Familienbetrieb und Filmkulisse
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Jana und Matthias Schaarschmidt führen seit 2015 in fünfter Generation das Gasthaus „Zum weißen Schwan“ in Velten.
© Quelle: Enrico Kugler
Velten. Der Ururgroßvater von Matthias Schaarschmidt hat 1892 – vor 125 Jahren – das Gasthaus „Zum weißen Schwan“ in Velten-Hohenschöpping erbaut und eröffnet. „Wir sind jetzt die fünfte Generation, die das Haus privat führt“, sagen Jana und Matthias Schaarschmidt. Der 125. Geburtstag der traditionsreichen Gastwirtschaft ist für das Paar ein Grund zur Freude und zum Rückblick. „Wir haben hier schon eine große historischer Postkarte vom ,Weißen Schwan’, in diesem Jubiläumsjahr kommt eine neue Edition hinzu“, sagt Jana Schaarschmidt.
Ende des 19. Jahrhunderts versorgte die Gaststätte zunächst Schiffer und Flößer mit Lebensmitteln, zum großen Teil aus der eigenen Landwirtschaft und der Brotbäckerei. Damals brummten die Ofenfabriken in Velten, vieles wurde auf dem Wasserweg transportiert. „Um die Jahrhundertwende begann das Gasthaus, sich auch den Ausflüglern zuzuwenden“, berichtet Matthias Schaarschmidt. Das Haus in idyllischer Lage sei für damalige Verhältnisse hochmodern gewesen, verfügte über Elektrizität, Wasseranschluss, doppelt verglaste Fenster. Wanderer und Radfahrer wurden mit der Handkahnfähre übergesetzt. Viele Gäste aus Berlin kamen mit dem Tourendampfer. 1926 baute der Wirt dafür eine Anlegebrücke und für Wasserwanderer Bootsstege.
Nach dem Krieg und nach der Einquartierung einer russischen Kommandantur hieß es für die junge Gastwirtin Hildegard Bildt völlig neu anzufangen. Sie brachte das Lokal resolut durch die DDR-Zeit. Als ihr der Enkel Matthias seine Freundin Jana vorstellte, wollte Großmutter Bildt wissen, was diese denn gelernt habe. Die Antwort lautete: Restaurantfachfrau. „Das passt. Dann könnt ihr auch heiraten“, sagte die Oma.
Hannelore Schaarschmidt, die Tochter von Hildegard Bildt, übernahm 1985 den „Weißen Schwan“ und führte ihn erfolgreich bis 2015. Ihrem Sohn Matthias wurde die Verbindung zu dem Familienbetrieb praktisch in die Wiege gelegt. „Wir haben hier schon als kleine Kinder mitgeholfen“, erzählt der 44-jährige Koch. Es sei ein großer Vorteil, wenn man den Beruf von der Pike auf gelernt hat, sagt seine Frau Jana. Das Gasthaus sei eben auch fordernd, schließlich habe man täglich geöffnet. Etwa die Hälfte der Besucher kommt heute immer noch auf dem Wasserweg. „Für uns Paddler ist das hier ideal. Es geht familiär zu, wir fühlen uns willkommen“, sagt Kanutin Ute Liersch aus Berlin-Heiligensee.
Immer wieder wird der „Weiße Schwan“ auch zur Filmkulisse. Im Gastraum hängen Autogrammkarten zum Beispiel von Henry Hübchen, Wolfgang Stumph, Katja Flint und Axel Milberg. Ein Dutzend Filme sind es inzwischen. Das Gasthaus wird während der Dreharbeiten geschlossen. Inzwischen können die Schaarschmidts unter den Angeboten der Filmfirmen auswählen. Dem Team der „Soko Wismar“ haben sie gerade abgesagt. Jetzt soll erste einmal das Frühjahrsgeschäft im „Weißen Schwan“ richtig anlaufen.
Von Heiko Hohenhaus