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Birkenwerder

Alternativen zur 380-kV-Freileitung

Die Professoren Heinrich Brakelmann (l.) und Lorenz Jarass mit dem Gutachten zur geplanten 380 kV Freileitung in Birkenwerder

Die Professoren Heinrich Brakelmann (l.) und Lorenz Jarass mit dem Gutachten zur geplanten 380 kV Freileitung in Birkenwerder

Birkenwerder. Im Koalitionsvertrag, der im Februar in Berlin unterzeichnet wurde, ist zu lesen, dass „mehr Erdverkabelungen im Wechselstrombereich an neuralgischen Punkten soweit technisch machbar“ ermöglicht werden sollen. „Und wenn es einen neuralgischen Punkt gibt, dann hier in Birkenwerder“, betonte Professor Lorenz Jarass, der am Mittwoch mit seinem Kollegen Heinrich Brakelmann in Birkenwerder ein Gutachten vorstellte, in dem die Möglichkeiten einer Kabellösung als Alternative zur geplanten 380-kV-Freileitung geprüft worden waren.

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Häuser sollen überbaut werden

So etwas wie in Birkenwerder sei ihm noch nie vorgekommen, so Jarass, dass eine Freileitung mit einer Annäherung von weniger als 100 Metern an Wohnhäuser gebaut werden soll. Ein Teil der geplanten Freileitung, die zwischen bis zu 80 Meter hohen Masten gespannt werden soll, soll sogar über bestehende Wohn- und Wochenendbebauung gebaut werden. Dabei wären Kabellösungen entlang des geplanten Ausbaus der Autobahn 10 gut umsetzbar, so der Fachmann. Bisher lehnt der zuständige Netzbetreiber, die 50 Hertz Transmission GmbH, diese Lösungen jedoch ab (MAZ berichtete), auch wenn er ein derartiges System bereits seit Jahren in Berlin verwendet.

76 Seiten hat das Gutachten, dass für Alternativen zur geplanten 380 kV Freileitung in Birkenwerder erstellt wurde

76 Seiten hat das Gutachten, dass für Alternativen zur geplanten 380 kV Freileitung in Birkenwerder erstellt wurde.

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So regele ein Bundesgesetz, dass bei einem Abstand einer Freileitung von weniger als 400 Metern zu geschlossenen Ortschaften – in Birkenwerder wären dann davon über 3000 Menschen betroffen – und bei weniger als 200 Metern zu Einzelgehöften eine Erdverkabelung durchgeführt werden kann. Im Westen Deutschlands sei dies eine übliche Praxis, im Osten gebe es hingegen kein derartiges Projekt, berichtete Jarass. Das will man ändern.

Mehrere Optionen an Kabellösungen

Mehrere Optionen an Kabellösungen stellten die Fachleute vor. Bis zu dreimal so teuer wie die geplante Freileitung, die auf den zwei Kilometern durch Birkenwerder mit acht Millionen Euro veranschlagt wird, könnten diese Erdverkabelungen werden. Die Mehrkosten zur Freileitung werden dabei aber laut Gesetz bis zum Jahr 2023 bundesweit als Netzentgelt auf alle Stromverbraucher umgelegt. So wie bisher auch die anderen Projekte im Westen des Landes finanziert und vor allem durch die ostdeutschen Stromverbraucher mitfinanziert wurden, wie Jarass mehrfach betonte.

Bürgermeister Zimniok (l) mit den Fachleuten

Bürgermeister Zimniok (l.) mit den Fachleuten.

Man sei in Birkenwerder gleich dreimal durch Infrastrukturmaßnahmen betroffen, gab auch Birkenwerders Bürgermeister Stephan Zimniok zu bedenken: Autobahnausbau, Bau der 380-kV-Leitung und die Ertüchtigung der Bahnstrecke. Deshalb habe man das Gutachten beauftragt, das rund 30 000 Euro gekostet hat. Doch man wolle nicht nur „nö“ gegen eine geplante Maßnahme sagen, so Zimniok, sondern Alternativen aufzeigen. Er sieht die Ergebnisse des Gutachtens daher auch als „Signal in Richtung Landesregierung“. Denn durch den Bau der 380-kV-Freilandleitung würde die Gemeinde in ihrer Entwicklung gebremst werden, da Flächen nicht als Bauland ausgewiesen werden dürfen. „Auch die Trennung von Birkenwerder-Nord wird dann optisch manifestiert“, bekräftigte Susanne Kohl, Vorsitzender der Hohen Neuendorfer SPD, die mit anderen Interessierten zu dem Pressetermin gekommen war.

Erdverkabelung mit mehreren Vorteilen

Dabei böte die Erdverkabelung mehrere Vorteile, so Jarass: Es würden fast keine Wartungskosten anfallen, die Strahlungsbelastung sei deutlich geringer, es gebe keine optische Beeinträchtigungen im Orts- und Landschaftsbild durch die 80 Meter hohen Masten und die Kumulierung von Belastungen in Birkenwerder könnte reduziert werden. „Man darf den Raum an dieser Stelle nicht so weit belasten, dass er unbewohnbar wird“, brachte es der Fachmann auf den Punkt.

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Von Ulrike Gawande

MAZ

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