Mühlenbeck: Straßenausbau nach „Bernauer Modell“
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Infogespräch in Bernau mit Mühlenbecks Bürgermeister Filippo Smaldino (3.v.l.)
Mühlenbeck. Eine Abordnung aus dem Mühlenbecker Land besuchte am Mittwoch, 19. Februar, die Nachbargemeinde Bernau. Mit dabei waren Bürgermeister Smaldino, Verwaltungsfachleute zum Straßenbau sowie Vertreter der politischen Fraktionen. Sie informierten sich vor Ort über das sogenannte „Bernauer Modell“, eine alternative Methode um Sandstraßen mittelfristig instandzusetzen, ohne dafür Anwohner zur Kasse zu bitten.
Was tun mit Sandstraßen?
Die Situation in Bernau ähnelt der in der Gemeinde Mühlenbeck: Es existiert eine große Zahl an Sandstraßen, deren Zustand oft sehr schlecht ist. Diese Straßen zu „schieben“ hilft nur kurzfristig und ist gleichzeitig so teuer, dass jedes Jahr nur eine begrenzte Zahl an Straßen überhaupt bearbeitet werden kann. Effektiver und nachhaltiger wäre der grundhafte Ausbau dieser Straßen – allerdings wehren sich die Anwohner zunehmend dagegen, solange sie sich finanziell beteiligen müssen. Verwaltung und Politik suchen daher nach einem Mittelweg. In Bernau wird nun ein neues Vorgehen erprobt, das sogenannte „Bernauer Modell“: Diese Instandsetzung erfolgt „planungslos“ und ohne Beteiligung von Behörden, dadurch werden Anwohner finanziell nicht beteiligt. Schadhafte Sandstraßen werden planiert und anschließend mit einer 10 cm dicken Schicht aus Asphalt überzogen. Die 3 bis 3,50 Meter breite Fahrbahn ist mit Schotterrändern eingefasst.
Vorbild für das Mühlenbecker Land?
Bürgermeister Filippo Smaldino zeigte sich angetan: „Ich bin ein absoluter Befürworter!“ Er kann sich gut vorstellen, dass bei geeigneten Straßen auch im Mühlenbecker Land zukünftig so verfahren wird. Dies betreffe Sandstraßen im Anliegerbereich, die nur wenig Verkehr haben, weil sie bspw. als Sackgasse enden. Allerdings ist auch die Finanzierung des „Bernauer Modells“ nicht ganz einfach: Anders als der grundhafte Straßenausbau darf die Instandhaltung nicht aus Rücklagen der Gemeinde finanziert werden. Stattdessen müssen diese Kosten durch laufende Einnahmen gedeckt werden. Mit dem vorhandenen Geld könnte 2020 lediglich ein einziger Kilometer nach diesem Modell instandgesetzt werden. Sollen es mehr werden, müssten die Gemeindevertreter bei anderen Ausgaben Abstriche machen.
Wie geht es nun weiter?
Zunächst werden sich die Politiker in den Ausschüssen noch einmal intensiv mit den gewonnenen Erkenntnissen beschäftigen. Bürgermeister Smaldino zieht jedoch zunächst positive Bilanz. Und er freute sich darüber, wie gut die interkommunale Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Bernau klappe: „Vielen Dank an Bürgermeister André Stahl und seine Mitarbeiter für dieses Treffen in Bernau, den netten Empfang und die umfangreichen Informationen!“
Vor- und Nachteile des „Bernauer Modells“
Indem die Verwaltung auf jede Planung verzichtet, kann das „Bernauer Modell“ als „Instandsetzung“ abgerechnet werden, sodass für Anlieger zunächst keine Kosten entstehen. Nachteilig ist, dass ohne Planung Regenwassers ungeregelt auf Grundstücke fließen könnte und auch die Anpassung von Grundstückszufahrten, zum Beispiel bei Höhenunterschieden, den Anwohnern überlassen bleibt. In Bernau wird das Vorgehen seit ca. vier Jahren praktiziert, sodass noch keine Erfahrungen über die Haltbarkeit des Straßenbelags vorliegen. Ist dieser verschlissen, sind Reparaturen jedoch aufwendig, sodass langfristig – in schätzungsweise 10 bis 15 Jahren – trotz allem ein grundhafter Ausbau der Straße notwendig werden wird.
„Da die Instandhaltung zu den laufenden Aufgaben einer Verwaltung gehört, entscheiden die Fachmitarbeiter im Rathaus, in welcher Reihenfolge die Straßen bearbeitet werden. Politiker und Anwohner werden lediglich informiert. Bisher werden das Prozedere in Bernau von allen Seiten gut angenommen“, berichtet der Bernauer Sachgebietsleiter Herr Brienckmann.
Von MAZonline