Olympisches Dorf wird zur Gartenstadt
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So könnte es im Innenhof des Speisehauses mal aussehen. Viele Flächen werden für die Gemeinheit nutzbar sein.
© Quelle: Tanja M. Marotzke
Elstal. Gartenstadt Olympisches Dorf – kurz G.O.L.D., so nennt die Firma Terraplan ihr Wohnprojekt in Elstal, das im kommenden Jahr beginnen soll. „Was lag näher, als bei dem Namen den sportlichen Hintergrund des Areals aufzugreifen“, sagte Geschäftsführer Erik Roßnagel Donnerstagabend in der Aula der Elstaler Oberschule. Etwa 30 Einwohner folgten der Einladung des Vereins „Historia Elstal“ und ließen sich aus erster Hand über die Entwicklungen im Olympischen Dorf von 1936 informieren.
Die Nürnberger Firma Terraplan hat einen Teil des insgesamt 55 Hektar großen Areals des Olympischen Dorfes von der DKB erworben und will dort Wohnraum in unterschiedlichen Formen und Größen für etwa 500 Menschen schaffen.
Nachdem die ersten Erschließungsarbeiten mit dem Kreisverkehr an der Ortseinfahrt Elstal von der B 5 kommend und der Straße zum Olympischen Dorf bereits begonnen haben, erfolgt der scharfe Start für das Wohnprojekt im dritten oder vierten Quartal 2018, sagte Roßnagel. Er rechne damit, dass die ersten Mieter in die Reihenhäuser 2020 und in die Wohnungen im Speisehaus 2021 einziehen werden. „Wir haben den Bauplan für das denkmalgeschützte Speisehaus der Nationen fast fertig, was ich vor zwei Jahren wegen der vielen Schwierigkeiten kaum für möglich gehalten hätte", so der Terraplan-Geschäftsführer. Noch in diesem Jahr wollen die Gemeindevertreter von Wustermark den Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan „Olympisches Dorf, erster Bauabschnitt“ fassen, sagte Bürgermeister Holger Schreiber.
Erstmals bekam die Öffentlichkeit am Donnerstag einen optischen Eindruck von den Ideen, wie Terraplan vor allem im ehemaligen Speisehaus „effizienten Wohnraum“ schaffen will. 120 Wohnungen sollen dort entstehen mit der Besonderheit, dass es kaum gerade Wände gibt, weil das Gebäude halbrund gebaut worden ist. „Es werden einige relativ schmale aber tiefe Wohnungen, die über eine überdurchschnittlich große Glasfront verfügen werden“, erklärte Erik Roßnagel. Deshalb sei die Aufteilung der Zimmer, das Stellen der Zwischenwände und das Ausnutzen aller Flächen eine wichtige Komponente, damit sich die Mieter dort wohl fühlen. In einige Wohnungen wolle man, um Nachteile auszugleichen, eine Sauna einbauen. Zudem entstehen an den Stirnseiten des Speisehauses Gemeinschaftsräume. „Damit die Menschen sich kennenlernen, miteinander ins Gespräch kommen, auch mal in größerer Runde feiern können“, so Roßnagel. Geplant sind dort auch fünf Saunen für je zwei Personen, die später beim Hausmeister stundenweise gemietet werden können.
Terraplan werde sowohl Wohnungen verkaufen als auch vermieten und die Verwaltung für die Eigentümer übernehmen. „Wir sind nach Bauende nicht weg, sondern immer als Ansprechpartner vor Ort. Es geht nicht darum schnell Geld zu verdienen, sondern nachhaltig“, unterstrich Erik Roßnagel.
Dass im Olympischen Dorf überhaupt ein solches Wohnprojekt zustande gekommen ist, grenze fast an ein Wunder, nachdem alle Versuche einen Investor zu finden, in den Vorjahren gescheitert waren, so Wustermarks Bürgermeister. Er sei froh, mit Terraplan jemanden gefunden zu haben, der sich mit der Sanierung denkmalgeschützter Objekte auskenne. Aber Holger Schreiber erinnerte auch an die Entscheidung der Gemeindevertreter, insgesamt etwa 2,7 Millionen Euro als Eigenanteil zu den Fördermitteln des Bundes für die Erschließungsarbeiten zur Verfügung zu stellen.
Zusätzlich zu den Wohneinheiten im Speisehaus werden im ersten Bauabschnitt auch acht sogenannte Townhäuser neu gebaut – dort wo einst Athletenunterkünfte standen. In jedem der acht Häuser sind sieben Reihenhauswohnungen über zwei Etagen plus Dachgeschoss integriert, erläuterte Architekt Tim Schmidt. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 115 und 120 Quadratmetern, wobei die Terrassen und Schuppen für Fahrräder und Rasenmäher mitzählen. „Keller wird es nur beim einem Townhaus geben, weil sonst die Baukosten in die Höhe geschossen wären“, so Roßnagel.
Während der Kaufpreis bei den Wohnungen zwischen 4000 und 5000 Euro pro Quadratmeter liegen wird, soll es auch Mieten unter 10 Euro pro Quadratmeter geben. Ob der vor allem von den Wustermarker Linken geforderte soziale Wohnungsbau im Olympischen Dorf realisierbar ist, hänge davon ab, ob die Wohnblöcke aus den 70er-Jahren, die in der Nähe zur B 5 stehen, erhalten werden können. „Derzeit wird ein Gutachten zur Bausubstanz erstellt. Im November wissen wir mehr“, so Roßnagel.
Von Jens Wegener