Mit Dampf zum Unternehmenserfolg
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Benjamin Probst (2.v.r.) mit seinen Mitarbeitern Robin Zabel, Anika Habel und Carolin Paproth (r.).
© Quelle: Christin Schmidt
Rathenow. Dass Rauchen ihn mal zu einem erfolgreichen Geschäftsmann macht, hätte Benjamin Probst vor vier Jahren selbst nicht geglaubt. Der 34-Jährige führt heute eines der erfolgreichsten Unternehmen auf dem deutschen E-Zigaretten-Markt – vom Ein-Mann-Betrieb zur GmbH mit knapp 30 Mitarbeitern und das in nur drei Jahren. Dafür gab es kürzlich sogar den Wirtschaftsförderpreis des Landkreises Havelland.
Hinter dieser Erfolgsgeschichte steckt vor allem eins: jede Menge Dampf. Benjamin Probst gehört zu denen, die von der herkömmlichen Zigarette auf eine elektronische Zigarette umgestiegen sind.
„18 Jahre lang habe ich geraucht. 2013 wollte ich auf E-Zigaretten umsteigen, habe es aber nicht geschafft. Die Geräte waren teuer und technisch nicht ausgereift“, erinnert sich Probst.
Einstiegsdroge oder Rauchentwöhnung
Über die Auswirkungen von E-Zigaretten auf die Gesundheit gibt es bisher recht widersprüchliche Aussagen. Fest steht, E-Zigaretten können zwar Nikotin enthalten, aber keinen Tabak, der in erster Linie für die krebsauslösende Wirkung verantwortlich ist. In jedem Fall atmen die Nutzer eine Reihe von Chemikalien ein, über deren Auswirkungen bisher wenig bekannt ist. Während einige Experten meinen, E-Zigaretten könnten eine Einstiegsdroge zum Rauchen sein, halten andere die E-Zigarette für eine wirkungsvolle Methode zur Rauchentwöhnung.
Ein Jahr später gelang ihm der Wechsel. Zwar waren E-Zigaretten damals noch alles andere als cool, Probst hatte aber die für ihn passenden Produkte gefunden. „Diese Erfahrung wollte ich mit möglichst vielen abhängigen Konsumenten teilen und begann, erste Produkte über meinen Ebay-Shop zu verkaufen. An ein großes, eigenes Unternehmen dachte ich damals noch nicht“, so der Geschäftsführer, der bis dato als angestellter Softwareentwickler arbeitete.
Er probierte sich aus, importierte Geräte und Flüssigkeiten – Liquids genannt – aus China und verkaufte, was er für gut befand, online. Die Nachfrage stieg so rasant, dass er sein Wohnzimmer zum Lager umfunktionieren musste.
Im März 2015 wagte der Havelländer den entscheidenden Schritt. Er gründete die PB-ViGoods GmbH, eröffnete ein Geschäft in der Rathenower Goethestraße und begann den Markt zu erobern. Zwei Monate später musste er ein weiteres Geschäft anmieten, der Platz reichte nicht mehr aus.
Probst stellte Mitarbeiter ein und mietete im Dezember 2016 eine Lagerhalle in Böhne an. Auch diese ist inzwischen zu klein. Seit September hat die GmbH ihren Sitz im Gewerbegebiet Grünauer Fenn.
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In der neuen Halle der PB-ViGoods GmbH im Grünauer Fenn werden täglich Tausende Produkte verpackt und verschickt.
© Quelle: Christin Schmidt
Hier gibt es auf rund 12.000 Quadratmeter genug Platz für Entwicklung, hofft Benjamin Probst. Etwa 11.000 verschiedene Produkte werden in einer Halle verpackt und an die Konsumenten verschickt. Dazu gehören E-Zigaretten sowie das komplette technische Zubehör wie Ladegeräte und Akkus, aber auch unzählige Liquids.
Anders als bei herkömmlichen Zigaretten ist die Auswahl an Aromen riesig. Erdbeer oder Vanille, Spekulatius oder Limette, wer mag kann sogar den Geschmack von „Omas Apfelkuchen“ einatmen. Inzwischen stellt das Unternehmen auch eigene Liquids her.
In einem Raum, der einem kleinen Labor gleicht, werden die Flüssigkeiten angemischt. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal, denn kaum ein Unternehmen hat die dafür nötige Zulassung. Das Ganze wird unter dem hauseigenen Label Jokers Cloud verkauft.
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Das Rathenower Unternehmen stellt inzwischen sogar eigene Liquids her. Ein echtes Alleinstellungsmerkmal, denn kaum ein Unternehmen hat die dafür nötige Zulassung.
© Quelle: Christin Schmidt
Das Geschäft in der Goethestraße dient nach wie vor als Verkaufsstätte. Inzwischen sind weitere Filialen in Brandenburg/Havel, Potsdam, Tangermünde und Neuruppin dazu gekommen. 28 Mitarbeiter gehören zum Team.
„Keiner bei uns ist älter als 40 und alle haben ein privates Interesse an unseren Produkten“, so Probst. Dampfen scheint zu verbinden. Aber nicht nur das. „Unsere Mitarbeiter wollen Teil von etwas Neuem sein und zudem zahlen wir deutlich mehr als den Mindestlohn.“
Bei allem Optimismus und der positiven Unternehmensentwicklung, am Ende geht es doch ums Rauchen und das ist bekanntlich ziemlich ungesund. „Wir sind keine Raucher, wir sind Dampfer. Wir holen die Menschen von der Zigarette weg“, argumentiert Probst und fügt hinzu: „Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass der Konsum von E-Zigaretten um mindestens 95 Prozent weniger schädlich ist.“
Außerdem enthalte die Flüssigkeit einer E-Zigarette keinen Tabak, wer möchte, kann sogar auf Nikotin verzichten. „Es ist ein Ersatz, der weitaus weniger risikobehaftet ist. Wer aber noch nie geraucht hat, dem empfehle ich, die Finger davon zu lassen – von herkömmlichen und von E-Zigaretten. Denn gar nicht zu rauchen, ist natürlich am gesündesten“, betont Probst.
Von Christin Schmidt
MAZ