Ein Erfolgsduo
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Benjamin (l.) und Peter Körber in der Produktionshalle ihres Unternehmens am Triftweg in Birkenwerder.
© Quelle: Enrico Kugler
Birkenwerder. Vater und Sohn sind Firmenchefs eines Unternehmens? Geht ja gar nicht, würde mancher sagen. Doch Peter (69) und Benjamin (39) Körber beweisen, dass solch ein Duo funktionieren kann.
Die Körber & Körber Präzisionsmechanik GmbH aus Birkenwerder wird im November als eines von sechs Unternehmen mit dem Zukunftspreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet. Für Juniorchef Benjamin Körber würdigt der Preis die spezielle Firmengeschichte. Sein Vater umreißt diese mit den Worten: „Am Boden gelegen und wieder aufgerappelt.“
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Das Verwaltungs- und Produktionsgebäude des Unternehmens in Birkenwerder.
© Quelle: Enrico Kugler
Der Diplomingenieur für Wirtschaftswesen Peter Körber hatte 1977 in Berlin-Moabit eine Firma mit zwei Mitarbeitern gekauft, die Stimmgabeln für mechanische Fernschreiber herstellte. 1981 kaufte er seine erste computergesteuerte Maschine. „Die CNC-Technik hat mein Unternehmen nach vorn gebracht“, sagt er. Diese CNC-Maschinen (Computerized Numerical Control) besitzen einen eigenen Kleinrechner, der eine Optimierung des Steuerprogramms direkt an der Maschine erlaubt, das heißt, er ist in gewissem Umfang frei programmierbar.
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In dieser computergestützt arbeitenden Fräsmaschine werden hinter schützenden Scheiben Frontblenden gefertigt.
© Quelle: Enrico Kugler
Als komplexeste Form gibt es die DNC-Systeme. Gemeinsam ist allen Typen, dass sie einen automatischen Werkzeugwechsel durchführen können, ohne dass der Produktionsablauf blockiert wird. Schnell stieg die Körber GmbH in die Automobilindustrie ein, war an der Musterentwicklung der Luftsteuerung einer Einspritzanlage beteiligt und produzierte ab 1995 in Großserien Klappenstutzen für Automotoren. 2002 führte Körber drei Produktionsstandorte in einer Riesenhalle in Berlin-Reinickendorf zusammen, 2007 eröffnete er ein Werk in den USA. Doch dann kam die Finanz- und Automobilkrise 2008. Körber hatte eine Drei-Millionen-Investition an der Backe, mehr als 80 Prozent seines Umsatzes für die Automobilindustrie brach ihm weg. Es gab keine Ausgleichszahlungen. Als Automobilzulieferer mit einem Werk in Amerika wollte ihn keine Bank finanzieren. Er verkaufte sein Gesamtunternehmen mit 200 Mitarbeitern in Berlin und 90 CNC-Maschinen sowie 50 Angestellten in den USA.
Lediglich eine kleine „Bude“, eine Werkzeugfirma in Berlin-Spandau, behielt Peter Körber. Sein Sohn Benjamin, der BWL studiert hatte und mittlerweile beim Vater mitarbeitete, sagte: „Komm, du hast es schon mal geschafft, lass uns den Neustart planen.“ Zwei Monate arbeitete Benjamin am Neustart-Projekt. Vater und Sohn kauften das Verwaltungs- und Produktionsgebäude der Heidelberger Druckmaschinen AG in Birkenwerder und legten im Dezember als Körber & Körber GmbH los.
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Messtechniker Carsten Kempa bedient eine 3-D-Mess-Maschine und misst eine Kathode für die Entgratung nach.
© Quelle: Enrico Kugler
Die wichtigste Lehre aus dem ersten Firmenverlust war für Peter Körber: „Ich arbeite nie wieder für die Automobilindustrie.“ Deren „Daumenschrauben“ an die Zulieferer seien „brutal“. „Der Automobilindustrie ist jede Menschlichkeit verloren gegangen.“ Stattdessen stellt die Birkenwerderaner Firma Teile für die Medizintechnik, Prüftechnik sowie für die Luft- und Raumfahrt her. „Auf der internationalen Raumstation ISS ist ein Teil von uns in einer Kamera verbaut“, sagt Benjamin Körber stolz.
Mittlerweile hat die Körber & Körber Präzisionsmechanik 30 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von vier Millionen Euro im Jahr. Ende September werden neue Maschinen geliefert. „Dann haben wir mit 20 Maschinen, von denen keine älter als sechs Jahre ist, den modernsten Maschinenpark in Berlin-Brandenburg“, sagt der Juniorchef. Zunehmend fertigt das Unternehmen nicht nur bestellte Teile, sondern montiert sie zu Baugruppen oder fertigen Produkten. Dank eines großen Werkzeugmagazins zum Beispiel am fünfachsigen Fräszentrum aus der Schweiz könne man den Aufwand für Einstellungen auch bei kleinen Stückzahlen kleinhalten, erklärt Benjamin Körber. Er ist der Kaufmann im Unternehmen, sein Vater der Ingenieur. Dass sie als Duo so gut funktionieren, habe laut Peter Körber damit zu tun, „dass wir zu 99 Prozent die gleiche Denke haben“und Peter nach dem Studium für sich entdeckte, dass er kein Mensch für einen Großbetrieb oder eine Unternehmensberatung sei. Die vielen Preise bestätigen Vater und Sohn. Sie sind mit ihrer Firma Bundessieger 2017 von digitalisierten Unternehmen und gehören seit 2015 zu den 500 schnellstwachsenden Unternehmen.
Auch Peters Frau Brigitte Körber unterstützt die Firma. Die studierte Malerin und Meisterschülerin von Professor Markus Lüpertz hat sämtliche „Kunst-trifft-Technik“-Bilder an den Wänden des Büros gemalt. Benjamin ist noch Single. „Keine Zeit mit einem Zwölfstundenarbeitstag“, winkt er lachend ab.
Von Marion Bergsdorf