Singen für den tödlich verunglückten Maurice
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Maurice aus Birkenwerder mit einigen seiner Schüler und Kollegen.
© Quelle: FotoS: privat/Helge Treichel
Birkenwerder. „Es war die glücklichste Zeit in seinem Leben“, sagt Claudia Burkert. Das habe ihr Sohn Maurice immer wieder aus dem fernen Indonesien nach Hause gemeldet. Tränen rinnen über ihre Wangen, während sie davon berichtet. Am 17. Juni starb ihr Sohn in jener von Armut geprägten Welt, in der er zu sich und gleichzeitig sein Lebensziel gefunden hatte.
Erst im vergangenen Jahr macht Maurice Burkert sein Abitur in Birkenwerder. Hier wächst er auf, die Gesamtschule ist gleich um die Ecke. Nach seinem Abschluss im zweiten Anlauf hat der 21-Jährige den Wunsch, an einer Schule im fernen Ausland einen sozialen Freiwilligendienst zu absolvieren. Er sucht sich eine Organisation via Internet und arbeitet bis zum Jahreswechsel, um 4000 Euro anzusparen. Diese Summe ist erforderlich, um auf die indonesische Insel Bali zu gelangen und dort in Nusa Dua zu unterrichten. „Zeitweise hat er sogar zwei Jobs“, sagt Claudia Burkert.
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Während des Unterrichts: Schnappschuss von Maurice in seiner Vorschulklasse.
© Quelle: privat
Am 9. Januar bricht Maurice auf zum größten Abenteuer seines Lebens, seinem Volontariat an der Bintang Timur School. Er ist im Kindergarten und in der Vorschule tätig. Der Helfer spielt mit den Kindern, unterrichtet Deutsch und Englisch. Eine tolle Erfahrung ist für ihn, wie wissbegierig die Kinder sind und wie gern sie zur Schule kommen. Er übernimmt eine Patenschaft und unterrichtet auch in seiner Freizeit. Und obwohl es an vielen materiellen Dingen fehlt, machen die Menschen einen glücklichen Eindruck auf ihn. Eine eindrucksvolle Erfahrung für jemanden, der aus einer Wohlstandsgesellschaft kommt.
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Maurice auf einem Erinnerungsfoto mit seinem Patenkind Deyva.
© Quelle: privat
Während seines Aufenthalts sei bei Maurice der Wunsch gereift, Lehrer zu werden und zum Unterrichten immer wieder dorthin zurückzukehren, wo Bildung keine Selbstverständlichkeit ist, sagt seine Tante. Kathrin Schuhmann ist extra aus Berlin gekommen, um ihre Schwester an diesem Mittwochabend zu begleiten. Beide sind zum Weihnachtskonzert der Regine-Hildebrandt-Schule eingeladen. Spenden des Abends sind für Bali gedacht, für die Bintang Timur School . Und während sich nebenan Musiker einspielen und Stimmengewirr zu vernehmen ist, erzählen die beiden Frauen von Maurice und seinen Erfahrungen.
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Greta Hörsch während ihrer Interpretation der „Bohemian Rhapsody“ von Queen beim Weihnachtskonzert.
© Quelle: Helge Treichel
Der 21-Jährige übernimmt nicht nur eine Patenschaft, indem er ein Mädchen finanziell unterstützt, er vermittelt auch weitere Patenschaften in seiner Familie. Patenschaften für fünf Kinder sind es insgesamt. Das Schulgeld und die Kosten für viele Arbeitsmittel werden übernommen. Schulgründerin Susan Setiawan ist begeistert von dem Deutschen und wie er sein Herz öffnet: Noch nie habe sie einen Menschen wie Maurice getroffen, sagt sie seiner Familie. Vor wenigen Jahren hatte sie die Schule ins Leben gerufen, um Kindern aus einkommensschwachen Familien eine schulische Bildung zu ermöglichen. Zwar gebe es in Indonesien eine Schulpflicht, aber zum Teil nur auf dem Papier. Denn jede schulische Ausbildung koste die Familien Geld. Vielen sei es nicht möglich, die sechs Euro pro Monat aufzubringen. Maurice nimmt Anteil daran, so dass die Menschen ihn auch an ihrem Alltag teilhaben lassen.
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Im Foyer wurde mit riesigen Spruchbändern auf die Spendenaktion aufmerksam gemacht.
© Quelle: Helge Treichel
Er schließt Freundschaft mit einem Lehrer, wird bei ihm zu Hause aufgenommen. Das ermöglicht es ihm, seinen Aufenthalt nach Ende des Volontariates bis zum 27. Juli zu verlängern, um Land und Leute noch näher kennenzulernen. Bei einem der Ausflüge sei er mit dem Motorroller tödlich verunglückt.
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Ein tolles Moderatorenteam: Niels Blazyczek und Sören Förster (v.l.).
© Quelle: Helge Treichel
Für Claudia Burkert und ihren Mann Ronny geht das Thema Bali dennoch weiter. Im September gehen sie auf die Hildebrandt-Schule zu, um auf die Probleme aufmerksam zu machen: „Das hätte auch Maurice gewollt.“ Das Spendenprojekt stößt bei Schülern und Lehrern sofort auf offene Ohren. Am 24. Dezember fliegen die Eltern nach Bali. Sie wollen die uneigennützige Hilfe ihres Sohnes fortführen, auf seinen Spuren unterwegs sein, seine Freunde treffen. Schulleiterin Susan wolle sie dabei begleiten. Vor Ort sei erlebbar, dass wirklich die ganze Hilfe ankommt. „Das Datum spielt für uns derzeit ohnehin keine Rolle“, sagt Claudia Burkert. Die Karten für das Weihnachtskonzert haben sie und ihre Schwester zurückgegeben. Für Musik und Sketche seien sie einfach noch nicht bereit.
Weihnachtskonzerte im Lichte der Spendenaktion
Die Weihnachtskonzerte der Regine-Hildebrandt-Gesamtschule am 19. und 20. Dezember trugen den Titel „Es werde Licht!“ Beide Abende warfen ein Licht auf die Bintang Timur School in Nusa Dua auf Bali, Indonesien. Maurice Burkert aus Birkenwerder, ein ehemaliger Schüler der Hildebrandt-Gesamtschule, absolvierte dort ab Januar dieses Jahres seinen Freiwilligendienst. Nachdem er seinen Aufenthalt verlängert hatte, um Land und Leute noch näher kennenzulernen, verunglückte der 21-Jährige am 17. Juni bei einem Verkehrsunfall tödlich. In seinem Sinne und im Sinne Regine Hildebrandts wollen die Familie und die Gesamtschule die Bintang Timur School weiterhin unterstützen. Aus diesem Grund gehen alle Spenden der Konzerte sowie während des Weihnachtsmarktes und einer weiteren Spendenaktion am 21. Januar nach Bali, um den Schulaufbau zu unterstützen und den Menschen vor Ort den Kauf notwendiger Materialien zu ermöglichen.
Von Helge Treichel
MAZ