Etüde „Tristesse“ aus. Dabei war der Nachmittag alles andere als eine Tristesse. Es war eine anregende Begegnung von Text und Musik.
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Beifall für die Künstler in Groß Behnitz.
© Quelle: Marlies Schnaibel
Das Konzert war nicht die einzige Begegnung der Havelländischen Musikfestspiele mit Fontane. Schon am 7. April geht es weiter. Dann auf Schloss Ribbeck unter dem Titel "Irrungen und Wirrungen" mit dem Bariton Christoph von Weitzel, dem Pianisten Frank Wasser und dem Moderator Michael Hohmann.
Fahrt nach Paretz
Zu einer Fontane’schen Landpartie wird für 15. September nach Paretz eingeladen. Dann mit dem Havelland-Ensemble.
Von Marlies Schnaibel
MAZ